Bochum. . Bei einer Nabu-Exkursion lernen Interessierte alles über Wasservögel und erhaschen einen Blick auf Tiere, die sie sonst nur vom Spazierweg aus sehen.

Auf die weiße Straßenmarkierung an der Kemnade hat Ornithologe Siegfried Schneider sein dreibeiniges Fernrohr aufgestellt. Die Linie entlang versammeln sich die rund 30 Gäste seiner vogelkundlichen Exkursion. Hinter ihnen liegt das Haus Kemnade, vor ihnen trifft sich eine Gruppe Kanadagänse auf der Wiese am Ufer der Ruhr. Zwar übertönen die vorbeifahrenden Autos ab und zu die Rufe der Vögel und die Exkursionsgruppe wird von der Straße und ein paar Hundert Metern Wiese von ihnen getrennt, doch dank Fernglas und Spektiv lassen sich die Tiere in Ruhe beobachten.

Die Ortsgruppe Bochum des Naturschutzbundes (Nabu) hat zu dem Spaziergang am Sonntagmorgen zum Kemnader Stausee eingeladen. Ornithologe Siegfried Schneider erklärt den Naturinteressierten Details zu den Vögeln, die sich im Winter im Ruhrtal aufhalten und beantwortet alle Fragen. Es gibt schon Experten unter den Teilnehmern, die mit geübtem Auge die Tiere bereits von weitem erkannt haben.

Kormoran im schwarzen Prachtkleid

„Es sind auch ein paar Graugänse dabei,“ stellt Schneider nach einem ersten Blick durch sein Spektiv fest. Damit lassen sich die dunklen Punkte auf der anderen Seite der Straße um ein zwanzigfaches vergrößern. „Tatsächlich gibt es auch Hybride aus Graugans und Kanadagans. Diese Tiere können sich aber nicht vermehren“, erklärt Schneider weiter. Ein paar Meter weiter wird ein Kormoran entdeckt. Im schwarzen Prachtkleid sitzt er in einer Baumkrone am Ufer. Im Gegensatz zu den Gänsen, ist ein Kormoran nicht so häufig im Ruhrtal zu entdecken. „Am Ümminger See gab es eine Zeit lang rund 50 Paare“, erklärt der Experte. Jetzt gäbe es nur noch fünf. Alle Ferngläser werden auf den Kormoran gerichtet – bis er weg fliegt.

Es dauert nicht lange, da hat der Leiter der Exkursion das nächste Tier ins Visier genommen: „Schauen Sie mal, ein Eisvogel!“ An dem roten Unterschnabel erkenne er, dass dieses Exemplar ein Weibchen sein muss. „Der kleine Vogel ist schwer zu beobachten, flach saust er über das Wasser.“ Solange der farbenfrohe Eisvogel es zulässt, erhaschen alle einen Blick. Ein besonderer Gast im Ruhrtal ist der Silberreiher. Der schlanke, schneeweiße Vogel kommt regelmäßig im Winter hier her geflogen. Im letzten Winter zählte der Nabu acht der Tiere, die sich vor allem von Mäusen und Fisch ernähren.

Es ist kein Spektiv nötig, um den Wasservögeln an der Kemnade näher zu kommen. Mit Übung werden die Teilnehmer dieser Exkursion bei ihren nächsten Spaziergängen die Vögel am Ufer und im Wasser des Sees mit ihrem Fernglas genauer beobachten können.