Bochum-Laer. . Mitarbeiter des Jugendhauses Laer verteilen Weihnachtspakete an Familien an der Alten Wittener Straße. Dort leben viele Kinder und Jugendliche.

„Nutella! Yeah!“ ruft Jane Osula begeistert und kann das große Glas Nuss-Nugat-Creme kaum vor den Händen ihrer fünf Kinder retten. Die sind derweil eifrig dabei, weitere Leckereien aus dem Paket, das vor ihnen auf dem Wohnzimmertisch steht, auszuräumen. Jede Süßigkeit wird mit Ausrufen der Freude kommentiert und wie eine Trophäe in die Luft gereckt. Kinder und Mutter strahlen um die Wette.

Christkind spielen an diesem Abend Stephan Kosel und seine Mitarbeiter vom Kinder- und Jugendhaus Laer. Die engagierte Truppe beglückt nicht nur die sechsköpfige Familie aus Nigeria, sondern auch die anderen zehn Familien, die im Flüchtlingswohnheim an der Alten Wittener Straße untergebracht sind. Gestiftet hat die Pakete der Caritaskreis Liebfrauen Altenbochum-Laer. „Damit die Familien an Weihnachten etwas Schönes zu Essen haben“, erklärt Kosel.

Völlig überrumpelt ist zunächst Familie Islami. Vater Fidan, Mutter Shkurta und ihre drei kleinen Töchter im Alter von dreieinhalb bis sieben Jahren wohnen erst seit zwei Wochen in Bochum. Sie sprechen kein Deutsch, nur die Mädchen haben schon das ein oder andere Wort aufgeschnappt. So versteht die Familie aus dem Kosovo auch erst gar nicht, wie ihnen geschieht, als Kosel mit einem Weihnachtspaket vor der Tür steht. Schüchtern stehen die Islamis im Flur ihrer kleinen Wohnung. Als sie das Geschenk öffnen, beginnt die fünfköpfige Familie nach und nach zu begreifen. Sie lächeln und bedanken sich zurückhaltend.

Vor allem die Kinder erreichen

2013 verteilten Kosel und sein Team zum ersten Mal Weihnachtspakete an die Flüchtlinge. „Unser Ziel ist es vor allem, die Kinder zu erreichen“, sagt der 51-jährige Sozialarbeiter. „Denn sie haben im Wohnheim überhaupt keine Freiräume.“ Auf Grund der hohen Fluktuation müssen die Mitarbeiter des Jugendhauses beständig und immer wieder neu Kontakt zu den jüngsten Bewohnern des Hauses suchen. „Aber die Kinder sind mittlerweile gut ins soziale Gefüge der Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteil integriert“, erzählt Kosel zufrieden.

Viele Bewohner aus dem ehemaligen Jugoslawien

Seit Dezember 2009 wohnen Flüchtlinge an der Alten Wittener Straße. Derzeit bieten die Häuser insgesamt 52 Personen eine Unterkunft. 32 davon sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Der Großteil der Bewohner stammt aus dem Kosovo und Serbien. Aber auch Menschen aus Russland, Mazedonien und eine Familie aus Nigeria haben hier vorübergehend eine neue Heimat gefunden.

Eigentlich wollte die 41-jährige Osula das mit Lebkuchen, Schokolade, Marmelade, Kakao, Tee, Kaffee aber auch nützlichen Alltagsartikeln wie Shampoo und Zahnbürsten bestückte Päckchen bis zum Weihnachtstag aufbewahren. Doch ihre Kinder haben ganz andere Pläne. „Das Paket ist jetzt auf“, verkündet die fünfjährige Francess aus dem Flur. Ihre kleine Schwester Rachel versucht sich daran, den schweren Karton ins Wohnzimmer zu schleifen. Dann beginnt an der Alten Wittener Straße die verfrühte Bescherung.