Bochum. . Geringer als erwartet fallen viele Abfindungen bei Opel aus. aus. Frank Stieber etwa fehlen 32.000 Euro. Angeblich wird in 800 Fällen nachbessert.
24 Jahre hat Frank Stieber bei Opel gearbeitet, mit der Werksschließung Ende 2014 verlor auch er seinen Job. Eine Abfindung soll ihm helfen, nach Transfergesellschaft und Arbeitslosigkeit die Zeit bis zum Renteneintritt mit 80 Prozent seines bisherigen Monatseinkommens zu überbrücken. Doch diese Rechnung droht nicht aufzugehen.
Als er dieser Tage Post von seinem früheren Arbeitgeber erhielt, fiel er aus allen Wolken. Statt der 117.000 Euro, die ihm nach einer Berechnung von Opel vom Bruttobetrag in Höhe von 150.100 Euro zustehen und auf deren Grundlage er das Abfindungsangebot angenommen hat, werden nur 85.000 Euro ausbezahlt. 32.000 Euro weniger – „oder zwei Jahreseinkünfte“, so der 53-jährige, schwerbehinderte Bochumer, der sich auf dem Arbeitsmarkt nur wenig Chancen ausrechnet. Er fragt sich: „Was soll ich jetzt tun? Niemand fühlt sich zuständig.“
Nicht nur er ist geschockt. „Opel, IG Metall und der Steuerhilfeverein schieben sich jetzt gegenseitig den schwarzen Peter zu“, so ein Betroffener gegenüber der WAZ. Zu Dutzenden sind bei Opel, bei IG Metall und Betriebsrat Meldungen über zu niedrige Auszahlungsbeträge eingegangen. Auf der Internetseite des Betriebsrats berichten weitere Betroffene von Differenzen im fünfstelligen Bereich, auch in Opel-Foren wird darüber heiß diskutiert. „Da ist richtig was los, die Leute sind sauer“, so Volker Strehl, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall in Bochum. Ein Grund für die Verstimmung sei, dass die Berechnungen nicht richtig kommuniziert worden seien.
Die Leute sind sauer
Aber: „Sie stimmen“, heißt es bei Opel zu dem Thema. Erklärt wird die Differenz der Nettosumme damit, dass im entsprechenden Berechnungsprogramm von SAP auch für 2015 ein Einkommen eingetragen werden muss, verwendet wurde dafür das aus 2014. Auf diese Weise könnten sich steuerliche Abzüge von 15 000 Euro und mehr ergeben. Geld, das nicht Opel einbehalten hat, „sondern beim Staat landet“, so Petra Adler vom Lohnsteuerverein Steuerring. Sie hat etwa 500 Opelaner in Sachen Abfindungen beraten und erhalte tägliche empörte Anrufe. Dabei habe sie Opel aufgrund ihrer früheren Erfahrungen mit dem Autobauer im Vorfeld mehrfach auf das Problem des vermeintlich einzutragenden Einkommens hingewiesen. Immerhin sagen Unternehmen, Beraterin und auch IG-Metall-Mann Strehl: „Man verliert nichts. Mit dem Lohnsteuerjahresausgleich für 2015 kann man sich das Geld zurückholen.“
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Die Betroffenen sind sich da nicht ganz sicher, zumal einige jetzt die komplette Nettosumme benötigen, um etwa die auf ihrem Haus lastenden Schulden zu tilgen. „Viele sagen, denen glaube ich nicht mehr“, so Volker Strehl. Und Frank Stieber glaubt nicht, dass die Differenz von 32.000 Euro allein auf eine zu hohe Besteuerung zurück zu führen ist. Bei ihm und weiteren 800 älteren Mitarbeitern spielt offenbar auch eine Rolle, dass einige Faktoren der Abfindungsberechnung nicht berücksichtigt wurden. In der Einigungsstelle, so IG Metall und Opel, habe man sich mittlerweile darüber verständigt. „Opel wird in diesen Fällen bis Ende März individuell neue Angebote machen“, so Volker Strehl. Falls die Bruttosummen immer noch nicht passten, um die 80-Prozent-Einkommensgrenze zu erreichen, „müsse der Einzelne klagen“.