Bochum. . Seit 35 Jahren gibt es die Grünen in Bochum. Der Kreisverband war stets links-liberal ausgerichtet. Geht es nach der Jugend, soll das auch so bleiben.
Die Grünen wurden 35 Jahre alt: Ein Grund zu feiern und zurück aber auch in die Zukunft zu blicken. Dazu lud der Kreisverband vergangenen Freitag ins Studio 108 im Bahnhof Langendreer.
„Seit der Gründung hat sich einiges geändert, auch innerhalb der Partei“, sagt Peter Borgmann, heutiger Kreisgeschäftsführer und 1979 Gründungsmitglied der Bochumer Grünen. „Die ersten fünf bis zehn Jahre waren furchtbar, geprägt von Flügelkämpfen“, erinnert sich der 62-jährige Politiker. Schon immer war es schwierig „den Zwiespalt zwischen Realpolitik und unseren Grundvorstellungen zu überbrücken“, so Borgmann. Doch die politische Kultur innerhalb der Partei habe seither große Fortschritte gemacht, wie Frithjof Schmidt, Grünen-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Bochum, betont.
Grüne bekämpften Starlight-Express
Dabei gehörte der Bochumer Kreisverband dem links-liberalen Flügel der Partei an. Als sich die Deutschen unter Außenminister Joschka Fischer am Kosovokrieg beteiligten, brach 1998 einer der härtesten innerparteilichen Konflikte nach den Gründungsjahren aus. „Viele vom pazifistischen Flügel sind ausgetreten. Der Kreisvorstand hat damals mit knapper Mehrheit beschlossen, dass Fischer hier eine ‚persona non grata‘ sei“, erinnert sich Borgmann. Auch stimmte der Kreisverband Anfang der 2000er Jahre gegen die Hartz IV-Reform.
Grünen haben 290 Mitglieder, elf sitzen im Rat
Rund 35 Jahre ist es her, dass eine Gruppe von 77 Bochumern in der Gaststätte Goeke in Grumme zusammen kam, um den Kreisverband „Die Grünen Bochum“ aus der Taufe zu heben.
Die Mitglieder der neuen Partei stammten aus Umweltverbänden, der Friedens- und Anti-Atom-Bewegung, aus Dritte-Welt-Gruppen und Fraueninitiativen.
Heute zählt der Kreisverband rund 290 Mitglieder, die Ratsfraktion der Grünen umfasst elf Personen. Die Partei stellt zwei Dezernenten der Stadt: Sozialdezernentin Britta Anger und Stadtkämmerer Manfred Busch.
Auf kommunalpolitischer Ebene zogen die Bochumer Grünen 1984 erstmals in den Rat der Stadt ein, 1999 kam die erste Koalition mit der SPD zustande. „Wir haben uns immer stark gemacht für das Weiterleben der freien Kulturszene, für Frauen-Initiativen wie Wildwasser und Madonna, und haben im Bereich Flüchtlingspolitik großen Druck gemacht“, so Borgmann. Auch die Sozialraumorientierung der Jugendhilfe haben die Grünen angestoßen. „Starlight Express haben wir damals sehr bekämpft“, erinnert sich Ratsmitglied Manfred Preuß. „Wir haben gesagt, dass läuft doch höchstens ein Jahr. Nun ja, man kann sich auch mal irren“, schmunzelt Preuß.
Für die Zukunft der Partei wünscht sich Borgmann, „dass wir stabil über 20 Prozent liegen und es ohne die Grünen keine Regierungsmehrheit mehr gibt.“ Um so klassische grüne Themen wie Umweltschutz und erneuerbare Energien nachhaltiger in die deutsche Politik einbringen zu können. „Ich hoffe nicht, dass wir eine Volkspartei werden. Was dann passiert kann man in Baden-Württemberg sehen“, sagt dagegen Max Lucks vom Bundesvorstand der Grünen Jugend. „Wir müssen weiterhin polarisieren und in unseren Forderungen radikaler werden.“ Der 17-jährige Nachwuchspolitiker sieht zukünftige Chancen in einer linken Mehrheit, bestehend aus SPD, Grünen und die Linke.