Bochum. Seniorenbüros arbeiten seit einem Jahr dezentral. Dabei konnten schon viele Ehrenamtliche ab 55 Jahren mit Ideen für ihr Wohnviertel gewonnen werden.

Der Aufschrei war groß, als 2011 bekannt wurde, dass die Stadt sich aus Seniorenbegegnungsstätten – zumeist in Altenheimen – zurückzieht. Sechs wurden schließlich geschlossen zugunsten der Seniorenbüros. Die Kritik ist inzwischen weitgehend verstummt, einige Treffs führen Vereinen (DJK Preußen in Grumme) weiter.

Auch wenn der Seniorenbeirat in seiner heutigen Sitzung noch einmal auf die „Schaffung geeigneter Alternativen“ drängt; die sechs Seniorenbüros in den Stadtteilen haben in dem einen Jahr ihrer Existenz bereits eine Fülle von Kontakten geknüpft und können auf vorhandene gute Projekte zugreifen. Wegen des demografischen Wandels, aber natürlich auch wegen der schlechten Finanzlage, kann die Stadt keine fertigen Angebote mehr vorhalten. Vielmehr sind die Senioren selbst gefragt, etwas für ihre Altersgruppe, für ihr Wohnviertel und damit für sich selbst auf die Beine zu stellen.

Ehrenamtliche werden gesucht

„Wie möchte ich leben, wenn ich alt bin?“, fragten sich etwa Dagmar Bartsch und Barbara Jessel, und gemeinsam riefen sie die „Nachbarschaft im Ehrenfeld“ ins Leben, die heute im Seniorenbüro Mitte verankert ist und vor allem auf mehr Lebensqualität und Miteinander der Bewohner über 55 Jahren zielt.

„Genau so ein Engagement wünschen wir uns“, sagt Dirk Nowaschewski, gerontologischer Referent bei der Diakonie. Sie gehört zu den Wohlfahrtsverbänden, die gemeinsam mit der Stadt die Seniorenbüros personell bestücken (mit Awo, Caritas, DRK, Ifak, Psychosoziale Hilfe).

Die Ausstattung der sechs Büros

Nach dem aktuellen Sozialbericht leben in Bochum rund 100 000 Menschen über 65 Jahren, so weiß Sozialdezernentin Britta Anger zu berichten.
Die Seniorenbüros sind personell je nach Anteil der älteren Menschen im Stadtteil ausgestattet. So arbeiten in Mitte, dem größten Bezirk, vier Personen; in Nord/Gerthe sind es zwei, in Südwest drei, in Süd zwei, in Ost zwei und in Wattenscheid drei. Neben städtischen Mitarbeitern sind jeweils Vertreter der freien Wohlfahrtspflege auf die sechs Büros verteilt dort tätig.

Gesucht werden also Ehrenamtliche. Im vergangenen Jahr konnten 40 neue für die Seniorenarbeit gewonnen werden. Sandra Schotte vom Sozialamt: „Es kommen Leute mit Ideen in die Büros, für die sie sich dann gleich selbst stark machen.“ So wird es an Neuerungen in Südwest ein „Plauderstündchen für Demenzkranke“ geben, in Altenbochum wollen sich „Wandervögel“ als Spaziergruppe auf den Weg machen, und in Linden bildet sich gerade ein Runder Tisch zu „Sicherheit und Mobilität“.

Pilotprojekt "Mit Senioren für Senioren"

Vorbilder der Arbeit der Seniorenbüros sind das Pilotprojekt in Langendreer, „Mit Senioren für Senioren“, und „Zu Hause alt werden“ in Grumme. „Wir wollen die Idee des Stadtteilladens eines telefonischen Besuchsdienstes in Mitte übernehmen“, sagt Dirk Nowaschewski.

Die dezentrale Altenarbeit ist finanziell auf drei Jahre angelegt. „Wir hoffen natürlich, dass wir die Büros über 2017 hinaus weiterführen können“, erklärt Sozialdezernentin Britta Anger. „Bei der gegenwärtigen Entwicklung bin ich überzeugt, dass wir grünes Licht bekommen.“