Bochum. Publikum im Schauspielhaus feiert Dürrenmatt-Aufführung mit Mechthild Großmann in der Hauptrolle.
„Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt, Regie Anselm Weber, hatte am Donnerstag im ausverkauften Schauspielhaus Premiere. Lesen Sie hier Foyer-Notizen von WAZ-Kulturredakteur Jürgen Boebers-Süßmann.
Wie war die Aufführung?
Solide, aber nicht spektakulär. Nach gut 100 Minuten war bereits alles vorbei. Manche wunderten sich über die vergleichsweise kurze Spielzeit, dazu noch ohne Pause, manche lobten eher die originellen Bezüge der Regie: harmonisches Liedgut kaschierte immer wieder die bösen Absichten der Güllener Bürger, Hornsignale („Die Sau ist tot“) schufen Assoziationen zum Ritual einer tierischen Treibjagd.
Wie war Mechthild Großmann?
Sehr präsent. Natürlich muss/darf/sollte man nicht den Vergleich zu ihrer „Tatort“-Rolle als kettenrauchende Staatsanwältin bemühen, aber irgendwie schimmerte das im Spiel der 66-Jährigen immer durch. Dabei ist sie eine kraftvolle Schauspielerin, die auch zärtliche Augenblicke zulassen kann. Sehr anrührend ihr Auftritt im blauen Kleidchen mit nackten Füßen; da war die alte Claire der jungen Kläri ganz nahe.
Wie war das Ensemble?
Im Ganzen wenig präsent, alles ist doch sehr auf die Hauptdarstellerin zugeschnitten. Die Schauspieler können sämtlich mehr, als sie zeigen durften. Allein Matthias Redlhammer als geborener Schleimer Ill und Roland Riebeling als Lehrer entwickelten Format.
Und die Bühne?
Wuchtig und sehr düster. Am Anfang steht eine schwarze Wand, die nach und nach abgebaut wird und den Blick aufs Geschehen freigibt. Die Assoziation zum Rund einer Stierkampfarena war sicher nicht unbeabsichtigt.
Wie reagierte das Publikum?
Gewohnt begeistert. Dankbarer Applaus, mehrere „Vorhänge“ für das Ensemble, aber auch für das Regieteam um Anselm Weber, das sich mit den Schauspielern verbeugte. Der Bochum-übliche Klatschmarsch fiel aber diesmal aus. Trotzdem stimmt die Quote jetzt schon; alle Mai-Vorstellungen der „Alten Dame“ (3., 12., 15., 16. und 31.5.) sind ausverkauft bzw. es gibt nur noch Restkarten.
War Anselm Webers Abschied Thema?
Ja, klar! Die Geschehnisse dieser Woche boten guten Gesprächsstoff beim angeregten Foyer-Geplauder der Premierengäste. Interessanter als der öffentlich gewordene Vollzug des Wechsels als Intendant nach Frankfurt schien den meisten allerdings die Frage, wer 2017 Webers Nachfolger/in werden wird. Und ob man potenzielle Kandidaten schon im Publikum erspähen konnte. Wer genau hinsah, wusste: ja, konnte man!