Brüssel. Nirgendwo in Europa sind die Grundschullehrer im Schnitt so alt wie in Deutschland. Das zeigt ein aktueller EU-Vergleich. Deshalb droht dem Land in den kommenden Jahren ein Lehrermangel. Auch moderne Lehrmethoden bleiben häufig auf der Strecke.

Man kann es positiv sehen: Kein anderes EU-Land setzt so erfahrene Lehrer in den Grundschulen ein wie Deutschland. Man kann es aber auch negativ formulieren: In einigen Regionen Deutschlands droht in den nächsten Jahren ein Mangel an Lehrkräften.

Die EU-Statistikbehörde hat ausgerechnet, dass in der Bundesrepublik mehr als die Hälfte der Lehrkräfte, die Kindern schreiben, lesen und rechnen beibringen, mindestens 50 Jahre alt ist. Zum Vergleich: Außer in Italien und Schweden liegt der Anteil des grauhaarigen Lehrpersonals in allen anderen EU-Staaten unter einem Drittel - in Polen, Griechenland, Zypern und Slowenien sogar niedriger als 20 Prozent.

Klassenstärke liegt im Durchschnitt

Dass in Deutschland die „Altersgruppe der Lehrkräfte kurz vor dem Rentenalter überrepräsentiert“ ist, wie es die Statistiker formulieren, bremst nach Einschätzung von EU-Beamten zugleich den zügigen Wandel in der Organisation des Unterrichts. Es sei kein Zufall, dass in Deutschland Gruppenarbeiten oder individuelle Lehrmethoden weniger stark verbreitet seien als in vielen europäischen Nachbarländern.

Was die Klassenstärke angeht, befinde sich Deutschland derweil mit 22 Grundschul-Kindern im europäischen Durchschnitt. Auch mit Blick auf die finanzielle Ausstattung müsse Deutschland den Vergleich nicht scheuen. Kaufkraftbereinigt liegen die öffentlichen Ausgaben nach den Kalkulationen der Euro-Statistiker leicht über dem EU-Durchschnitt.