Bochum. . Ottilie Scholz hat sich entschieden. Für die Oberbürgermeisterwahl in Bochum am 13. September wird die 66-jährige Sozialdemokratin nicht mehr kandidieren. Die Chefs von Partei und Fraktion kämpfen um die Kandidatur für die SPD. Eine Entscheidung fällt nächste Woche.

Ottilie Scholz hat sich entschieden. Zu der Oberbürgermeisterwahl am 13. September in Bochum werde sie nicht mehr antreten, teilte die 66-Jährige am Donnerstag mit. „Es war ein quälender Prozess“, erläuterte Ottilie Scholz gegenüber der WAZ ihre Entscheidung, die am vergangenen Wochenende gefallen sei. Beraten lassen hat sich „Otti“, wie viele Bochumer Bürger ihre OB nennen, nicht. „Eine solche Entscheidung trifft man ganz, ganz, ganz alleine.“ Alles im Leben habe seine Zeit, sagte Scholz. Ihre Arbeit werde ihr sicher fehlen – und der intensive Kontakt mit den Bürgern. Denn: „Es war der Bezug zu den Menschen in dieser Stadt und für diese Stadt, der gefordert, aber auch Freude gemacht hat. Es war Arbeit, aber auch beflügelnd.“

2004 in Stichwahl erfolgreich

Scholz war nach dem Wechsel aus Castrop-Rauxel von 1999 bis 2004 Kämmerin und Bezirksdezernentin der Stadt. Am 10. Oktober 2004 wählten Bochums Bürger Scholz als Nachfolgerin von Ernst-Otto Stüber zur Oberbürgermeisterin. In einer Stichwahl besiegte sie mit 60,8 Prozent der Stimmen klar den CDU-Kandidaten Lothar Gräfingholt (39,2 %). 2009 wurde sie dann im ersten Wahlgang mit 52,3 Prozent direkt wiedergewählt.

Partei zollt Scholz Respekt

Der SPD-Parteivorsitzende Thomas Eiskirch (44) bedankte sich am Donnerstag für Scholz’ Arbeit: „Ich habe großen Respekt vor ihren Leistungen und auch vor der aktuellen Entscheidung“, sagte Eiskirch. „Ottilie Scholz hat immer die Herzen der Bochumer erreicht. Das ist eine besondere Gabe.“

Gleichzeitig warf der Landtagsabgeordnete seinen Hut als Kandidat in den Ring. Erstmals bestätigte er gegenüber der WAZ seine Ambitionen auf das Oberbürgermeisteramt. „Die Stadt Bochum steht vor großen Herausforderungen, die nächsten Jahre werden ganz entscheidend dafür sein.“ Das Amt eines OB sei eine spannende und tolle Aufgabe. „Eine Aufgabe, auf die ich Lust habe und der ich mich gerne stellen werde“, so Eiskirch. Entscheiden müsse dies aber die Partei. Die SPD in Bochum müsse dabei auch die Frage beantworten, an welcher Stelle er, Eiskirch, am meisten für Bochum erreichen könne.

SPD-Urgesteine reden mit

Thomas Eiskirch (SPD) kann sich vorstellen, für das Amt des Oberbürgermeisters in Bochum zu kandidieren.
Thomas Eiskirch (SPD) kann sich vorstellen, für das Amt des Oberbürgermeisters in Bochum zu kandidieren. © Klaus Pollkläsener

Erstaunt reagierte der Vorsitzende der Ratsfraktion, Peter Reinirkens (57), auf die unmittelbare und unmissverständliche Ansage Eiskirchs. „Ich bin verwundert, innerhalb der SPD hatten wir anderes vereinbart.“ Aussagen möglicher Kandidaten sollte es Reinirkens zufolge frühestens nächste Woche geben – nach Beratungen am Freitag im geschäftsführenden Vorstand des Unterbezirks und nach einer Zusammenkunft der Vorsitzenden der Ortsvereine am kommenden Montag.

Als Reaktion auf Eiskirchs Worte bestätigte Reinirkens der WAZ seine Absichten: Er wisse, dass Parteifreunde ihn als OB-Kandidaten vorschlagen wollten. „Wenn dies so ist, dann stelle ich mich dieser Aufgabe auch“, sagte Reinirkens.

Eine wichtige Rolle in diesem Machtkampf werden neben den Chefs der Ortsvereine die Mitglieder einer „Findungskommission“ spielen. Zu dieser gehören die SPD-Urgesteine Bernd Faulenbach, Heinz Hossiep und Gerd Kirchhoff sowie Eva Kerkemeier (IG Metall), Bürgermeisterin Gabriele Schäfer und Sparkassenchef Volker Goldmann.