Bochum. . Der evangelische Kirchenkreis zerstörte in Bochum-Wiemelhausen ein drei Hektar großes Biotop. Zahlreiche Anwohner sind empört.
Zahlreiche Bürger in Wiemelhausen sind sauer auf den Evangelischen Kirchenkreis Bochum. Anlass ist die mittlerweile ein Jahr andauernde Vernichtung eines drei Hektar großen Biotops. Anwohner der Querenburger Straße und der Straße Im Brauke fühlen sich zudem von den Verantwortlichen der Kirche an der Nase herumgeführt. Als vor drei Wochen erneut massig Bäume gefällt wurden, musste die Polizei vor Ort zwischen erbosten Naturschützern und einem Vertreter der Kirche schlichten.
Das große Sägen begann im Frühjahr 2014. Im Vorfeld des Abrisses eines seit Jahren leer stehenden Tagungsgebäudes ließ die evangelische Kirche Hunderte von Bäumen fällen. Missachtet wurde dabei in mindestens vier Fällen die Baumschutzsatzung der Stadt, die für rund ein Drittel des 3,3 Hektar großen Grundstückes gilt. Die restliche Fläche ist Wald.
Polizei muss bei Rodungsarbeiten schlichten
War Wald, muss man heute sagen. Denn die massive Rodung, die im Februar 2014 erfolgte, war ein Fressen für den Pfingststurm „Ela“. Dieser schädigte den restlichen Baumbestand derart, dass das zuständige Regionalforstamt Ruhrgebiet den Kirchenkreis als Eigentümer des Grundstückes im Dezember aufforderte, „sämtliche an Verkehrsflächen oder an Fremdparzellen angrenzenden Bäume unverzüglich zu entfernen“. Die Folge waren die Fällarbeiten, die jetzt zum Polizeieinsatz führten.
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„Wir sind fassungslos, wie lieblos die Kirche mit diesem Biotop umgegangen ist“, sagt Daniela Peiper. Sie fühlt sich ebenso wie andere Anwohner von der Kirche hintergangen. Die massive Rodung im Frühjahr 2014 wurde als „gartenpflegerische Maßnahme“ angekündigt. „Die evangelische Kirchengemeinde hat nicht nur mutwillig und eigennützig ein kleines Naturparadies mit dem Bagger platt gemacht, sondern einen üblen Schandfleck für das gesamte Wohngebiet geschaffen“, schreibt Ferdinand Dudenhöffer in einem Brief an Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz – und bittet um Hilfe.
Apropos Brief. Seit Dezember warten die Anwohner auf die Beantwortung eines Briefes, den sie Superintendent Peter Scheffler geschrieben haben. Darin bringen sie ihre Enttäuschung über den Kahlschlag und die Informationspolitik des Kirchenkreises zum Ausdruck und bitten um ein persönliches Gespräch. Statt einer Antwort erhielten die Anwohner Anfang Februar aber nur eine „Nachbarschaftliche Information“, in der die neuerliche Fällung zahlreicher Bäume angekündigt wurde.
Gelände soll bebaut werden - Investor fehlt aber noch
„Etwas unglücklich“ nennt Rolf Stegemann, der Sprecher des Kirchenkreises, im Nachhinein dieses Vorgehen. „Wir wollten ja einladen, aber dann haben wir uns gefragt: Was sagen wir denn?“ Zur Zukunft des Geländes könne man derzeit keine konkreten Aussagen treffen. Fest stehe, und das sei hinlänglich bekannt, dass das Gelände bebaut werde. Stegemann zufolge gibt es aber noch keinen Investor, da das Bebauungsplanverfahren noch gar nicht abgeschlossen ist.
Beim zuständigen Regionalforstamt in Gelsenkirchen gilt der größte Teil des Grundstückes daher bis heute als „Wald im Sinne des Forstgesetzes“. Die erfolgte Rodung war erlaubt. „Es ist hier nichts passiert, was nicht hätte sein dürfen“, sagte ein Sprecher der Behörde. Spätestens in zwei Jahren müsse die Fläche aber aufgeforstet werden. Es sei denn, ein B-Plan mache den Wald zu Bauland. Dann aber müsse die Fläche in Bochum oder in der Umgebung in doppelter Größe „forstlich ersetzt“ werden.