Bochum. . Einer fünfköpfigen Roma-Familie, die nach Bochum geflohen ist, droht die Abschiebung. Dabei sind die Eltern und die älteste Tochter traumatisiert.

Zum internationalen Tag der Menschenrechte am Mittwoch hat das Alice-Salomon-Berufskolleg in Bochum auf das Schicksal einer Roma-Familie aufmerksam gemacht, der die Abschiebung droht. Ende November hat das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen eine Klage gegen ihren abgelehnten Asylantrag zurückgewiesen. Binnen einer Woche müssten sie laut Gesetz nun Deutschland verlassen. „Wenn sie nicht freiwillig ausreisen, werden sie abgeschoben“, sagt Schulsozialarbeiterin Michaela Schröder vom Alice-Salomon-Berufskolleg, die mit dem Fall vertraut ist.

Die fünfköpfige Familie sei vor einem halben Jahr aus Serbien nach Deutschland geflohen, sagt Schröder. Vor allem der Vater, die Mutter und die älteste Tochter, die das Kolleg besucht, seien schwer traumatisiert. Der 45-Jährige sei in Serbien auf offener Straße wohl wegen seiner Herkunft zusammengeschlagen worden, die 44- und die 15-Jährige seien sexuell missbraucht worden. Die Mutter befinde sich deshalb bereits in fachärztlicher Behandlung und stehe auf der Warteliste für eine Therapie.

Petitionsausschuss beschäftigt sich mit drei Fällen

„Roma werden in Serbien massiv verfolgt“, sagt Schröder. Sollte die Familie zurückkehren müssen, drohe gerade bei der Mutter die Gefahr, „dass die sich was antut“. In Deutschland besuchen auch die beiden anderen Kinder, ein neunjähriges Mädchen und ein siebenjähriger Sohn, inzwischen Schulen. Die Familie lebt derzeit in einem Übergangswohnheim.

Einen Lichtblick sieht Schröder in einem Beschluss, den das Verwaltungsgericht Münster ebenfalls Ende November gefällt hat. Darin werden große Zweifel an der Einstufung unter anderem von Serbien als sicherem Herkunftsstaat geäußert. Die Richter gaben damit einer Klage von serbisch-stämmigen Roma Recht, die sich juristisch gegen ihre Abschiebung wehren.

Für den weiteren Verbleib der Roma-Familie in Deutschland hat Schröder einen Antrag beim nordrhein-westfälischen Landtag eingereicht. Der Petitionsausschuss wird sich in seiner nächsten Sitzung mit dem Fall befassen - für das laufende Verfahren in Bochum hat das zumindest aufschiebende Wirkung. Auch für zwei weitere Schüler des Kollegs sind Petitionen nach Düsseldorf geschickt worden, darunter für eine Schülerin, die zurück nach Mazedonien soll, und für einen Schüler, dem die Abschiebung nach Ghana droht.

Immer wieder gibt es derartige Fälle

Dabei sei der längst „sehr gut integriert“, sagt Schröder, und mache mittlerweile eine Ausbildung zum Sozialhelfer. Der junge Mann war nach der Flucht aus seinem Heimatland vor vier Jahren nach Deutschland gekommen. Er hätte seine neue Heimat am Montag wieder verlassen haben müssen. „Solche Fälle“, sagt die Schulsozialarbeiterin, „haben wir immer wieder.“