Bochum. Tim Hebborn bringt am Prinz Regent Theater Jordi Galceráns „Leben mit Mama“ heraus. Die Premiere fällt zwiespältig aus.
Jordi Galceráns „Grönholm-Methode“ hat sich seit der Uraufführung 2003 zum Dauerbrenner auf europäischen Bühnen entwickelt und war 2009 auch im Prinz Regent Theater zu sehen. Nun legt das PRT mit „Reden mit Mama“ aus der Feder desselben Autors nach. Die Premiere fiel zwiespältig aus.
Künstlerisch liegen Welten zwischen beiden Galcerán-Stücken. In „Grönholm“ waren die Dialoge scharfkantig und provokativ, mit „Reden“ präsentiert der Dichter nicht viel mehr als ein gehobenes Boulevardstück, hyperrealistisch ausgeführt, mit Gefühl und komisch-berührenden Dialogen gepudert, aber nie so originell gebaut wie vergleichbare Stück, etwa einer Yasmina Reza.
Unspektakuläre Vorlage
In „Reden mit Mama“ geht es um die Beziehung eines Mannes mittleren Alters zu seiner dominanten Mutter. Die ist 82 Jahre alt und lebt allein in einer Wohnung, die ihrem Sohn Jaime gehört. Durch den Verkauf der Wohnung hofft der Sohn, seine finanzielle, aber auch seine Sinn-Krise (arbeitslos, verkorkste Ehe etc.) zu meistern. Doch Mama will nicht; vielmehr eröffnet sie Jaime, dass sie mit einem Mann zusammen leben möchte: einen 69-jährigen Obdachlosen mit linken Ansichten. Des Sohnes Welt gerät schwer ins Wanken, während Mama unterwegs zu sein scheint, mitten hinein in ein neues Leben...
Tim Hebborn, Regie-Absolvent der Folkwang Hochschule, liefert im Rahmen der noch frischen Kooperation zwischen Folkwang und PRT seine Auftaktinszenierung im Zimmertheater ab. Eine Herausforderung, denn Galceráns Stück ist allzu glatt gewirkt, ohne raue Angriffsflächen. Es knackt weder sein Thema – den Generationskonflikt – dramaturgisch schlüssig auf, noch geht es den psychologischen Zusammenhängen auf den Grund. Hebborn destilliert aus dieser unspektakulären Vorlage ein recht konventionelles Dialogstück, in dem wenig passiert: mal hockt die Mutter auf einem Thron aus Sperrmüll, um den der Sohn kreist, mal tanzen die Zwei einen statischen Tango. Ansonsten wird parliert, immer luftig, mit nur wenig Tiefgang.
Eine gute Stunde
Damit stecken aber auch die Schauspieler Doris Plenert und Christoph Wehr in ihren Rollen fest, ohne dass die Dinge, die hier zwischen Mutter und Sohn verhandelt werden, lebendig spürbar würden. Statt ein Repertoire an Tönen und Stimmungen zur Schilderung von Lüge und Wahrheit, Verwirrung und Einsicht, Angeberei und Duckmäusertum aufzufächern, wird eine gute Stunde lang gutes Konservations-Theater betrieben. Mehr leider nicht.
Termine: 17./18. Januar,
Kartenreservierung 0234/77 11 17