Bochum. Ein WAZ-Bericht über die Notaufnahme des St. Josef-Hospitals hat eine rege Diskussion entfacht. WAZ-Leser äußern Kritik, aber auch Lob für die Hilfe in Not.

Die Kritik an der Notaufnahme im St. Josef-Hospital hat außergewöhnlich zahlreiche und kontroverse Leserreaktionen hervorgerufen. Die WAZ veröffentlicht heute eine Auswahl der Zuschriften.

„Diese Machtlosigkeit, diese Hilflosigkeit“: In einem WAZ-Bericht hatte Theresa Feix über gravierende Mängel in der St. Josef-Notaufnahme geklagt. Ihr Mann Jürgen (72) sei mit Bronchitis und Wasser in der Lunge über Stunden unzureichend versorgt worden. Letztlich wurde er in eine Wittener Klinik verlegt, weil in keinem Bochumer Krankenhaus ein passendes Bett frei gewesen sei. Weil er lediglich eine Papierkopie mitbekommen habe, musste Jürgen Feix in Witten erneut geröntgt werden.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Welche Erfahrungen haben Sie und Ihre Angehörigen mit den Notaufnahmen der Bochumer Krankenhäuser gemacht?

Wir sind weiterhin gespannt auf Ihre sowohl positiven als auch negativen Berichte und Erlebnisse. Schreiben Sie an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25, 44787 Bochum; E-Mail-Adresse: redaktion.bochum@waz.de

Eine Auswahl weiterer Leserzuschriften veröffentlichen wir in den nächsten Tagen.

Das Katholische Klinikum weist sämtliche Vorwürfe zurück. Der Notfallpatient sei zeit- und fachgerecht behandelt worden; die Notaufnahme mit jährlich 23.000 Patienten sei mit fünf Ärzten und vier bis fünf Schwestern „gut besetzt“.

„Alles Notwendige wurde veranlasst“

„Wir haben mit dem St. Josef-Hospital die besten Erfahrungen gemacht“, schreibt WAZ-Leserin Johanna Wallach. „Mein Mann wurde nach einem Schlaganfall im Oktober 2014 schnell und fürsorglich in der Notaufnahme aufgenommen. Alles Notwendige wurde veranlasst, alle Risiken für einen alten Menschen (85) wurden berücksichtigt. Mein Mann ist wieder zu Hause. Dass wir ihn behalten durften, verdanken wir in erster Linie diesem Krankenhaus und den freundlichen Notärzten.“

„Den schlechten Erfahrungen von Familie Feix kann ich zu 100 Prozent zustimmen“, schildert hingegen Ulrike Mähl. Im Januar begleitete sie ihren Onkel in die St. Josef-Notaufnahme: „um 9.30 Uhr, mit Verdacht auf Magenbluten. Nach der Aufnahme und Blutabnahme passierte sehr lange Zeit nichts. Zwischendurch kam ein sehr junger, netter Arzt, sprach kurz mit uns und entschuldigte sich. Er sei alleine. Dann war er wieder verschwunden. Meine Onkel ist dement und Diabetiker. Ich ging wieder zur Aufnahme, um Hilfe zu bekommen. Dort wurde ich vertröstet. Man habe keine Zeit, aber ich kann ja mal eben ein Brötchen in der Cafeteria holen: bei einem dementen Menschen unmöglich. Um 16 Uhr wurde endlich eine Magenspiegelung gemacht. Danach sollte mein Onkel auf die Station. Das war allerdings auch um 18 Uhr noch nicht der Fall. Für mich ist es ein Unding, dass ich bei den Toilettengängen helfen sollte und sich keiner zuständig fühlte.“

Behandlung nach Dringlichkeit

„Die Darstellung des Falles durch Frau Feix grenzt fast an üble Nachrede“, stärkt WAZ-Leser Horst Pillig der Klinik den Rücken. „Ich selbst war einmal Notfallpatient und musste mich lange gedulden, bis ich, nach erfolgter Erstversorgung, an der Reihe war. In jeder Notfallaufnahme gibt es eine Dringlichkeitsstufen-Regelung. Auch Herr Feix wurde nach dieser Regelung behandelt. Hier von einer Vernachlässigung zu reden, ist ungehörig und zeugt von einer erschreckenden Naivität im Wissen beim Umgang mit Patienten in einer Notaufnahme. Es gibt ja nur eine begrenzte Anzahl von Ärzten und Personal. Auch technische Geräte können nur nacheinander benutzt werden. Auch eine Verlegung in ein anderes Krankenhaus liegt heute im normalen Bereich.“

Egon Balz begleitete seine Schwester (82) in die St. Josef-Notaufnahme: „Sie kann nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen.“ Um 12.47 Uhr, so Egon Balz, sei man in der Klinik eingetroffen. Um 19.54 Uhr ging’s wieder heim. „Das sind genau 7 Stunden und 7 Minuten. Davon haben wir 6 Stunden in der Notfallaufnahme verbracht, davon ca. 4 Stunden wartend auf dem Flur und ca. 2 Stunden im Untersuchungszimmer. Es bedurfte auch immer wieder einer Ansprache an den Arzt, damit es wieder weiterging. Mit uns waren auch noch viele ältere Patienten in Untersuchungszimmern, die sich noch länger als wir dort befanden. Das alles ohne Getränke und Nahrung. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass meine Schwester nicht mehr kann.“ Das Fazit des Lesers: „Wenn man dort so viel Zeit verbringt, stellt man fest, dass eine Notaufnahme so nicht funktionieren kann. Wir haben teilweise nur einen Arzt gesehen, der von Zimmer zu Zimmer hastete. Wie will man dann die Masse an Patienten bewältigen? Man kann den Ärzten und den Arzthelferinnen auch keinen Vorwurf machen. Aber es geht um die Würde des Menschen. Genau die wird im Bereich der Notfallaufnahme verletzt.“

„Ein Déjà-vu nach dem anderen“

„Bei Ihrem Bericht hatte ich ein Déjà-vu nach dem anderen. Erst werden Fehler gemacht, dann wird dementiert. Und alles zu Lasten von Patienten. Meinem Schwiegervater ging es nicht gut, eine Fahrt ins Krankenhaus war unumgänglich. Nach einer Untersuchung in der Notfall-Ambulanz des St.-Josef-Krankenhauses wurde der Patient ,ohne Befund’ entlassen. Als sein Zustand unverändert war, versuchten wir unser Glück im Bergmannsheil. Hier wurde der Patient sofort aufgenommen und die festgestellte Lungenentzündung konnte erfolgreich behandelt werden.“
Jürgen Weritz

„Unsere Erfahrungen: In verschiedenen Situationen wie offene Verletzung, Herz-Kreislauf, Verdacht auf Schlaganfall und ähnliches wurden wir sofort, ohne große Wartezeiten, sehr gut behandelt. Jederzeit würden wir die St. Josef-Notaufnahme wieder aufsuchen.“ Werner und Christel Stiens

„Mit der St.-Josef-Notfallaufnahme habe ich keine negativen Erfahrungen gemacht. Jedoch sind die Erfahrungen, die ich mit meiner Mutter im Januar in der Notaufnahme des Knappschaftskrankenhauses machten, äußerst negativ. Der Fersenbeintrümmerbruch meiner Mutter wurde röntgenologisch nicht erkannt, obwohl er eindeutig vorhanden war, wie erst einige Wochen später durch eine Orthopädin und einen Radiologen festgestellt wurde.“ Renate Hoinko