Bochum. Öl ist so billig wie lange nicht. Den Preis für Erdgas halten die Stadtwerke aber seit dem Jahr 2011 stabil. Experten kritisieren den Grundversorger
Der Ölpreis fällt ins Bodenlose – und auch ums Erdgas steht es gut an der Börse. Kunden der Stadtwerke profitieren davon allerdings nicht: Der Grundversorger hält den Gaspreis seit November 2011 auf dem gleichen Level und prognostiziert auch für das kommende Jahr keine Preissenkung. Das bestätigte das Unternehmen auf Nachfrage. Die Verbraucherzentrale findet, dass die Konditionen für Erdgas längst beim Endverbraucher hätten ankommen müssen.
„Der Gaspreis ist seit September 2012 im Abschwung“, sagt Energieexperte Peter Blenkers von der Verbraucherzentrale. Und gerade jetzt falle der Preis weiter: Das Erdgas, welches die Stadtwerke am europäischen Börsenmarkt einkaufen, ist zwar nicht an den günstigen Ölpreis gekoppelt, aber auch beim Erdgas gibt es derzeit ein Überangebot. „Da gibt es auch kein Argument mehr gegen Preissenkungen“, so Blenkers.
Netzgebühren sind kontinuierlich gestiegen
Die Stadtwerke sehen das anders: Die Gebühren für die Nutzung der Gasnetze seien laut Unternehmenssprecher Kai Krischnak kontinuierlich gestiegen. Dieses Netzentgelt bestimme den Gaspreis zu 21 Prozent mit. Steigen die Gebühren, behindere das wiederum den Spielraum beim Senken der Gaspreise.
Auch interessant
„An den Netzengelten müssen sich auch alle anderen Versorger orientieren“, so Peter Blenkers. „Die haben die Tarife allerdings günstiger gestaltet.“ Mitbewerber verkaufen Erdgas für bis zu 1150 Euro bei 20.000 Kilowattstunden im Jahr. Das günstigste Vergleichsangebot der Stadtwerke beträgt 1332 Euro, wie sich durch den Online-Recher des Grundversorgers ergibt.
Verbraucherzentrale mahnt zur Vorsicht beim Preisvergleich
Stadtwerkesprecher Kai Krischnak betont, dass sich das Angebot nicht direkt an den Börsenpreisen anpassen lasse. „Wir kalkulieren unsere Preise in der Regel für die nächsten zwei Jahre, so dass weitere Entwicklungen im Großhandel abzuwarten bleiben.“ Eine „eigenartige“ Kalkulation, findet Peter Blenkers: Um den Preis optimieren zu können, würden Grundversorger das Gas normalerweise zu verschiedenen Preisen und Zeitpunkten kaufen, mal am Termin-, mal am Spotmarkt. „Würden die Stadtwerke das tun, müsste der Preis zumindest ein wenig gesunken sein.“
Aber auch wenn sich günstigere Gasanbieter als die Stadtwerke finden lassen, warnt die Verbraucherzentrale beim Preisvergleich vorsichtig zu sein. „Nicht das Billigste ist immer das Beste“, sagt Verbraucherberaterin Claudia Willmer. Tücken seien etwa vermeintliche Angebote wie Preispakete, bei denen man trotz festgelegtem Preis bei höherem Verbrauch drauf zahlen muss. „Viele Anbieter locken auch mit Boni. Die sind aber an zahlreichen Bedingungen geknüpft“, so Willmer. Die Devise laute: Verträge mit kurzen Laufzeiten abschließen und den Markt beobachten. „Denn da tut sich so einiges.“