Bochum. Das Netzwerk für Innovation Bochum besteht nun seit fast zehn Jahren. Dr. Raphaela Meißner und Klaus Trimborn wollen Schülerinnen und Schüler nachhaltig für naturwissenschaftliche Fächer begeistern.
Leuchtturmprojekt wird so etwas genannt. Wobei das an dieser Stelle auch bildlich passt. Schließlich kann das Starlight-Modell, das Schülerinnen und Schüler des Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums zusammengebaut haben, wirklich leuchten. Es steht im Foyer der Musical-Halle und ist der Beweis dafür, wie erfolgreich Dr. Raphaela Meißner und Klaus Trimborn arbeiten. Meißner ist seit 2009 beim zdi-Netzwerk Bochum, Trimborn hat das Netzwerk in Bochum vor fast zehn Jahren aufgebaut und ist Landeskoordinator im Zukunft durch Innovation.NRW-Netzwerk, kurz zdi-Netzwerk.
Vorrangig geht es bei ihrer Arbeit darum, Nachwuchs für MINT-Fächer zu finden. Das ist eine zusammenfassende Bezeichnung von Unterrichts- und Studienfächern beziehungsweise Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Das war vor zehn Jahren schwierig und ist es wohl auch immer noch.
Ist das Nachwuchsproblem bei den MINT-Fächern ein reines Frauenproblem? Also fehlen Mädchen?
Raphaela Meißner: Es geht nicht mehr nur um Mädchen. Es geht um Förderung von Mädchen und Jungen, um Förderung auf ganzer Linie.
Klaus Trimborn: Es geht darum, dass die Summe der Bewerber größer wird. Wir wollen den Bewerberpool erhöhen und weiterhin dem bevorstehenden Fachkräftemangel entgegenwirken.
In den MINT-Studienfächern fehlen aber weiterhin Frauen.
Trimborn: Mädchen sind weiterhin eine nicht ausgeschöpfte Gruppe. Es könnte sich potenzieren, wenn deutlich mehr Mädchen in technischen Berufen aktiv werden würden. Es ist die Politik der kleinen Schritte.
Meißner: Mädchen müssen gezielter angesprochen werden. Sie brauchen Kontext.
Das heißt konkret?
Meißner: Wir versuchen immer, beide Zielgruppen anzusprechen. wenn ich etwas für Mädchen formuliere, spricht es auch Jungen an. Umgekehrt aber nicht. Das liegt an den Schlüsselwörtern.
Trimborn: Mädchen gehen Aufgabenstellungen anders an als Jungs. Jungs wenden zumeist die Ich-kann-Technik an. Sie sind unstrukturiert, aber kreativ. Mädchen sind zunächst zurückhaltender. Im Unterricht beobachten sich die Gruppen. Die Mädchen lernen von den Jungs, auch mal etwas auszuprobieren.
Nun versuchen Sie schon länger, Nachwuchs für die MINT-Fächer zu finden. Gibt es Zahlen, wie erfolgreich Sie sind?
Trimborn: Unsere Aufgabe ist es, Interesse zu wecken und nachhaltig zu fördern. Es ist schwierig, Statistiken zu erstellen, wie viele Mädchen ein Studium in einem der MINT-Fächer beginnen. Es ist schwierig, Zahlen zu liefern.
Ihre Arbeit machen Sie dennoch weiter?
Meißner: Natürlich. Das zdi-Netzwerk Bochum ist inzwischen in der Stadt und darüber hinaus bekannt. Wir kooperieren mit ganz vielen Schulen, unsere Veranstaltungen sind immer schnell ausgebucht.
Mehr als 3000 Partner helfen im zdi-Netzwerk
Zukunft durch Innovation.NRW (zdi) ist eine Gemeinschaftsoffensive zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses in Nordrhein-Westfalen.
Mit mehr als 3000 Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Schule, Politik und gesellschaftlichen Gruppen ist sie die größte ihrer Art in Europa. Im ganzen Land verteilt gibt es inzwischen 43 zdi-Zentren und rund 50 zdi-Schülerlabore. Hinzu kommen zahlreiche weitere Einrichtungen, die zdi-Aktivitäten umsetzen, darunter Lernwerkstätten an Grundschulen ebenso wie bekannte andere außerschulische Lernorte an Forschungseinrichtungen und Unternehmen.
Gesamte Bildungskette abgedeckt
Zdi wird auf Landesebene gleich von mehreren Ministerien (Wissenschaft, Schule und Wirtschaft) unterstützt; die Federführung liegt beim Wissenschaftsministerium. Die zdi-Geschäftsstelle berät und unterstützt die Zentren und Schülerlabore in ihrer Arbeit und koordiniert die Vergabe von Fördermitteln.
Die zdi-Partner, zu denen rund 25 Prozent aller weiterführenden Schulen sowie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit gehören, bieten gemeinsame Maßnahmen entlang der gesamten Bildungskette vom Kindergarten bis zum Übergang in ein Studium und in den Beruf an. Aktuell werden über die zdi-Netzwerke jährlich rund 300.000 junge Menschen erreicht, davon etwa ein Drittel über eigene Maßnahmen der zdi-Zentren und zdi-Labore.