Bochum. . Fachleute wollen mit einem speziellen Verfahren Rückschlüsse auf Gewicht und Gangart des Ursauriers ziehen. Ein Elefant musste als „Model“ herhalten.

Monatelang war es ruhig um den Bochumer Sensationsfund der ältesten je in Deutschland gefundenen Saurierfährte. Die Auswertung der im Juni 2013 in einem stillgelegten Steinbruch in Stiepel unmittelbar an der Ruhr geborgenen Fährtenplatte wird mit einer spektakulären Methode vorangetrieben. Prof. Tom Schanz: „Wir hoffen, am Ende unserer Untersuchung sogar das Gewicht des Tieres und seine Fortbewegungsart recht präzise bestimmen zu können.“

Nur zehnprozentige Fehlergefahr

Eigentlich kümmert sich Schanz und sein Team vom Lehrstuhl für Grundbau, Boden und Felsmechanik etwa um die Standfestigkeit von Gebäuden oder anderen Konstruktionen. Doch der Diplom-Ingenieur hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Paläontologen der Universität Bonn eine so verblüffende wie simple Methode eingesetzt, um nur anhand von Fußabdrücken konkrete Rückschlüsse auf deren Verursacher ziehen zu können.

Dafür ließen sie einen Elefanten im Wuppertaler Zoo über einen bestimmten Untergrund laufen. Da das Gewicht des Dickhäuters und die Beschaffenheit des Bodens bekannt waren, konnte mit Hilfe der Abdrücke ein Rechenmodell angewendet werden. „Wir können Vorhersagen mit einer Fehlerwahrscheinlichkeit von zehn Prozent treffen“, so Schanz. Das sei sehr präzise, denn in der Paläontologie gelten bereits 50-prozentige Trefferquoten als genau.

Die Fährtenplatte wird gescannt
Die Fährtenplatte wird gescannt © rub

Derzeit liegt die Steinplatte, mit der insgesamt rund 3,5 Tonnen Material vom Ufer der Ruhr geborgen worden sind, noch beim Bergbaumuseum. Dr. Michael Ganzelewski ist dort Sammlungsleiter und koordiniert die Arbeiten. Jetzt geht es darum, genau einzugrenzen, auf welchem Grund dieser Ursaurier gelaufen ist, vor 316 Millionen Jahren versteht sich. „Sicher ist, dass es sich um ein sandiges Flussbett gehandelt hat.“ Tom Schanz, ein Praktiker durch und durch, hat kurzerhand eine Dienstfahrt zur Nordseeinsel Mellum organisiert und dort die Zusammensetzung des Substrates gefunden, die dem vom Ursaurier eingedrückten Boden nahe kommt.

Einordnung des Fundes

Als Dritter im Bunde wird Anfang des Jahres Dr. Sebastian Voigt vom Umweltmuseum Geoskop mit einer Einordnung des Fundes beginnen. Es wird etwa verglichen mit der bereits im Bergbaumuseum ausgestellten 1923 in Bochum entdeckten Fährte. Die Wissenschaftler sind recht sicher, dass die neu entdeckte Spur von der gleichen Spezies verursacht wurde. Ob das Tier hingegen tatsächlich das Aussehen eines fetten Molches hatte, bleibt Spekulation. Die Hoffnung ist, dass die neue Untersuchungsmethode Klarheit bringt.