Bochum. Die Energiewende zwingt, Kosten zu senken. Betriebsbedingte Kündigungen soll es bei den Stadtwerken Bochum aber nicht geben.
Bei der Stadtverwaltung Bochum ist es seit Januar Alltag: Im Schnitt wird nur jede zweite frei werdende Stelle wieder besetzt. Ursache ist das Einfrieren der Personalkosten durch die rot-grüne Koalition auf 247,3 Millionen Euro. Während aber dieser Beschluss lautstarke öffentliche Proteste hervorrief, vollzieht sich bei den Stadtwerken Bochum der Personalabbau eher leise.
Eine Arbeitsgruppe durchforstet derzeit die Möglichkeiten besserer Arbeitsorganisation. Und, das ist keine Überraschung, zu den Maßnahmen gehört, dass in Zukunft nicht alle vakanten Stellen zwangsläufig wieder neu besetzt werden. „Betriebsbedingte Kündigungen sind aber ganz klar ausgeschlossen“, sagt Unternehmenssprecher Kai Krischnak
Energiewende schmälert den Gewinn
Der Hintergrund ist klar: Die Energiewende schmälert den Gewinn. Krischnak: „Die aktuellen energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die Beteiligungen an konventionellen Kraftwerksprojekten, belasten unser Ergebnis.“ Noch deutlicher hatte es Bernd Wilmert unlängst gegenüber der WAZ gesagt: Die Beteiligungen seien „aus damaliger Sicht mutig, aus heutiger Sicht ein verhängnisvoller Schritt“ gewesen. Der Stadtwerke-Chef bleibt dennoch optimistisch.
„Ich bin mir nicht sicher, ob unser Gaskraftwerk in Hamm und das Kohlekraftwerk in Lünen mittelfristig in den roten Zahlen bleiben“, so Wilmert. So könne sich die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ins Gespräch gebrachte Klimaschutzabgabe für ältere Kraftwerke positiv auf die Ergebnisse des Ende 2013 ans Netz gegangenen Trianel-Kohlekraftwerkes auswirken. Das Gaskraftwerk in Hamm würde Wilmert indes am liebsten in einen Stand-by-Betrieb schalten, um es dann „drei oder vier Jahre lang nur ab und zu anzufahren, wenn Höchstpreise auf dem Markt zu erzielen sind“.
Investition in Windkraftanlagen
Wie berichtet, empfiehlt Wilmert trotz aller Schwierigkeiten, die die Energiewende bereitet, neue Investitionen, insbesondere in Windkraftanlagen. Strikt dagegen ist der Aufsichtsrats-Vize Klaus Franz (CDU): „Jetzt müssen zunächst die großen Investitionsprojekte der Vergangenheit ihre Wirtschaftlichkeit erreichen und davon sind sie, außer bei Gelsenwasser, weit entfernt.“
Ungeachtet aller Probleme wollen die Stadtwerke auch in diesem Jahr wieder einen Gewinn in Höhe von 47 Millionen Euro an die Stadtkasse abführen. Ob aber Ergebnisse dieser Größenordnung auch in Zukunft noch möglich sind, bleibt dahin gestellt. Die Kommune und ihr einträglichstes Unternehmen haben über die künftigen wirtschaftlichen Erwartungen Gespräche aufgenommen.
Wie ernst die Lage ist, zeigen Berichte aus den Nachbarstädten, die den 750 Mitarbeitern des Bochumer Unternehmens parallel zum 160. Geburtstag und zum „Jahrhundert-Stromausfall“ an Ruhr-Universität und Hochschule Bochum aufregende Tage bescherten. Auf der letzten Rille, wie jüngst Duisburgs Verdi-Chef Thomas Keuer die Situation bei den Stadtwerken Duisburg beschrieb, fahren die Stadtwerke aber wohl nicht.