Bochum. 65.000 Euro kostet es, einen Stadtbaurat zu finden. Binnen zwei Jahren gibt die Stadt Bochum etwa 300.000 Euro aus, um Führungkräfte zu rekrutieren.

65.000 Euro hat der Rat der Stadt Bochum unlängst bewilligt, um einen Personalberater mit der Suche nach einem neuen Stadtbaurat und Technischen Beigeordneten zu beauftragen.

Es ist nicht die einzige Ausgabe dieser Art, die die Stadt trotz angespannter Haushaltslage und ihre Tochterunternehmen tätigen. Weit mehr als eine Viertelmillion Euro kommen binnen zwei Jahren fürs Personal-Scouting zusammen.

Nachfolger für Stadtwerke-Chef

Im Vorjahr hat die Rekrutierung der Geschäftsführer von Wirtschaftsförderung Holding (Ralf Meyer) und Entwicklungsgesellschaft Ruhr (Prof. Dr. Rolf Heyer) durch das Beratungsunternehmen Kienbaum inklusive aller Nebenkosten insgesamt 140.000 Euro gekostet, so Stadt-Sprecher Thomas Sprenger auf Anfrage der WAZ. Ähnlich teuer dürfte auch die derzeit laufende Suche durch ein nicht genanntes Beratungsunternehmen nach einem Nachfolger für Stadtwerke-Chef Bernd Wilmert werden. Denn entlohnt werden sogenannte Headhunter – Berater, die Personal für Spitzenpositionen in Unternehmen und Behörden suchen – in der Regel mit dem Drittel eines Jahreseinkommens der zu besetzenden Stelle. Im Falle des Wilmert-Nachfolgers wären das etwa 100.000 Euro.

„Das geht auch für die Hälfte“

„Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass es hier um strategisch entscheidende Führungspersonen geht, von denen die Stadt einen Benefit erwartet. Wir investieren das Geld in die Zukunft der Stadt“, so Stadt-Sprecher Sprenger. Der bundesweit ausgetragene Wettbewerb unter Kommunen und Unternehmen nach den besten Spitzenkräften, dem Bochum sich stelle, sei groß; Netzwerke und die persönliche Ansprache von Kandidaten seien unabdingbar.

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Dass nun 65 000 Euro für die Suche nach einem Nachfolger von Stadtbaurat Ernst Kratzsch ausgegeben werden sollen, den Auftrag erhielt die Agentur LAB & Company aus Düsseldorf, hat nicht nur in Teilen der Politik für Kritik gesorgt. Ein hiesiger Headhunter sagt: „Das geht auch für die Hälfte.“ Tatsächlich würden 32.500 Euro nach der „Drittel-Regelung“ für die Provision bei einem Jahreseinkommen von etwa 100.000 Euro für die mit der Gruppierung B5 (7605 Euro monatlich) besoldete Stelle ausreichen.

Stadt habe sich am Markt orientiert

Diese Kritik kann Ulf Dannehl, der Referent von Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz, aber nicht nachvollziehen: „Wir sind mit den 65.000 Euro im Rahmen.“ Dazu gehörten das Honorar, Nebenkosten, Steuern und die Kosten für Anzeigen in Tageszeitungen und Online-Portalen. Die Stadt habe sich am Markt orientiert und auch mit anderen Städten in dieser Frage ausgetauscht. So wurde unlängst in Gelsenkirchen die Stelle des Stadtbaurats mit Hilfe von LAB-Chef Dr. Klaus Aden besetzt. Er habe auch schon für Bochums Tochtergesellschaften USB und Bogestra erfolgreich Personal gesucht.