Bochum. . Den Schulen gehen die Männer aus. In Bochum gibt es noch 67 Lehrer für die Klassen 1 bis 4. Auch an weiterführenden Schulen sinkt die Zahl der Männer.
Julias Satz passt haargenau. „Ich finde es schade, dass wir nicht mehr so viel Unterricht bei Herrn Spieckermann haben“, sagt die Neunjährige. Peter Spieckermann (63), Schulleiter der Waldschule, sitzt daneben und muss lachen. „Das war abgesprochen. Das sollte sie jetzt sagen.“ Sollte sie nicht. Nichts war abgesprochen mit der Viertklässlerin. Dennoch steckt viel Wahrheit in ihrer Aussage. Den Schulen gehen die Männer aus. Bundesweit und auch in Bochum. Hört sich komisch an, ist aber so.
Nur 67 Grundschullehrer in Bochum
Gut findet das keiner. Nicht die Schüler, nicht die Lehrer, nicht die Eltern. Der sinkende Männeranteil aber lässt sich weder leugnen noch schnell ändern. In Bochum gab es im vergangenen Schuljahr an den 42 Grundschulen 683 Lehrerinnen – aber nur 67 Lehrer (8,9 Prozent).
Spieckermann ist einer von ihnen. Dass er Schulleiter ist, passt ebenso. Relativ häufig rückt ein Mann, wenn er sich an die Grundschule „verirrt“ in eine Leitungsfunktion. Bei Spieckermann, in Bochum geboren, in Dortmund studiert, war der Wechsel an die Grundschule 1985 „die Rettung. Bis dahin war ich an einer Hauptschule. Die wurde zu gemacht und uns wurden zwei Möglichkeiten aufgezeigt. Ein Hauptschulwechsel mit der Aussicht, eventuell zwei Schulen bedienen zu müssen, oder Wechsel an die Grundschule“.
Zu wenig männliche Grundschullehrer
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Bereut hat er den Schritt nicht. Gleichwohl würde er sich den einen oder anderen Kollegen wünschen. Spieckermann ist Einzelkämpfer. Er ist der „Chef“ von 22 Lehrerinnen. Eine eigene Klasse hat er nicht. „Sieben Stunden darf ich unterrichten.“ Gerne würde er mehr machen. Das aber ist ein Problem, das Schulleiter betrifft. Dass es zu wenig Männer an den Grundschulen gibt, betrifft alle. „Gut ist das nicht“, sagt Spieckermann. „Unsere Kinder sollten auch Männer als Vorbild haben. Das Problem ist nicht ausschließlich ein schulisches.“ Dort aber ist es offensichtlich. Wobei er genau das weniger als Problem sieht. „Das ganze Programm Schule ist nicht dafür geeignet, um die Familie zu ernähren.“ Die schlechteren Verdienstmöglichkeiten der Grundschullehrer im Vergleich zu anderen Lehrern schreckt viele ab. „Natürlich wäre es schöner, wenn es mehr Männer an den Schulen geben würde“, sagt er. „Aber im Umgang mit kleinen Kindern, sind Frauen besser geeignet als Männer. Gefühlsmäßig fällt es ihnen leichter. Ich spreche den Männern die Fähigkeiten nicht ab. Aber Frauen schaffen das besser. Das ist auch gut so.“
Findet auch Oliver Mayer, Lehramtsstudent für die Sekundarstufe II an der Ruhr-Uni, der künftig kein „Einzelkämpfer“ sein wird. „Fachvermittlung an der Grundschule funktioniert ganz anders als an weiterführenden Schulen. Da ist sehr viel mehr Pädagogik gefordert. Ich will aber lieber mit meinen Schülerinnen und Schülern diskutieren.“ Immerhin, er will Lehrer werden.