Bochum. Bochumer Kindern droht eine Gefährdung ihrer Einschulung. Sie können eine notwendige Untersuchung nicht mitmachen. Bei der Stadt fehlt Personal.

Manche Kinder hören in ihrem Leben diesen Satz: deine Versetzung ist akut gefährdet. In Bochum aber könnten einige auch bald das hören: deine Einschulung ist akut gefährdet. Dabei ist das mit der Einschulung grundsätzlich recht einfach. Für das am 1. August 2015 beginnende Schuljahr werden alle Kinder schulpflichtig, die vor dem 30. September 2015 das sechste Lebensjahr vollenden werden.

2700 Kinder sind das in Bochum. Sie müssen aber nicht nur sechs Jahre sein/werden, sie müssen auch die Einschulungsuntersuchung mitgemacht haben – und genau da wird es schwierig. Oder wie es Stadtsprecher Thomas Sprenger sagt: „1500 dieser Kinder haben die Untersuchung beim Gesundheitsamt der Stadt schon hinter sich. 1200 müssen sie noch machen. Das ist sportlich.“ Ohne absolvierte Einschulungsuntersuchung, so sagt es das Schulgesetz, ist die Einschulung nicht erlaubt. Es könnte also sein, dass einige Bochumer Kinder nicht eingeschult werden.

"Wir bemühen uns nach Leibeskräften"

Dieses Szenario möchte die Stadt verhindern. „Wir gehen mit den Terminen für die Untersuchung bis in die Sommerferien. Es ist keine einfache Situation. Aber wir bemühen uns nach Leibeskräften“, sagt Sprenger und meint damit vor allem die Ärztinnen im Gesundheitsamt. Fünf waren es bis zum 31. Januar. Zum 1. Februar hat eine Ärztin gekündigt, blieben vier. Zum 30. Juni geht eine weitere in den Ruhestand. Bis dahin hofft die Stadt, eine neue Kraft eingestellt haben zu können. Beantragt ist die Stelle, sie zu besetzen aber ist nicht so einfach. Ärzte/Ärztinnen, die im Gesundheitsamt arbeiten, verdienen weniger als ihre Kollegen/Kolleginnen, die im Krankenhaus tätig sind und Zulagen bekommen.

Die Problematik mit den Einschulungsuntersuchungen wird zudem dadurch verstärkt, dass die Aufgaben der Ärzte im Gesundheitsamt in den vergangenen Jahren stetig zugenommen haben. Einschulungsuntersuchungen sind nur ein Teil ihrer Arbeit. Mehr und mehr müssen sie Gutachten für Schüler mit speziellem Förderbedarf erstellen. Das dauert. Dass zudem immer mehr Seiteneinsteiger, zum Beispiel Flüchtlingskinder, eingehend auf ihre Schulfähigkeit untersucht werden müssen, nimmt ebenso Zeit in Anspruch. Da können dann nicht mehr so viele Einschulungsuntersuchungen durchgeführt werden. Um die Situation zu entspannen, will die Stadt, sagt Sprenger, „kurzfristig jemanden einstellen“. Laut Sozialdezernentin Britta Anger gibt es darüber hinaus Überlegungen, ein externes Institut damit zu beauftragen, die Einschulungsuntersuchungen durchzuführen und es damit zu schaffen, dass alle 2700 schulpflichtigen Kinder auch wie geplant eingeschult werden können.