Bochum. Bei der Mai-Kundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz mit mehreren tausend Teilnehmern setzen Redner deutliche Zeichen gegen Rechts.

Am Mittwoch endet die Urabstimmung unter den gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten von städtischen Kindertagesstätten und Sozialeinrichtungen. Die Zeichen stehen auf Streik. „Was bleibt uns auch anderes übrig?“, fragte Erzieherin Claudia Baumgart in ihrem Grußwort vor Tausenden von Teilnehmern an der Kundgebung zum 1. Mai auf dem Willy-Brandt-Platz.

Sie warb nach fünf gescheiterten Tarifrunden um Verständnis und Solidarität für eine Berufsgruppe, die von den Kommunen durch neue Eingruppierungen Lohnerhöhungen von zehn Prozent fordert, damit ihre von vielen Seiten immer wieder als „gesellschaftlich wichtig“ bezeichnete Tätigkeit angemessen bezahlt werde. Eva Kerkemeier, Vorsitzende des DGB Bochum, schloss sich in ihrer Begrüßungsrede der Forderung an. „Denn das sind keine Kinderverwahranstalten mehr, um dies es hier geht.“ Die Gesellschaft habe ein Recht auf qualifizierte Betreuung von Kindern jeden Alters. Diese Qualität habe ihren Preis.

75. Maikundgebung im Bochum

Tarifstreit, Jugendarbeitslosigkeit, Kampf gegen Rechts waren weitere Themen bei der Kundgebung zum 1. Mai, an der sich diesmal 40 Organisationen beteiligten und die der Deutsche Gewerkschafts Bund (DGB) unter das Motto gestellt hatte „Die Arbeit der Zukunft gestalten wir“. Dabei machte Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz auf die nach wie vor hohe Jugendarbeitslosigkeit von knapp acht Prozent und die geringe Zahl ausbildender Betriebe (nur jeder fünfte hat Azubis) aufmerksam. Während sie an Willy Brandt erinnerte und dessen Satz „Lieber einem 60-Jährigen Rente zahlen, als einem 18-Jährigen Arbeitslosengeld“, machte Verdi-Landesbezirksleiterin Gabriele Schmidt als Hauptrednerin der Veranstaltung deutlich, dass die Forderung nach einer Umlagefinanzierung zur Ausbildung nach wie vor richtig sei. Und: „Wir fordern eine Ausbildungsgarantie für alle.“

Demonstration und Kundgebung am 9. Mai

Zu einer weiteren Demonstration und Kundgebung ruft der Deutsche Gewerkschafts Bund am Samstag, 9. Mai, auf. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 soll die Veranstaltung ein Zeichen sein „für ein friedliches, soziales und demokratisches Europa“.

Die Veranstaltung beginnt um 13 Uhr auf dem Kurt-Schumacher-Platz vor dem Hauptbahnhof unter anderem mit Reden von Verdi-Geschäftsführer Gudrun Müller und Rainer Einenkel, dem langjährigen Betriebsvorsitzenden von Opel.

Um 13.30 Uhr setzt sich der Demonstrationszug in Bewegung in Richtung Schauspielhaus.

Dort beginnt um 14 Uhr eine Kundgebung unter anderem mit DGB-Geschäftsführer Jochen Marquardt.

Für gesellschaftliche Vielfalt warben alle Redner und machten zugleich deutlich, dass es keinen Platz für rechtes Gedankengut gebe. Oberbürgermeisterin Scholz stellte unmissverständlich klar, „Demonstrationen, die allein das Ziel haben, faschistisches Gedankengut zu verbreiten und Fremdenfeindlichkeit zu schüren, gehören verboten“. Sie sei stolz darauf, „dass es in unserer Stadt eine breites Bündnis von Mitbürgerinnen und Mitbürgern sowie Organisationen gibt, die immer wieder bereit sind, dagegen Flagge zu zeigen, wenn die Ewiggestrigen ihre Hassparolen verbreiten“. Für Aufmärsche gegen Moslems oder Juden, Flüchtlinge, Asylbewerber oder Migranten „ist kein Platz in Bochum und darf auch kein Platz in unserem Land sein“.