Bochum. Bochum setzt sein Pilotprojekt, in der Innenstadt einen kostenlosen Internetzugang zu ermöglichen, fort und will damit Vorreiter im Revier sein.

Den modernen Anstrich hat sich Bochum mit dem neuen Marketingkonzept bereits gegeben. Jetzt soll auch möglichst bald die moderne Infrastruktur folgen, die dem Image einer innovativen Stadt entspricht. Als erste Kommune im Ruhrgebiet soll Bochum ein möglichst großes W-Lan-Netz in der Innenstadt, im Zentrum von Wattenscheid und in den Stadtteilzentren bekommen. Damit soll der kostenfreie Zugang ins Internet mit Smartphones, Laptops oder Tablets möglich werden.

„Wir wollen Vorreiter sein“, sagt BoMarketing-Geschäftsführer Mario Schiefelbein. Er kündigt an, dass in den nächsten Wochen auf dem Husemannplatz, dem Dr. Ruer-Platz, der Kortumstraße und der Huestraße ein W-Lan-Netz eingerichtet und so das Pilotprojekt aus dem Dezember ausbaut wird. Während des Weihnachtsmarkts hatte BoMarketing den Dr. Ruer-Platz zu einer Hotspot-Zone gemacht. Nun wird diese Zone, technisch eine Aneinanderreihung von Punkten, an denen eine Internetverbindung besteht, weiter ausgebaut.

Ein großes Plus für den Handel

Das geht über den mittlerweile auch von der Politik gewünschten freien Netzzugang hinaus. BoMarketing solle darlegen, ob seine Erkenntnisse als Blaupause für eine „dauerhafte Einrichtung von freien W-Lan-Angeboten in der gesamten Innenstadt dienen kann“, heißt es in einem Antrag der Rathaus-Koalition von SPD und Grünen. „Wir sind schon viel weiter“, so Schiefelbein. Und das nicht nur mit den Plänen zum Netzaufbau, aus dessen Erfahrungen Schlüsse für ein größeres Netz in der City und anderen Hotspots wird dem VfL-Stadion oder dem Tierpark gezogen werden können. Dabei wird es gerade um Fragen der Kosten oder der Netzsicherheit gehen.

Aber interessant sei nicht nur der reine W-Lan-Zugang für Passanten, Besucher, Kunden. „Wir können das Netz auch für die Kommunikation nutzen.“ Die Stadtverwaltung könne Nachrichten transportieren oder Einzelhändler über den hauseigenen Hotspot hinaus Werbung platzieren. „Für den Handel wäre das ein großes Plus.“ Denn damit gelänge die Verbindung der virtuellen Welt und dem stationärem Handel.

Frequenzmessung möglich

Außerdem könnten sich wichtige Erkenntnisse ergeben, wie etwa aus der Frequenzmessung. Schiefelbein. „Wir wissen etwa, dass im Dezember an einem Samstagabend auf dem Dr. Ruer-Platz 12 000 Menschen waren.“ Sein Credo zum Netzaufbau: „Bevor andere es tun, machen wir es selbst.“

Ohne Partner wird das in der Fläche nicht gelingen. „Das könnten wir nicht finanzieren.“ Ein kommerzielles Netz könnte indes mit einem Freifunknetz kombiniert werden, bei dem Bürger einen Teil ihres Internetzugangs zur Verfügung stellen. Die Vorreiter in NRW Arnsberg und Gevelsberg haben sich für die Freifunk-Variante entschieden. Aus Sicht von Ratsherr André Kasper (Piraten) wäre eine Kombination optimal. Zumal: „Die beiden Systeme konkurrieren nicht miteinander.“