Bochum. Mediziner kann seine angemieteten Stellplätze auf einem Hinterhof seit Wochen nicht mehr nutzen. Er beklagt Umsatzeinbußen in Höhe von fünf bis zehn Prozent.

Die Baustelle auf der Kortumstraße macht nicht nur den Geschäftsleuten Sorgen, sie bereitet auch einem dort ansässigen Mediziner große Probleme: Seit geraumer Zeit schon kann Dr. Udo Goecke die beiden von ihm angemieteten Stellplätze auf dem Innenhof an der Hausnummer 50 nicht mehr nutzen. Mittlerweile ist der Zahnarzt über die Baustelle „erbost“. Viele seiner überwiegend älteren Patienten hätten die Stellplätze gern in Anspruch genommen, um sich vormittags bis 11 Uhr etwa im Taxi direkt über die Kortumstraße bis vor die Praxis-Tür bringen zu lassen, sagt Goecke: „Jetzt sagen sie die Termine ab.“ Umsatzeinbußen in Höhe von fünf bis zehn Prozent habe ihm die Baustelle bislang beschert, klagt der Mediziner. Goecke verweist auch darauf, dass Hausbesuche für ihn mit seinen technischen Geräten keine Alternative sein könnten: „Ich muss darauf hoffen, dass die Patienten zu mir kommen.“

„Der hat ein großes Problem“, sagt der benachbarte Kieferorthopäde Luis Löwenthal über seinen Kollegen. Ihn selbst betreffe die Baustelle allerdings weniger: „Wir hatten am Anfang einige Probleme. Aber ich habe keine alten Patienten. Das ist ein Vorteil.“

„Gesamtziel Mitte November nicht aus den Augen verlieren“

Goecke ist vor allem vom Kommunikationsmanagement der Stadt enttäuscht. Nur für wenige Tage werde es Beeinträchtigungen geben, sei ihm im Vorfeld gesagt worden: „Ich habe das geglaubt.“ Mittlerweile seien es Wochen und Monate, in denen die Zufahrt dauerhaft dicht gewesen sei. Einzig für die rund zweiwöchige Aussetzung der Baustelle für Bochum Total werden Goecke und seine Patienten vorerst wieder freie Fahrt zu den Stellplätzen haben. Bis dahin stehen noch Arbeiten am Kanal und an den Fernwärme-Leitungen an, danach sind Gas-, Wasser und Stromleitungen dran, Straßenbau und Pflasterungsarbeiten.

„Aus Sicht der Betroffenen ist das nicht schön“, zeigt Thomas Fründ vom städtischen Baustellenmarketing Verständnis für die Situation des Mediziners. Die Verwaltung sei allerdings bemüht, „das Ausmaß der Störungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren“. Dass die Stadt Goecke gegenüber falsche Versprechungen gemacht haben soll, weist er zurück. Bei einem Projekt dieser Größenordnung könne es immer Verschiebungen in der Detailplanung geben, Angaben seien stets unter Vorbehalt zu verstehen: „Die Baustelle lebt.“ Fründ betont aber auch, dass die Stadt bei der Fertigstellung der Kortumstraße das „Gesamtziel Mitte November nicht aus den Augen verlieren“ dürfe. Das öffentliche Interesse daran gelte es gegenüber den Belangen einzelner abzuwägen: „Mir ist bewusst, dass es zu Problemen kommen kann. Aber wir können es nicht verhindern.“ Goecke, der seine Praxis seit einem Vierteljahrhundert an der Kortumstraße führt, will sich damit nicht abfinden.