Bochum. Bewohner des St. Marien- und St. Mauritiusstiftes in Bochum nehmen an einem Fotoshooting teil. Die Bilder werden in beiden Seniorenheimen ausgestellt.

Elisabeth Matziol trägt ein gepunktetes Petticoat-Kleidchen im Vintage-Stil. Der Rollator steht unbeachtet in der Ecke; die zierliche 94-Jährige schwingt die Hüften und den weiten Rock, macht sich beim Twist warm fürs Fotoshooting im ehemaligen IG-Metallhaus.

Elf Bewohner des St. Marien- und St. Mauritiusstiftes sind als Models an der Aktion beteiligt, Senioren – von Profis gestylt – vor die Kamera zu holen. Marienstift-Leiterin Sabine Timmer: „Damit wollen wir zeigen, dass es nicht allein jungen Leuten vorbehalten ist, Mode zu verkörpern.“

"Die Optik wird schon stimmen“

Für die Idee konnte sie Friseurmeisterin Rebecca Paschke und rasch begeistern. Die Lütgendortmunderin plünderte ihren Kostümfundus, um jeden der Teilnehmer entsprechend seiner Ausstrahlung einzukleiden. So wird Ulrich Walpuski (76) zum Biker in Lederkluft, trägt einen Helm unterm Arm. Ursula Maslowski (84) kommt elegant mit Rüschenbluse daher. „Ich mache mit just for fun. Dabei vertraue ich den Profis; die Optik wird schon stimmen.“

Pyjamaparty und Homevideos

Die Einrichtungen St. Marienstift an der Humboldtstraße und St. Mauritiusstift am Knüwerweg im Ehrenfeld gehören zusammen.
Beide Häuser zeichnen sich dadurch aus, dass sie für ihre Bewohner teils ungewöhnliche Freizeitaktivitäten anbieten, Motto: „Altwerden ist nichts für Feiglinge.“ So gab es am vergangenen Wochenende eine Pyjamaparty im Marienstift. Daheim e.V., der Verein für intergenerative Medienkompetenz, hat Videos mit den Bewohnern produziert.

Friseurgesellin Anja Köster schminkt und frisiert die Models. Anton Lückenotte (93) etwa bekommt etwas Gel ins Haar, wird im Karohemd mit Akustikgitarre zum Countryliebhaber: „Egal, Je oller, je doller.“ Anne Bömelburg (80) gefällt sich in ihrem coolen Outfit mit Jeans, Nickituch und zerzauster Frisur. Gemeinsam mit Elisabeth Maziol, die inzwischen einen Hula-Hoop-Reifen als Accessoires um die Taille schwingt, wiegt sie sich zu den Rhythmen der Musik, posiert lächelnd vor dem Fotografen Uwe Jesiorkowski und der Designstudentin Katharina Timmermann.

Sichtlich Spaß am Shooting

Die Frauen und Männer haben sichtlich Spaß am Shooting, daran, wie sie zurechtgemacht werden. Ute Graf (61) hat dabei auch ganz feste Vorstellungen: „Die Haare möchte ich nicht nach hinten tragen.“ Expertin Rebecca Paschke stimmt ihr zu: „Die Frisur bleibt, sie schmeichelt ihnen.“ Also gibt’s lediglich ein dezentes Make-up, etwas Lippenstift und eine sportliche Lederjacke. „Gefällt mir. Sowas habe ich selbst im Kleiderschrank.“ Sie macht mit, um zu sehen, was man so machen kann. „Es hat mich einfach gereizt.“

Die Fotografen bekommen kein Geld für die Aufnahmen, dürfen aber über die Bilder verfügen. Uwe Jesiorkowski: „Wir machen eine Portraitreihe, die wir in beiden Seniorenhäusern ausstellen werden.“ Er arbeitet zwar viel in sozialen Einrichtungen, doch Modeaufnahmen mit Rentnern – die sind auch für ihn neu. „Ich find’s toll.“

Sabine Timmer hofft nun, Sponsoren für einen Kalender zu finden.