Bochum. Kunst-Licht-Tor Zwei an der Maximilian-Kolbe-Straße ist das einzige mit Bürgerbeteiligung. Grundschüler entwarfen Scherenschnitte.
16 Eisenbahnbrücken umschließen die Innenstadt. Mit dem Konzept „Kunst-Licht-Tore“ lässt die Stadt die zuvor unwirtlichen Unterführungen künstlerisch gestalten und verleiht ihnen damit städtebauliche Akzente. Das achte Tor kam jetzt an der Maximilian-Kolbe-Straße hinzu.
Es bildet indes eine Ausnahme, denn der Entwurf ist das einzige Bürgerbeteiligungsprojekt, fußt also auf Ideen von Nachbarn und Passanten statt von Lichtkünstlern und Architekten. Als vor rund zehn Jahren Tor Eins (Viktoriastraße) entstand, formierte sich für Tor Zwei eine Gruppe namens „City in Action“. „Wir waren damals gut zehn Leute, die die Bürger im Griesenbruch ermuntert haben, in den kreativen Prozess einzubeziehen“, erinnert sich Nicole Kuklinski.
Beleuchtung nach Vorschlägen von Passanten erarbeitet
Ein Beitrag kam von der benachbarten Arnoldschule: Kinder entwarfen in einem Workshop Scherenschnitt-Motive, die ihnen zum Thema Unterführung einfielen. Auszubildende von Thyssen-Krupp-Steel fertigten sie aus Stahl an; sie prangen nun am Mittelpfeiler der Brücke. Ein Pendent dazu in Holz hängt heute als Erinnerung im Treppenhaus der Arnoldschule.
Die Gesamtbeleuchtung wurde nach Vorschlägen von Passanten und Griesenbruchern mit Hilfe von Falk Hampel, Beleuchtungschef am Schauspielhaus, erarbeitet. Die „Zwei“ in schwungvoller Handschrift ist die Schriftprobe eines älteren Fußgängers. Hinzu kommt ein bewegter Punkt auf der rechten Bürgersteigseite mit Blick auf die Marienkirche; gegenüber erleuchtet und erlischt auf der Brückenmauer die Frage „Wohin gehst du?“.
Unterführung mit Wohlfühlcharakter
„Der laufende Punkt ist als spielerisches Element für Kinder gedacht – er schlängelt sich schon tagsüber über den Boden. Denn die Straße ist für viele ein Schulweg“, sagt Nicole Kuklinski. Tatsächlich hüpften einige Arnoldschüler am Einweihungsabend dem Lichtpunkt hinterher.
Tor als Eingang zum Griesenbruch
Die Grundidee wurde bei diesem Entwurf umgedreht. Statt eines Stadteingangstores - wie bei den anderen Toren - handelt es sich hierbei um den Eingang zum Stadtteil Griesenbruch.
Mit 82 000 Euro Gesamtkosten gehört Tor Zwei zu den preiswertesten Kunstlichttoren. Das Projekt wurde vom Stadtumbau West gefördert.
„City in Action“ wollte der Unterführung durch die Lichtgestaltung nicht nur Charme verleihen; vielmehr sollte ihr mehr Wohlfühlcharakter verpasst werden. Vor allem zugunsten der vielen Fußgänger. Nicole Kuklinski: „Befragte Kinder wie Erwachsene wünschten sich mehr Sicherheitsgefühl. Das wollten wir durch eine warme, gleichmäßige Beleuchtung fördern. “
Eigentlich, so ergänzt Sebastian Schlecht, der gemeinsam mit Detlef Bruckhoff das Illuminationskonzept architektonisch umgesetzt hat, sei Tor Zwei bislang nur halb fertig. „,City in Action’ hatte zudem vorgeschlagen, die Gehwege zu verbreitern, unter der Brücke Parken zu verbieten und dafür einen Überweg zu schaffen. Hier gibt’s viele Seniorenheime im Umfeld, und die Bewohner haben oft Mühe, die Straße zu queren. Auch Sitzgelegenheiten wären wünschenswert gewesen.“