Bochum-Stahlhausen. . Evangelische Kirchengemeinde und Ifak gehen mit dem Stadtteilzentrum Q1 in Stahlhausen, das gestern offiziell eröffnet wurde, neue Wege. Haus für Religion, Kultur und Soziales.

Nur zögerlich folgten die Gäste der Aufforderung Pfarrer Holger Nollmanns, näher ans Podium zu rücken; schließlich mochte sich nicht jeder in die pralle Sonne stellen. Zur Mittagszeit wurde am Freitag das neue Stadtteilzentrum Stahlhausen – „Q1 – Eins im Quartier“ – eingeweiht, der letzte Baustein des Stadtumbaus Westend.

Das Zentrum als Anbau der Friedenskirche wurde binnen zwei Jahren fertiggestellt, es gab Verzögerungen wegen Asbestfunden, Metalldieben, die eine Gasleitung ausbrachen. Auch die Kosten lagen mit 1,8 Millionen Euro etwas höher; gefördert zu 50 Prozent durch EU, 30 Prozent Land/Bund, 20 Prozent trug die Stadt Bochum.

Die evangelische Kirchengemeinde und die Ifak gehen mit diesem Projekt neue Wege, was alle Redner in ihren Grußworten herausstrichen. Denn die Gemeinde stand vor der Entscheidung, die Friedenskirche zu schließen, oder künftig zu teilen mit Menschen anderer Glaubensrichtungen.

Pfarrer Nollmann: „Die evangelische Kirchengemeinde im Westend möchte sich stärker als offene Kirche für den Sozialraum engagieren.“ Denn das Quartier ist nicht allen geprägt durch eine kulturelle Vielfalt, sondern auch durch Bildungsarmut und eine schwierige Sozialstruktur.

"Q1, das ist ein Modellprojekt"

„Großartiges ist hier entstanden, was ohne engagierte Menschen nicht möglich gewesen wäre“, sagte Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz. Staatssekretär Thorsten Klute nahm stellvertretend für den Schirmherrn Guntram Schneider, NRW-Minister für Soziales und Integration, teil: „Q1, das ist ein Modellprojekt. Jetzt gilt es, den Start zu bewerkstelligen. Doch was hier geschaffen wurde, klingt kräftig nach Kontinuität.“

Auch, wenn erst jetzt die Einweihung in großem Rahmen mit Gästen aus Politik, Verwaltung, Stadtumbau und der Nachbarschaft wie Kita und Seniorenbüro erfolgte, läuft der Betrieb im Q1 schon seit geraumer Zeit.

Und so gibt es hier neben der Religion Integrationskurse der Ifak, das Salafisten-Aussteiger-Projekt „Wegweiser“, Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, aber auch Kunst: Bildhauerin Dorothee Schäfer hat im Q1 ein Atelier bezogen. „Das Quartier ist wichtig für ganz Bochum, eine Integrationsschleuse für die Stadt“, so Nollmann.

Durch den Umbau entstanden Büros, Gruppenräume, zwei Bürgersäle sowie ein Begegnungsareal; die Friedenskapelle bildet das geistliche Zentrum und Ort für liturgische Feiern. Hell und modern ausgestattet (soan Architekten), sitzen die Gläubigen dort einander gegenüber wie zu Tisch; auf zwei Bänken finden 20 Personen Platz.