Bochum-Hiltrop. . Brutstätte auf dem Turm am Opel-Werk fällt weg. Neue Nistkästen wurden jetzt am Heizkraftwerk der Stadtwerke installiert.
Nicht nur der Mensch hat unter dem Weggang von Opel zu leiden, auch für die Wanderfalken fällt nun ein Zuhause weg. Bisher hatte der Turm des Opel-Werks I zwei Brutstätten beherbergt, doch dieser soll jetzt abgerissen werden. Aber es gibt schon eine neue Heimat für die Tiere: der Betonkamin vom Heizkraftwerk Hiltrop. Der Brutkasten wurde in 50 Metern Höhe installiert.
Ganz unscheinbar sieht sie aus, die neue Niststätte der Wanderfalken. Im Grunde ist sie nur eine kleine, schwarze Holzkiste mit rund einem Quadratmeter Bodenfläche. Gegenüber dem 50 Meter hohen Betonkamin sind das verschwindend geringe Maße. Doch soll sie für die Wanderfalken als wichtiger Nistplatz dienen. Die Falkenart war in den 70er Jahren im Ruhrgebiet ausgestorben. Die Jagd und die Belastung durch das Umweltgift DDT hatten ihr das Leben schwer gemacht. Aber mittlerweile hat sich die Lage erholt: „Heute haben wir rund 180 Brutpaare in NRW“, sagt Gerald Sell vom Naturschutzbund (Nabu). Vier davon seien in Bochum ansässig.
Bisher hatte das Opelwerk Bochum zwei von sechs Brutstätten in Bochum beherbergt. Da diese in Zukunft wegfallen, musste sich Opel nun um ein Ausweichquartier kümmern. Dank des Nabu und den Stadtwerken ist das nun in Hiltrop gefunden. Die Behausung im Opelwerk war sowieso suboptimal. Zum einen stand die Brutstätte in Windrichtung, damit sie gewartet werden konnte, außerdem war wohl bei der Montage der Kies im Kasten vergessen worden, so dass das Brüten nicht richtig vonstatten gehen konnte.
Vogel schlägt seine Beute in der Luft
Der Wanderfalke schlägt seine Beute in der Luft. Dementsprechend sind sein Jagdziel vor allem andere Vögel.
Bei der Jagd kreisen die Falken in Höhen von bis zu 500 bis 600 Metern und stürzen dann mit bis zu 140 km/h auf ihre Beute herab. Außerdem können sie sich ihren Opfern von hinten im toten Winkel annähern.
Bevor die Falken nun ihr neues Zuhause besiedeln können, musste der Nistkasten von außen in den Turm der Stadtwerke geschoben werden. Diese Aufgabe an der Spitze des Kamins übernahmen Industriekletterer. An einem Seil wurde der Kasten langsam nach oben gehoben, wo er dann installiert werden konnte. Damit die Wanderfalken den Platz finden, wurde anschließend noch ein Gitterrost angebracht. Außerdem dient dieses Rost als Plattform, damit die jungen Falken fliegen lernen können: „Ohne das Gitterrost bestände die Gefahr, dass die Jungfalken dabei abstürzen“, so Sell.
Wann und ob sich Wanderfalken einnisten, das ist noch nicht sicher. Die Zeit vom Brutbeginn bis zum Auszug der Jungvögel geht von Mitte März bis Ende Mai/Juni, würde also in wenigen Wochen beginnen. Die Chancen, dass sich in Zukunft Falken dort ansiedeln, stehen gut: „Hohe Bauwerke sind im Fokus der Falken“, sagt der Naturschützer. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass auch die Opelaner Wanderfalken den Weg nach Hiltrop finden könnten.