Bochum. Trotz Sommerpause wird im Bochumer Theater gearbeitt. Denn nur in den Theaterferien können Wartungen durchgeführt werden.

Im Sommer spielt sich im Schauspielhaus nix ab? Stimmt so nicht, die Aussage. Zwar ruht der Spielbetrieb, und Schauspieler und Regisseure liegen in der Sonne. Gearbeitet wird aber trotzdem. Und das nicht zu knapp.

„Nur in den Theaterferien können nötige Wartungsarbeiten durchgeführt werden“, sagt Holger Vollmert, Assistent des Technischen Direktors. Davon stehen so einige auf der To-Do-Liste, und Eile ist geboten, denn bis zum Spielzeit-Eröffnungsfest am 30. August muss alles fertig sein. Größter Posten in diesem Sommer: die Sanierung der Drehbühne.

12 Meter Durchmesser

Die Drehbühne ist ein Trumm mit 12 Metern Durchmesser. Das tonnenschwere Stück aus massivem US-Pinienholz liegt zurzeit ausladend auf dem Bühnenboden. Arbeiter mit Polier- und Fräsmaschinen sind dabei, der Konstruktion wieder Schliff und einen neuen Anstrich zu verpassen. „Die Bühnenbeplankung wird komplett neu hergestellt, die Abnutzung war deutlich sichtbar, es musste etwas passieren“, sagt Vollmert.

Damit sich in Zukunft niemand einen Splitter zieht, wird die Holzkonstruktion maschinell schön glatt geschmirgelt. Häufchen mit Holzstaub und Spänen liegen überall herum. Es riecht ein bisschen nach Wald auf der Hinterbühne, aber die scheppernde Geräuschkulisse ist die einer mechanischen Werkstatt.

Laufend Wartungsbedarf

Das Schauspielhaus als Gebäude hat samt seinen Innereien laufend Wartungsbedarf. Schließlich spielt hinter den Kulissen die Technik die entscheidende Rolle. Denn ohne sie läuft im Wortsinn nichts. Und sie muss in Schuss gehalten werden; der TÜV ist wachsam. Trifft auch für die Scheinwerfer zu, hoch oben auf den Traversen, die momentan einzeln und von Hand vom Staub befreit werden. Schließlich stellt die graue Kruste eine potenzielle Brandgefahr dar. Eine aufwändige Arbeit, von der 2. oder 3. Galerie aus, 20, 25 Meter über der Bühne. Aber ein starker Aus- und Tiefblick, jedenfalls für schwindelfreie Zeitgenossen.

1979 erfolgte der Einbau der Drehbühne

Nach der fast vollständigen Zerstörung des Theaters infolge eines Bombenangriffs auf die Stadt im Jahre 1944 fand der Schauspielbetrieb bis in Anfang der 1950er Jahre im Parktheater in der Parkhaus-Gastronomie im Stadtpark statt. 1953 wird der Theaterbau am Platz des alten Theaters in seiner heutigen Form nach Plänen des Berliner Architekten Gerhard Moritz Graubner wiedereröffnet.

1979 unter Claus Peymann erfolgten die ersten grundlegenden Renovierungsarbeiten im Schauspielhaus. Damals wurden die Untermaschinerie mit Hubpodien versehen und tonnenschwere Stahlträger mit Maschinenzügen in den Schnürboden eingebaut. Damals wurde auch die bewegliche Drehbühne installiert. Matthias Hartmann sorgt 2000 dafür, dass das Theater die längst überfällige Generalsanierung erhielt.

Von hier oben hat man auch gute Einsicht auf die Drehbühne. Normalerweise fällt das Riesen-Teil nicht sehr auf, denn es ist an der Rückwand der Bühne aufgehängt und wird nur für spezielle Produktionen aufgebaut. Zuletzt kam die Drehbühne bei „Viel Lärm um nichts“ und „Drei Männer im Schnee“ zum Einsatz. „Das Holz ist schon ein paar Mal abgeschliffen worden“, sagt Vollmert, „es wurde immer dünner.“ Dazu kommt, bedingt durch die Abnutzung, eine mögliche Gefährdung der Schauspieler, die auf der unebenen Oberfläche ausrutschen könnten. Wann die Drehbühne zuletzt überholt wurde, weiß keiner mehr so genau. „Das ist sicher schon 20 Jahre her“, schätzt Vollmert.

Stadt trägt die Kosten

Deren Rundumsanierung hat der Kaufmännische Direktor Dr. Matthias Nowicki im Blick, vor allem kostenmäßig. 150.000 Euro kostet die Generalüberholung – Investitionsmittel der Stadt Bochum, die nicht dem unmittelbaren Theater-Etat entnommen werden mussten. „Die Stadt als Eigentümerin des Gebäudes ist hier Geldgeberin, die Maßnahme wurde schon vor zwei Jahren beantragt“, sagt Nowicki. Das Vorhaben „Drehbühne“ ist also von langer Hand geplant. Auf dass bald alle lange Freude daran haben. Mindestens die nächsten 20 Jahre.