Bochum.. Als Staatsanwältin im Tatort Münster kennen sie Millionen. Jetzt spielt Großmann die Hauptrolle im Klassiker „Der Besuch der alten Dame“.
Sie hat mit Pina Bausch die Welt bereist, spielt seit Jahrzehnten auf großen Bühnen – und als strenge Staatsanwältin im Tatort Münster kennt sie ein Millionenpublikum.
Sonderlich oft schaut Mechthild Großmann an der Königsallee indes nicht vorbei – aber wenn sie hier ist, dann richtig gern. „Das ist einfach ein wundervolles Theater“, schwärmt sie. „Der Saal atmet den Geist der 50er. Ich habe selten einen solch schönen Theatersaal gesehen wie hier.“
Der Besuch der quirligen Dame hat einen Grund: Mechthild Großmann spielt die Hauptrolle der Claire Zachanassian in Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ in der Regie von Anselm Weber. Eine legendäre Rolle, die einige Kolleginnen vor ihr zu Höchstleistungen trieb: etwa Ingrid Bergman oder Elisabeth Flickenschildt. „An die Verfilmung kann ich mich nur dunkel erinnern“, sagt die 66-Jährige, und ihre tiefe Stimme klingt amüsiert.
Beim Lesen köstlich amüsiert
Dürrenmatt also. Als das Angebot an sie heran getragen worden sei, habe sie zunächst gezögert. „Ich wollte das erst gar nicht spielen.“ Das Klischee der alternden Frau, die sich böse an ihrer Umwelt rächt, habe sie nur ungern bedienen wollen. Allerdings: „Gelesen hatte ich das Stück vorher nicht“, sagt sie. „Erst bei der Lektüre fiel mir auf, wie differenziert und klug das geschrieben ist.“ Dürrenmatts harter Humor sei aufregend: „Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert.“ Zwar sei die alte Dame eigentlich eine traurige Figur, „aber das Ganze ist eine bittere Komödie. Die Kombination ist gut“.
Vor sechs Jahren sah man Mechthild Großmann zuletzt am Schauspielhaus: in „Eine Familie“ von Tracy Letts. „Große Literatur war das nicht“, merkt sie an, „aber eine sehr schöne Rolle.“ Vorherige Auftritte liegen länger zurück: Ab 1977 war Großmann zwei Jahre unter Peter Zadek engagiert. „Wenn ich an Rosel Zech, Hannelore Hoger, Hermann Lause oder Uli Wildgruber denke – wunderbare Schauspieler!“
Völlig erschöpft in Tokio
Ihre künstlerische Heimat fand sie allerdings woanders: Seit den 1970er Jahren gehört sie zum Tanztheater von Pina Bausch in Wuppertal, das auch sechs Jahre nach dem Tod der großen Choreographin blüht wie eh und je. Legendäre Choreographien wie „1980“ oder „Two Cigarettes in the dark“ führten sie um die Welt. „Das klingt immer so abgehoben, als sei ein Gastspiel in Tokio das reinste Vergnügen“, sagt sie. „Aber meistens liegt man hinterher bloß völlig erschöpft im Hotelzimmer.“
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Die Premiere am Donnerstag, 30. April, im Schauspielhaus ist ausverkauft. Wieder 3., 12., 15., 16. und 31. Mai. Tel.: 0234 / 3333 5555