Bochum. . Der Rettungsdienst der Feuerwehr steht unter großem Arbeitsdruck. Die Einsatzzahlen stiegen seit 2004 um 30 Prozent - auf mehr als 50.000 im Jahr.
Die Bochumer Feuerwehr steht wegen chronisch steigender Einsatzzahlen im Rettungsdienst verstärkt unter Arbeitsdruck. Schon seit zehn Jahren müssen die 250 Mitarbeiter des Alarmdienstes immer öfter ausrücken, um Menschen mit einer Akut-Erkrankung oder in anderer Notlage zu helfen. Im vorigen Jahr war die Anzahl der Einsätze im Rettungsdienst auf 50.522 angewachsen. Seit 2004 gibt es einen Anstieg um insgesamt 30 Prozent.
Das teilte Martin Weber, Abteilungsleiter Rettungsdienst, auf WAZ-Anfrage mit. In den 50.522 Fahrten sind auch flankierende Einsätze des Notarztfahrzeugs (fast 10.000) sowie reine Krankentransporte (9187) enthalten. Insgesamt ging es um 41.000 Patienten.
Der Rettungsdienst ist das größte Aufgabengebiet der Feuerwehr – mehr als 92 Prozent aller Einsätze entfallen auf ihn. Alle Feuerwehrkräfte sind auch Rettungssanitäter und fast alle auch Rettungsassistenten. Löscharbeiten und technische Hilfeleistungen beschäftigen sie quantitativ weniger.
„Die Hälfte dieser Patienten ist mehr als 70 Jahre alt“
Weber, ein erst 31 Jahre alter Feuerwehrmann, der vor wenigen Monaten aus Koblenz nach Bochum kam, erklärt die Zunahme der Rettungsfahrten damit, dass die Menschen immer älter werden. „Die Hälfte dieser Patienten ist mehr als 70 Jahre alt.“ Ein weiterer Grund liege in der gestiegenen Anspruchserwartung in der Bevölkerung. Immer öfter würden Menschen die „112“ wegen Bagatell-Erkrankungen wählen. Weber berichtet von einem eingerissenen Zehennagel und einem Schnitt in den Finger – auch dafür würde der Rettungsdienst alarmiert.
Motto: Wenn die Verletzung zu geringfügig ist, kann der Wagen ja schnell wieder abhauen. Weber betont aber, dass für solche Fälle und klassische Volkserkrankungen (Kopfschmerz, Erkältung, Magen-Darm etc.) die Hausärzte zuständig seien. Außerhalb der Sprechzeiten stünde ein hausärztlicher Notfalldienst bereit (Tel. 116 117), der im Notfall auch einen Fahrdienst für Hausbesuche anbiete. Weber stellt jedoch klar, dass bei allen anderen Not- und Verdachtsfällen außerhalb der genannten Bagatell-Fälle der Notruf 112 selbstverständlich hilft.
Mehr Angestellte im Rettungsdienst
Auch interessant
Außerdem muss der Rettungsdienst immer öfter ausrücken, weil sich die Krankenhäuser zunehmend spezialisieren und Patienten innerhalb ihrer stationären Behandlung von A nach B transportiert werden müssen.
Um dem Arbeitsdruck standhalten zu können, stellt die Feuerwehr immer mehr Angestellte im Rettungsdienst ein, die anders als ein Feuerwehrmann nicht verbeamtet sind. Allein in diesem Jahr soll es 18 Einstellungen geben.
Dadurch soll auch die Regelung der „Doppelfunktion“ – ein Feuerwehrmann macht in einer Schicht Lösch- und Rettungsdienstarbeiten - nach und nach zurückgefahren werden.