Bochum. . Rund 250 streikende Erzieherinnen und Sozialarbeiterinnen brachten ihre Forderungen vor. Es geht um mehr Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit.
Nein, leise ging es nun wirklich nicht zu, als rund 250 Sozialarbeiterinnen und Erzieherinnen (ja, auch männliche Vertreter) am Montag sozusagen das Rathaus stürmten. Zwar war die Oberbürgermeisterin gerade nicht zugegen, doch zum Streikauftakt musste sich Personaldezernentin Birgitt Collisi, flankiert vom für die Kindergärten zuständigen Abteilungsleiter im Jugendamt, Jörg Klingenberg, die Botschaft der Streikenden anhören.
Dabei waren eigentlich gar nicht so viele Worte nötig, denn der Streikslogan: „Wir sind alle viel mehr wert!“ brachte das Anliegen genau auf den Punkt. Die Erzieherin Claudia Braungart erinnerte daran, dass die öffentlichen Arbeitgeber jüngst geäußert hätten, hinsichtlich der Mitarbeiter in den Kitas gebe es „keinerlei Handlungsbedarf“, darüber hinaus dürfte eine Aufwertung nichts kosten. Sie forderte die Stadt auf: „Die Elternbeiträge während der Streikzeit an die Eltern zurückzuzahlen. Denn es hat doch Methode, so die Eltern gegen uns aufzubringen.“
Verständnis für die Streikenden
Straßensozialarbeiterin Svenja Börding rief: „Welchen Stellenwert hat unsere Arbeit?“ und direkt an Birgitt Collisi gerichtet: „Sagen Sie uns doch bitte, was die Arbeit mit Menschen wert ist.“
Die Personaldezernentin zeigte im Prinzip Verständnis für die Anliegen der Streikenden, lehnte es aber deutlich ab, dass die Beiträge zurückgezahlt würden. Bei Essensbeiträgen während des Streiks sehe das anders aus. Energische Protest-Pfiffe erntete sie, als sie entgegnete: „Die Bezahlung im öffentlichen Dienst stellt sich doch gar nicht so schlecht dar.“ Dies gelte auch für die sozialen Berufe.
Verdi-Geschäftsführerin Gudrun Müller, die ebenfalls mit ins Rathaus gekommen war, lud Birgitt Collisi oder die Oberbürgermeisterin ein, in den nächsten Tagen während des Streiks zur Verdi-Zentrale an der Universitätsstraße zu kommen, um dort mit den Streikenden zu diskutieren.
Etliche Eltern zeigen Verständnis für die Forderungen
Eine Erzieherin, die lieber anonym bleiben wollte, stimmte den gewerkschaftlichen Forderungen zu. Sie erinnerte daran, dass viele Menschen gar nicht sehen würden, wie viele Dinge im Hintergrund des Kindergartenalltags zu erledigen seien. Für all diese Aufgaben gebe es kaum Wertschätzung.
Nach einer guten halben Stunde verließ der Tross der laut pfeifenden Streikenden den sonst eher von wohlfeilen Reden beschallten holzgetäfelten Repräsentationstrakt wieder. Da trat Maren Höpken, Mutter zweier Kinder, von denen eins in die jetzt ebenfalls bestreikte Kita an der Hevener Straße geht, auf Birgitt Collisi zu, um ihr einen Umschlag zu übergeben. „Wir haben in der Kita unterschrieben und unterstützen die Forderungen der Erzieherinnen.“
Sie machte deutlich, dass ihr das ganz wichtig sei, obwohl natürlich durch den Streik die Betreuung anders geregelt werden müsse.