Bochum. Rund 250 Erzieherinnen und Sozialarbeiter sind vom Montag, 11. Mai, zum unbefristeten Streik aufgerufen. Vor allem für die Eltern der 1000 betroffenen Kinder beginnt eine harte Zeit.
Wenn bis zu 250 städtische Erzieherinnen und Sozialarbeiter vom heutigen Montag an in einen unbefristeten Streik treten, sind vor allem die Eltern der Kita-Kinder betroffen. Für die Zeit des Streiks müssen sie ihre Kinder anderweitig unterbringen. Nur für einen Bruchteil der rund 1000 Kinder in den 17 städtischen Kitas wird es Notgruppen geben, und die zunächst auch nur für Dienstag (12.) und Mittwoch (13.) Maximal 70 Kinder können dort betreut werden.
Gerade für berufstätige Eltern ist die Organisation nicht einfach und erfordert ein wenig Kreativität. Bei Familie Zengin bleiben die Eltern zum Beispiel im Wechsel daheim: „An einem Tag passe ich auf die Kinder auf, am nächsten Tag mein Mann. Für den einen Tag müssen wir uns dann jeweils Urlaub nehmen“, so Mutter Zengin. Auch Robert Pelzer greift auf diese Methode zurück. Er muss notgedrungen in Zwangsurlaub treten: „Verplant ist der Urlaub schon anders gewesen, aber zum Glück noch nicht eingereicht. Jetzt werde ich am Montag den neuen Urlaub einreichen“, so Pelzer am Freitag im Gespräch. Trotzdem hat er Verständnis für den Streik.
Mit zur Arbeit können die meisten Kinder nicht
Eine etwas kreativere Lösung haben sich ein paar andere Eltern einfallen lassen, wie Mandy Götte, Mutter zweier Kinder, erzählt: „Wir haben untereinander geschaut, welche Mutter sich wann frei nehmen kann. Eine Mutter nimmt dann an zwei bis drei Tagen alle Kinder“, so Götte. So hat sie zwar zeitweise vier bis fünf statt der üblichen zwei Kinder zuhause, kann aber an den anderen Tagen wie gewohnt zur Arbeit gehen. Für die Streikenden hat Götte kein Verständnis. Denn nun muss sie schauen, bei der Arbeit nicht durch Negativ-Feedback aufzufallen, obwohl sie mehrere Tage fehlt.
Die Sprösslinge mit zur Arbeit zu nehmen ist für die meisten Eltern keine Option. Die eine arbeitet in der Bäckerei, eine andere ist Lehrerin. Da bleibt auf der Arbeit wenig Platz für den Nachwuchs.
Mittagessenkosten werden erst ab dem 6. Tag erstattet
Ein ganz anderes Problem hat Claudia Kublinksi. Sie hat derzeit keinen Arbeitsplatz, hat also für ihren Sohn Christopher (4) nur wenig Chancen auf einen Platz in den Notgruppen, die von der Stadt angeboten werden. Allerdings wird ihre Wohnung derzeit renoviert, ein Kind ist auf der Baustelle nicht wirklich gut aufgehoben. „Wir haben auch keine Opas und Omas in der Nähe, die für uns einspringen könnten“, so die 47-Jährige. Vor allem stellt sich ihr zudem noch die Frage nach dem Sinn des Streiks: „Die Stadt spart ja das Geld für die Erzieherinnen ein, die Beiträge von uns und sogar das Essensgeld zieht sie aber trotz allem ein.“
Dazu bestätigt die Stadt, dass die Elternbeiträge tatsächlich nicht erstattet würden. Die Kostenbeiträge für das Mittagessen allerdings erstattet die Stadt vom 6. Tag des aktuellen Streiks an. „Über das genaue Verfahren werden die Eltern nach Streikende informiert“, so die Stadt. Ebenfalls bestreikt werden vom 18. biss 22. Mai die vom Akademischen Förderungswerk (Akafö) betriebenen Kindertagesstätten in Bochum. Das betrifft konkret die Kita „Uni-Kids“ und die Kita Lennershofstraße. Das Akafö empfiehlt den betroffenen Eltern der rund 200 betreuten Kinder, sich möglichst früh um Betreuungsalternativen zu kümmern.