Bochum. Mit der Schließung des Opelwerks in Bochum suchen 2500 Opelaner einen neuen Job. Der Chef der Transfergesellschaft sieht für sie gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Bis vor wenigen Tagen waren sie Opelaner, jetzt sind sie ehemalige Opelaner. Und sie haben, wenn es nach Hermann Oecking geht, überdurchschnittlich gute Chancen auf eine neue Stelle. „Opelaner kommen auf dem Arbeitsmarkt gut an. Sie haben ein gutes Image“, so der Geschäftsführer der TÜV Nord Transfer, dem vorübergehenden Arbeitgeber der ehemaligen Opel-Beschäftigten. Der TÜV betreibt die von Opel finanzierte Transfergesellschaft, mit deren Hilfe die Auto-Beschäftigten von gestern ihre Anstellung von morgen finden sollen.
2500 frühere Opelaner kamen am Donnerstag in den Ruhrcongress zu einer Auftaktinformationsveranstaltung von TÜV und Bundesagentur für Arbeit. Für sie kommt es nach Einschätzung von Agentur-Geschäftsführer Luidger Wolterhoff jetzt darauf an, sich so schnell wie möglich zu bewerben. Denn: „Zeit spielt eine wesentliche Rolle. Die größten Chancen haben diejenigen, die sich schnell neuorientieren und bewerben.“ Es gebe „marktgängige Arbeitssuchende“, aber auch zahlreiche Menschen, die qualifiziert werden müssten „und die ich dann für gut marktgängig halte“.
TÜV hat ein Vermittlungsquote zwischen 60 und 75 Prozent
Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vermittlung bei einem Unternehmen im Ruhrgebiet erscheinen nicht schlecht. Der TÜV wird mit einem Betreuungsschlüssel von 1:40 arbeiten, das heißt auf einen Berater kommen 40 Klienten. Zum Vergleich: Bei der Arbeitsagentur liegt der Schlüssel bis 1:120 bis 1:130. Besonders ist außerdem, so Agentur-Chef Wolterhoff: „Wir haben nur Menschen mit einer abgeschlossenen Ausbildung, die lediglich über viele Jahre nicht ausschließlich in ihrem Berufsfeld gearbeitet haben“. Das seien gute Bedingungen. Hemmnisse seien das Durchschnittsalter von 50 Jahren und die Frage, ob es Vorbehalte bei den Arbeitgebern in der Frage gebe, wie schnell sich jemand, der bei einem großen Industriebetrieb tätig war, auf kleinere Strukturen umstellen kann.
Mut machen dürfte den früheren Opelaner bei ihrer Arbeitsplatzsuche die bisherige Erfolgsquote des TÜV Nord. Der hat, so Geschäftsführer Hermann Oecking, seit 2010 bereits 1100 Opelaner betreut. Und von denen, die aktiv an einer Vermittlung gearbeitet hätten, seien 76 Prozent vermittelt worden. Etwa 90 Prozent von diesen hätten ein halbes Jahr später ihren Job noch gehabt. Insgesamt liege die Quote der vom TÜV in einer Transfergesellschaft betreuten Frauen und Männer zwischen 60 und 75 Prozent. Oecking: „Ich wäre enttäuscht wenn wir das hier nicht erreichen würden.“ 300 Opelaner hatten, so ein Unternehmenssprecher, im vergangenen Jahr über die von Opel organisierte Jobbörse „Berufsperspektive“ einen neuen Arbeitsplatz gefunden.
Letzte Schicht bei Opel
Arbeitslosenstatistik bleibt unberührt
Noch in diesen Monat lernen nun alle 2500 verbliebenen, früheren Opelaner, von denen zwei Drittel aus Bochum und die restlichen aus den umliegenden Städten und Kreisen kommen, ihren Berater kennen. In den ersten beiden Monaten des Jahres stehen Bewerbungstraining und die Zusammenstellung der Bewerbungsunterlagen auf dem Programm. „Aber es beginnt auch schon die Akquise“, so Hermann Oecking. Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen hätten bereits Interesse signalisiert.
Von den 2500 Arbeitssuchenden können etwa 1700 für maximal zwei Jahre in der Transfergesellschaft bleiben, alle anderen haben einen einjährige Laufzeit. Sie erhalten zunächst – bis zum Ablauf ihrer Kündigungsfrist – ihren vollen Lohn und später 80 Prozent (erstes Jahr) bzw. 75 Prozent (zweites Jahr) ihrer Bezüge. Erleichtert wird die Suche nach einer neuen Arbeit durch ein Rückkehrrecht in die Transfergesellschaft, sollte der Einstieg in einem anderen Unternehmen nicht glücken. „Wir ermutigen daher die Leute, ihr könnte euch trauen Arbeitsverhältnisse auszuprobieren“, so Oecking. Auf die Arbeitslosenstatistik, Bochum hatte im Dezember eine im Reviervergleich ordentliche Arbeitslosenquote von 9,4 Prozent, haben die 2500 früheren Ex-Opelaner im übrigen noch keinen Einfluss. Als Teilnehmer von Weiterbildungsmaßnahmen tauchen sie in der Statistik lediglich in der Kategorie „Unterbeschäftigung“ auf.