Bochum-Werne. Mit einem riesigen Kran wird heute Nacht an der Von-Waldthausen-Straße in Werne die alte Überquerung entfernt und ein Provosorium installiert.
So etwas hat Werne, ach, ganz Bochum noch nicht gesehen. Heute Nacht passiert an der Von-Waldthausen-Straße Großes. Mit einem riesigen Kran wird die marode Brücke, die seit zweieinhalb Jahre für den Verkehr gesperrt ist, entfernt und direkt danach an gleicher Stelle eine Behelfskonstruktion installiert. Für 18 Stunden unterbricht die Deutsche Bahn dafür ihren Bahnverkehr; in dieser Zeit muss der Brückentausch über die Bühne gehen.
Die heiße Phase beginnt um 20 Uhr. Zwischen 22 und 23.30 Uhr soll dann die alte, 340 Tonnen schwere Brücke am Haken des 56 Meter hohen und 1500 Tonnen schweren Krans hängen und im Laufe von sechs Stunden zur Seite „gelegt“ werden. Ein mobiler Kran, immerhin auch stolze 4000 Tonnen schwer, hebt dann die Behelfsbrücke (54 Tonnen) ein.
„Wir liegen ganz gut im Zeitplan“, sagt Gisbert Soldat vom Tiefbauamt. „Auch wenn wir beim Rückbau ein paar kleine Überraschungen erlebt haben. Es gab im Vorfeld leider kaum Pläne von dem im vorletzten Jahrhundert errichteten Bauwerk. Da mussten wir dann improvisieren.“
Viele Schaulustige werden heute Abend in Werne erwartet
Rund eine Million Euro kostet die ganze Aktion; inklusive der Behelfsbrücke, die von der Stadt gekauft wurde. Oben drauf kommt später noch die Rechnung der Bahn für die Streckensperrung. Fußgänger sollen bereits vor Weihnachten über die Behelfskonstruktion gehen können, für Autos und Lkw ist sie voraussichtlich Ende Januar befahrbar. Soldat: „Wenn das Wetter mitspielt.“
Viele Schaulustige erwartet Thomas Fründ vom Baustellenmarketing der Stadt heute Abend an der Von-Waldthausen-Straße. „Ist ja auch ein echter Hingucker“, sagt er. Vergleichbares soll es in Bochum bisher nicht gegeben haben. Damit es nicht zu gefährlichen Situationen kommt, ist ein Sicherheitsdienst vor Ort. „Der soll auch verhindern, dass die Gleise betreten werden“, sagt Fründ, der zusätzlich in Kontakt mit der Bahnpolizei stehen wird.
Ruhe ist für Anwohner vorbei
Besten Blick auf den Brückentausch haben Erika und Gerd Bangert. Sie betreiben direkt an der Ecke Auf den Holln/Von-Waldthausen-Straßen einen Kiosk und Getränkehandel und sind froh, wenn es endlich wieder Durchgangsverkehr gibt. „Unser Umsatz ist um mehr als die Hälfte eingebrochen“, klagt Gerd Bangert. „Seit dem 16. April 2012 ist die Brücke gesperrt“, kann seine Frau das genaue Datum benennen, als das Unheil aus ihrer Sicht seinen Lauf nahm. Die Bangerts waren schon so weit, alles zu verkaufen. Es fand sich nur kein Käufer. Ob jetzt doch wieder alles gut wird?
Auch Lkw können neue Brücke benutzen
Die neue Behelfsbrücke hat eine Fahrbahnbreite von 4,50 Metern. Sowohl Pkw als auch Schwerlastverkehr hält das Bauwerk aus, Lkw passen allerdings nur einzeln drüber. Für die Fußgänger gibt es einen durch Metallstreben abgetrennten, 1,50 Meter langen Überweg.
Wann eine richtige Brücke installiert wird, ist fraglich. Diese würde laut Gisbert Soldat 4 Millionen Euro kosten, die die Stadt tragen müsste. Dass ein Provisorium auch zur Dauerlösung werden kann, zeigt die Fußgängerbrücke am Zeppelindamm. Sie existiert seit 60 Jahren...
Für die Anwohner der Rüsingstraße wohl nicht. „Die freuten sich, dass es vor ihrer Haustür die letzten Jahre so schön ruhig war“, weiß SPD-Ratsmitglied Rainer Kühlborn zu berichten. Damit ist es nun bald endgültig vorbei.