Bochum. Am Freitag gingen Erzieher und Sozialarbeiter bei einem Warnstreik auf die Straße. Sie wollen ihren Beruf auch finanziell besser gewürdigt wissen.
Es ist nicht nur das Geld, das die Erzieher und Sozialarbeiter aus Bochum und Herne am Freitag zu einem von der Gewerkschaft Verdi veranstalteten Warnstreik veranlasste. Vor allem ging es den rund 300 Menschen beim Marsch vom Gewerkschaftssitz zum Husemannplatz um eines: die Anerkennung ihrer Arbeit. Am vergangenen Montag hatte die zweite Verhandlungsrunde keine Ergebnisse eingebracht, vor der dritten Runde am 9. April sollte auf die Arbeitgeber nun noch einmal Druck aufgebaut werden.
„Es muss Schluss sein mit dem ewigen Schulterklopfen“, so Sabine Uhlenkott vom Verdi-Landesbezirk NRW. Alle seien sich in den Worten einig, wie wichtig die Arbeitsplätze der Erzieher und Sozialarbeiter seien, klopften ihnen sprichwörtlich immer wieder auf die Schulter, doch wirkliche Änderungen im Gehalt nehme keiner vor. Viel mehr schöben sich die Kommunen, das Land und der Bund die Verantwortung gegenseitig zu. Argumentationen, wie wichtig die Arbeit im sozialen Dienst sei, hätten keine Auswirkungen: „Ich habe gelernt, dass es nur ein Mittel gibt, das Veränderung bewirkt: Dass wir auf die Straße gehen“, sagte Uhlenkott.
Seit 24 Jahren keine Änderung
1991 wurde zum letzten Mal eine finanzielle Aufwertung dieser sozialen Berufe vorgenommen, seit 24 Jahren warten die Erzieher nun auf eine neue Anpassung an die gestiegenen Herausforderungen. Besondere Anforderungen an eine Gehaltserhöhung habe man dabei nicht, wie Thorsten Knüppel von Verdi sagte, vielmehr warte man auf konkrete Angebote der Arbeitnehmer.
Die finanzielle Aufwertung des Berufs soll allerdings nur ein Ergebnis einer gestiegenen Anerkennung sein. Den Streikenden ging es am Freitag vor allem um das Bild, das die Gesellschaft von den Erziehern und Sozialarbeitern hat: „In der Öffentlichkeit werden wir oft als die kaffeetrinkenden Sozi-Fuzzis angesehen“, sagt Svenja Börding, Streetworkerin. Doch der Beruf bringe nicht selten eine psychische Belastung mit sich und erfordere eine lange Ausbildung.
Die Aufwertung soll nicht nur von Seiten der Politik kommen, sondern von der gesamten Gesellschaft. So sei beispielsweise die Mitarbeit der Eltern und des Umfelds wünschenswert, so die Erzieherin Olivia Palazzo. Viele der Arbeiten, die die Erzieher tagtäglich freiwillig machten, seien als eine Selbstverständlichkeit angesehen. Dass durch den Warnstreik auch viele Kitas und Jugendzentren geschlossen blieben, sei ein notwendiges Übel: „Wir streiken in diesem Beruf nicht unbedingt gerne. Viele Eltern müssen darunter leiden“, so Thorsten Knüppel.