Bochum. Der Mann vom X-Vision-Ruhr-Projekt wird von der FDP und den Stadtgestaltern unterstützt. Er ist Mitglied der SPD hat aber seinen eigenen Kopf.
Einige Dutzend Menschen waren zum Rathaus gekommen, um am Mittwochabend Omid Pouryousefi (42) als unabhängigen Oberbürgermeisterkandidaten zu präsentieren. Unterstützt wird er sowohl von der FDP als auch den Stadtgestaltern. Allerdings misslang der Versuch, mit orangenen und weißen Plakaten das Motto: „Omid macht’s“ zu bilden. Er macht sich insbesondere für die Themen: „Eiffzienz, Transparenz und Bürgerbeteiligung“ stark. Doch zunächst muss er noch die 420 Unterstützer-Unterschriften beibringen, die er als unabhängiger, also nicht von einer Partei aufgestellter Kandidat benötigt.
Das SPD-Mitglied Pouryousefi wurde 1972 in Kerman im Iran geboren, wohnt in Stahlhausen und arbeitet in Wattenscheid. Als 13-Jähriger emigrierte er 1986 im Zuge der Wirren des Iran-Irak-Krieges mit seinen zwei Brüdern, jedoch ohne seine Eltern, nach Deutschland. In Bochum besuchte er zunächst eine Hauptschule, wechselte dann zum Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er an der SAE Köln (School of Audio Engineering) Tontechnik und bekam einen Job bei einer großen Plattenfirma, bei der er bis 1999 in Vollzeit arbeitete. Vorher hatte er das Klavierspielen und Gesang erlernt und mit seinem jüngeren Bruder eine Band gegründet.
Seine Leidenschaft fürs Schreiben entwickelte sich durch eigene Kurzgeschichten, Gedichte und Songtexte, die er während dieser Zeit verfasste. Pouryousefi leitet das Integrationsprojekt X-Vision-Ruhr, das von den Falken unterstützt wird und vor kurzem in die Musikschule Steinstraße in Wattenscheid eingezogen ist. X-Vision richtet sich an Jugendliche aus sozialen Brennpunkten. 2010 gewann X-Vision den NRW Umwelt- und Integrationspreis.
Vor zehn Jahren begann Omid Pouryousefi, sich wieder mit dem Land seiner Vorfahren zu beschäftigen. Zuvor tourte er als DJ durch die Welt. 2005 besuchte er den Iran zum ersten Mal nach fast 20 Jahren. Omid Pouryousefi fand zur Politik und engagierte sich in regimekritischen Musikprojekten, die er übers Internet im Iran verbreitete. Zudem schrieb er 2011 ein Buch über sein Leben mit dem Titel „Hoffnung gewinnt“. Er ist zu seinem Leitspruch geworden. Übrigens: Omid bedeutet in persischer Sprache „Hoffnung“.
SPD muss bürgernäher sein
Mit diesem Buch „Hoffnung gewinnt“ und im Auftrag der LAG MUSIK NRW und des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW tourte er 2012 und 2013 landesweit durch 60 Schulen und rückte als positives Beispiel für eine gelungene Integration bei seinen Lesungen vor und für Schüler dieses Thema in den Fokus. Sein Weg soll zeigen, dass jeder eine Chance hat, solange er sich eigene Ziele steckt und diese angeht. Omid ist Mitglied im Migrationsausschuss der Stadt Bochum und schreibt grade an seinem zweiten Buch mit dem Titel „Integration – Fluch oder Segen?“.
Am Mittwoch Vormittag, bevor Pouryousefi seine Kandidatur öffentlich machte, sagte er auf Anfrage der WAZ: „Ich bin überzeugter Sozialdemokrat, aber nicht mit allem, was die SPD auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene macht, einverstanden.“ Er sehe Parteien als „Diener des Volks“ und auch die SPD müsse bürgernäher sein. Pouryousefi stehe für Transparenz, Bürgerbeteiligung und Effizienz (etwa des Haushalts).
Dass er von FDP und „Stadtgestaltern“ unterstützt werde, freue ihn, und er hoffe auf weitere Unterstützung aus Bürgerschaft und allen politischen Lagern. Ausdrücklich betonte er, dass „ich als Unabhängiger antrete“. Er sagt, er sei nicht gegen, sondern für weniger Schulden, für mehr Bürgerfreundlichkeit – auch der Verwaltung.