Bochum. Im Theater Unten liefert Selen Kara mit Dea Lohers „Blaubart - Hoffnung der Frauen“ ihr Regiedebüt ab. Ihr gelingt ein Theaterabend voll stimmiger Augenblicke.
Über das Suchen und Finden der Liebe sind Romane verfasst, Dramen geschrieben und Filme gedreht werden. Und doch: Was Liebe sei – wissen wir es wirklich? Schwer zu sagen, und auch Dea Loher gibt in „Blaubart – Hoffnung der Frauen“ darauf keine Antwort. Zumindest keine eindeutige. Am Donnerstag lieferte Selen Kara im Theater Unten mit dem Stück ihr Regiedebüt ab. Ihr gelingt ein Theaterabend voll stimmiger Augenblicke.
„Über die Maßen“ liebt Julia den Heinrich Blaubart. Für den sind das aber „nur Worte“, denn „wo ist das Gefühle dafür“? Für Julia dagegen sind diese Worte Grund zum Sterben: Um ihre grenzenlose Liebe zu beweisen, vergiftet sie sich. Die Maßlosigkeit tötet sie, weil ihr Begehren unerfüllbar scheint. Das aber gibt Heinrich den entscheidenden Knacks. Fortan muss auch er töten, andere Frauen töten, weil er nicht auszuhalten scheint, das sein zu können, was sie von ihm erwarten. Eine ausweglose Logik.
Auf unruhigen Lebensgewässern
Marco Massafra zeigt diesen Blaubar als biederen Schuhverkäufer, zunächst keineswegs dämonisch. Das ändert sich aber schnell, als besagte Julia ihren Selbstmord verübt, den sie bereits geplant hatte, ehe sie Blaubart zur Ehe verführte. Nun wird aus dem bindungsunfähigen Kleinbürger Heinrich der Serienmörder Blaubart. Sarah Grunert verwandelt sich im Laufe des Spiels – sehr gewandt übrigens – in die sehr unterschiedlichen Frauentypen, die an der Überforderung durch eine Liebe „über alle Maßen“ scheitern und denen damit allen das Gleiche droht: der gewaltsame Tod. Sabine Osthoff erscheint zwischen den Mordszenen als „die Blinde“, die mehr zu erkennen scheint als die Sehenden. Sie blinzelt Hoffnung.
Volle Konzentration auf den Text
Die Regie nimmt sich im schönen, stimmigen Bühnenbild (Lydia Merkel) stark zurück, verzichtet auf Krawall und grelle Szenen, deutet auch die latent sexuellen Bezüge nicht aus, nur an. Die volle Konzentration auf den Text lässt das Finden und Schwinden der Figuren nachvollziehbar werden; aber vielleicht ist das der Haken dieses sonst so stimmigen Abends. Er entwickelt eine gewisse Fahrt auf unsteten Lebensgewässern, ohne letztlich die Traute zu haben, sich die Katarakte der Gefühle wirklich hinab zu stürzen.
Kopfkino statt Crime of Passion.