Aus der Friedenskirche in Stahlhausen wurde das Stadtteilzentrum Q1. Ev. Kirchengemeinde und Ifak gehen gemeinsam neue Wege

Stahlhausen. Der neue Eingang ist hell, die Türen sind aus Glas. Es riecht nach frischer Farbe und neuem Mobiliar. Aus der Friedenskirche in Stahlhausen wurde ein Stadtteilzentrum fürs Westend. Die evangelische Kirchengemeinde stand vor der Entscheidung, das Gotteshaus aufzugeben oder erstmals neue Wege zu gehen. So wagte sie gemeinsam mit der Ifak, dem Verein für interkulturelle Bildung, Jugendhilfe und Migrationsarbeit, im Juni 2013 den Schritt, die Kirche umzubauen.

„Q 1“ (Eins im Quartier) ist angelegt als Haus für Kultur, Religion und Soziales. Zu Beginn, als die Pläne bekannt wurden, schienen Welten aufeinander zu prallen. Nicht alle Seiten reagierten beifällig, dass verschiedene Glaubensrichtungen sich künftig räumlich so nah kommen sollten. Doch die Annäherung gelingt. Die Frauengruppe etwa, die während der Bauarbeiten ins Albert-Schmidt-Haus umgezogen war, will zurück ins neue Domizil. „Flüchtlinge und Migranten treffen mit Eingeborenen aufeinander. Das war eine Herausforderung“, sagt Pfarrer Holger Nollmann. Aber mit dem positiven Effekt: „Wir haben jetzt wieder so viel Betrieb wie zu den Goldenen Zeiten, wir sind nicht mehr allein.“. Die offizielle Eröffnung ist zwar erst im Juni, doch genutzt wird das neue Zentrum schon jetzt. So finden hier bereits Integrationskurse der Ifak statt. Stephanie Plenge betreut viermal pro Woche bis zu 20 Teilnehmer, die Deutsch lernen wollen. Es gibt Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, auch das Projekt „Wegweiser“, das bei gewaltbereiten Salafisten Präventionsarbeit leistet, hat hier ein neues Zuhause gefunden. Die Ifak hat dazu ihren alten Standort an der Gremmestraße aufgegeben.

Der Altarbereich der Friedenskirche wurde für den Umbau halbiert; zuletzt kamen zu den Gottesdiensten noch maximal 30 Leute. Heute gibt es eine Friedenskapelle mit moderner, heller Ausstattung, bei der die Gläubigen nicht länger auf die Hinterköpfe in den Reihen vor ihnen blicken, sondern einander gegenüber sitzen – wie zu Tisch. Die benachbarte Kita Pfiffikus feiert hier bereits Gottesdienste, es kommen Hochzeitsgesellschaften, auch für Taufen wird sie genutzt. Die Friedenskapelle bleibt Ort für liturgische Feiern. 20 Plätze bieten die Bänke, bis zu 58 Personen können untergebracht werden. „Das“, sagt Pfarrer Nollmann, „reicht aus. Große Kirchen haben wir noch reichlich“.

Metalldiebe, Gasalarm und Asbestsanierung

Eigentlich sollte das Stadtteilzentrum bereits Mitte 2014 fertig sein. Doch der Bau war von Widrigkeiten begleitet: Metalldiebe brachen im Sommer 2013 eine Gasleitung auf, die Feuerwehr musste anrücken.
Im Januar letzten Jahres wurde Asbest auf der Baustelle festgestellt. Vor allem anderen musste saniert werden.

Vier Standorte hat die evangelische Kirchengemeinde Bochum: die ehemalige Friedenskirche an der Halbachstraße, die Luther-, Paulus- und Johanneskirche. Im Juni schließt sich auch noch die Gethsemane-Kirche aus Hamme mit an.

Auch die Kunst hat im Q1-Stadtteilzentrum ein neues Domizil gefunden. Als die Leute des FKT – Freies Kunst-Territorium – ihre Adresse an der Bessemerstraße aufgeben mussten, verteilten sie sich. Die Bildhauerin Dorothee Schäfer siedelte an die Halbachstraße um. Heute nutzt sie Räume neben den Gemeindebüros und die Empore des ehemaligen Altarraums, wo noch die alte Orgel steht. „Unsere Idee war, an wechselnde ,artists in residence’ zu vermieten“, so Nollmann.

1,7 Millionen Euro hat der Umbau gekostet, Mittel aus dem Stadtumbau Westend. Wegen der Asbestsanierung stiegen die Kosten, verzögerte sich die Fertigstellung.