Duisburg. Verein Budokan bietet kostenloses Schnuppertraining in den Ferien an. Eine Kampfsportart mit pädagogischem Potenzial.

„Ichi – Ni – San“ (eins, zwei, drei), ruft Karatetrainer Karsten Czarra energisch durch den Dojo. Seine Schüler reagieren eingeübt mit ausgestreckter Faust nach vorne, dann erhobener Faust zur Abwehrbewegung. Karate ist nicht einfach nur ein Kampfsport, es geht um Tradition und Ritual: „Es ist eben noch eine traditionelle Kampfkunst – und hat deshalb viel mit Respekt und Disziplin zutun“, sagt Tim Milner, zweiter Vereinsvorsitzender. Diese Werte möchte er in seiner Kampfkunstschule Budokan vermitteln – und zwar mit kostenlosem Probetraining für Kinder und Jugendliche während der Sommerferien.

Der neunjährige Hamza hat da schon zum zweiten Mal mitgemacht: „Ich wollte einfach mal dabei sein – sonst spiele ich eher Fußball oder mache Taek-Won-Do“, sagt er. „Wir haben dann erstmal ein Spiel gemacht und später so richtig trainiert.“

"Ich fing vor zwölf Jahren mit Karate an"

Für Milner und seine Trainerkollegen sind diese Spiele schon Teil des Trainings: Bevor an spektakuläre Trittfolgen und dergleichen zu denken ist, muss den Kleinen zunächst Koordination und auch die karatetypische Etikette vermittelt werden. „Respekt wird bei uns großgeschrieben“, sagt Milner. Das fängt schon damit an, dass sich Schüler und Lehrer verbeugen müssen, wenn sie den Dojo betreten. Ein wenig „spirituelles Feeling“ solle schon erhalten bleiben, findet Milner. Was dazu beiträgt: Der Trainingsraum, der inzwischen mit blauen Matten ausgelegt und allerlei japanischen Accessoires geschmückt ist, war früher nämlich der Altarraum der Friedenskirche.

Zweimal pro Woche Probetraining

Die kostenlosen Probetrainings finden montags und donnerstags statt, und zwar noch bis zum 10. August. Kinder zwischen 4 Jahren und 7 Jahren trainieren ab 16 Uhr, Kinder zwischen 8 Jahren und 10 Jahren um 17 Uhr, Jugendliche ab 11 Jahren um 18 Uhr und Erwachsene ab 19 Uhr.
Der Verein Budokan wurde 1999 gegründet, inzwischen zählt er über 300 Mitglieder.

Jenny Bieber und Lena Grineisen sind zwei Nachwuchs-Karatetrainerinnen bei Budokan, sie kümmern sich um die Kleinen. Sie sehen bei Karate, im Gegensatz zu anderen, moderneren Kampfsportarten, auch ein pädagogisches Potenzial: „Das mit dem Respekt merkt man den Kindern auf jeden Fall an – und es bringt sie auch so im Leben weiter“, sagt Grineisen. Jenny Bieber kann da aus eigener Erfahrung sprechen: „Ich fing vor zwölf Jahren mit Karate an, als kleines Mädchen“, erzählt die nun 18-Jährige. „Inzwischen hab ich da nicht nur ein gewisses Selbstbewusstsein mitbekommen, sondern auch ein ganz anderes Körpergefühl.

Die Etiketten-Hierarchie der Traditionskampfkunst

Der Respekt für andere erschöpft sich aber nicht nur in altjapanischer Etikette, sondern hat auch ganz praktische Hintergründe: „Wenn man miteinander kämpft, muss man sich schließlich darauf verlassen, dass der andere einen nicht verletzt“, erklärt Grineisen. Miteinander kämpfen, nicht gegeneinander – das ist auch Tim Milner wichtig, besonders beim sogenannten Kumite, wenn verschiedene Techniken beim Kampf mit einem Partner eingeübt werden. Bevor der Karate-Adept so weit ist, gibt es aber bestimmte Vorphasen: Zunächst wird die Koordination der Kleinen geschult, wenn sie beim sogenannten Kata nur bestimmte Formen einüben.

Darauf aufgebaut wird dann im Kilon, sozusagen der Grundschule für Karate-Schüler. Der neunjährige Maximilian ist schon seit einem Jahr dabei – und die Abwehrtechniken beherrscht er schon ganz gut. Er trägt auch schon einen gelben Gürtel um seinen Karateanzug – was der ganz genau in der Etiketten-Hierarchie der Traditionskampfkunst bedeutet, weiß er zwar nicht, dafür aber das Entscheidende: „Den kriegt man, wenn man gut kämpft und fleißig mitmacht.“