Bochum. . Der Niedergang der Bochumer Osterkirmes hält an. Zum Auftakt des Jahrmarktes klagen die Schausteller einmal mehr über ausbleibende Besucher.
„Die sollte man weglassen.“ Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, sah für die Osterkirmes schon vor einem Jahr keine Zukunft mehr. Der Auftakt des Jahrmarktes 2015 wird ihn in seiner Meinung bestärken: Trotz des zumindest am Samstag und Sonntag guten Wetters war der Platz an der Castroper Straße nur mäßig gefüllt.
Vom „speziellen Kirmesflair“ schwärmt die Bochum Marketing GmbH in ihrer Ankündigung. Davon war zu Ostern wenig zu spüren. „Jetzt spielt das Wetter endlich mal mit – und trotzdem ist es mehr als mau“, klagt Renate Wilke, die seit fast 60 Jahren mit ihrer Schießbude auf dem Rummel steht. „Früher war der gesamte Festplatz voll. Wir allein hatten drei Stände. Heute ist es noch einer. Und der spielt die Kosten kaum ein“, erzählt die 77-Jährige, während sie am Ostermontag auf Kunden wartet. Der Samstag sei „richtig schlecht“ gewesen, der Sonntag „auch nicht doll“. Und das, obwohl am Wochenende erstmals ein – wenn auch sehr überschaubarer – Trödelmarkt für zusätzliche Besucher sorgen sollte. Jetzt, am nasskalten zweiten Feiertag, treten nur einige Unentwegte fröstelnd den kleinen Rundlauf an. Meist sind es Familien. „Aber die werden von Jahr zu Jahr weniger. Die gehen lieber in den Freizeitpark als auf eine kleine Kirmes“, meint Renate Wilke und glaubt an ein baldiges Ende: „Hier wird gemunkelt, dass die Osterkirmes eingestellt wird, wenn es in diesem Jahr wieder nicht klappt.“
40 Fahr-, Spiel- und Imbissgeschäfte
BO-Marketing als allein Schuldigen am Niedergang brandmarken: das mögen weder Renate Wilke noch ihre Kollegen. Jeder in der Branche weiß, wie schwierig es ist, attraktive Fahrgeschäfte für die schwächelnde Osterkirmes zu gewinnen. Mit Breakdancer, Musik Express und Autoscooter sind zwar drei Klassiker am Start. Für Kinder drehen sich vier Karussells. Imbissbetriebe, Los- und Spielbuden gesellen sich zu den insgesamt 40 Geschäften. Aber das reicht in einer Großstadt offenkundig nicht aus, Massen zu mobilisieren. „Die Kirmesgänger sind heute ja etwas ganz anderes gewöhnt. Und dafür muss man nicht nur nach Crange gucken“, sagt ein Schausteller, der ungenannt bleiben möchte.
Wenigstens die Wettervorhersagen sind ordentlich. So hoffen Renate Wilke und ihre Kollegen auf noch einige gute Tage „anne Castroper“. Die Meinung der Besucher ist einhellig: So traurig die Entwicklung des Rummels ist, so schade wäre es, wenn die Osterkirmes für immer verschwinden würde.
Die Osterkirmes bleibt bis Sonntag, 12. April, aufgebaut. Öffnungszeiten: täglich von 14 bis 21 Uhr.