Bochum. Die EHA GmbH aus Wattenscheid liefert ihre Produkte für den Nassbereich und für die industrielle Nutzung in 80 Länder der Erde. Schwimmbäder bestückt sie in Bochum ebenso wie in Florida. Auch Schwimmbäder auf der Insel Le Reunion werden mit Gittern und Matten aus Wattenscheid ausgerüstet.

In der Branche ist sie bekannt. Bestens. Aber sonst kennt die EHA, die Ewald Hildebrandt GmbH, über den näheren Umkreis ihres Firmengeländes an der Feldstraße in Wattenscheid hinaus kaum jemand. Dabei haben wir vermutlich alle schon mal Produkte angefasst oder auf ihnen gestanden, die aus dem Hause EHA stammen. Schwimmbadroste gehören zum Portfolio. EHA hat nicht nur Hallen- und Freibäder der Stadt Bochum damit ausgestattet und einen Teil der insgesamt 7000 Bäder in Deutschland auch, sondern mittlerweile in mehr als 80 Ländern auf der ganzen Welt geliefert. Die nächste weite Reise eines Containers mit Ware geht nach Florida. Und auch Schwimmbäder in Le Reunion, einer Insel im Indischen Ozean, werden mit Gittern und Matten aus Wattenscheid ausgerüstet.

Das ist weit weg von den Ursprüngen des Unternehmens, das 1950 gegründet wurde und zunächst Badelatschen und Arbeitsschuhe für Bergleute herstellte. Mit der Zeit und mit dem Wandel des Bergbaus haben sich auch die EHA-Produkte gewandelt. „Das Unternehmen ist mit seinen Produkten kontinuierlich gewachsen“, sagt Marcus Horsch, einer der beiden geschäftsführenden Inhaber.

Auftragsbezogene Produktion

Den größten Entwicklungssprung, so Mitinhaber und Co-Geschäftsführer Rolf Stiebel, habe es vielleicht in den 1960er Jahren gegeben, als das Handelsunternehmen EHA damit begann, seine Produkte selber herzustellen. „Das war der Entwicklung sicher am zuträglichsten“, so Stiebel. Vertrieben werden EHA-Produkte seit jeher über Kataloge und Händler – mal mit, mal ohne den eigenen Namen auf dem Produkt, je nach Kundenwunsch. Alleine, so heißt es, wäre es gar nicht möglich, den Vertrieb für die vielen hundert unterschiedlichen Abnehmer selbst zu organisieren.

Dabei ist die ausgeprägte Orientierung am Kunden eines der markanten Merkmale einer Fabrik, die in ihrer Größe und ihrem Arbeitsablauf eher einer Manufaktur gleicht. Hergestellt wird nicht auf Halde, sondern auftragsbezogen. Nach Eingang des elektronisch eingereichten Angebots. Dazu gehören zum Beispiel bunte, mitunter geschwungene, für individuelle Pools angepasste Gitter, die im übrigen so heißen obwohl sie aus Kunststoff und nicht aus Metall gefertigt sind, ebenso wie schwarze Meterware für den Industriebereich. Vor allem im Nassbereich eröffne EHA Schwimmbad-Architekten Möglichkeiten, „die sie vorher nie hatten“, sagt Rolf Stiebel. „In diesem Bereich haben wir eine Manufaktur.“ Ein großes Plus: „Unsere Wiederverkäufer wissen, dass wir Lösungen schaffen können und so fertigen, wie es der Kunde wünscht“, sagt Marcus Horsch. Die Mitarbeiter haben ein gutes Händchen dafür, um mit Hilfe von Maschinen individuelle Produkte herzustellen.

Maxime der ständigen Entwicklung

Gleichwohl ist das einfachste Mattenprodukt Meterware. Es wird in Hunderten von Metern auf Schiffen verlegt, damit diese ausgerüstet werden können und die empfindlichen Schiffsplanken nicht darunter leiden. Von einem großen Markt sprechen die beiden Inhaber, in dem sich viele Anbieter tummeln. Allerdings haben sie mit der Bandbreite ihres Warenangebots schon ein Alleinstellungsmerkmal.

Heute gehören die Badelatschen und Sicherheitsschuhe der Vergangenheit an. Viele früher von EHA gehandelten Produkte stehen nicht mehr im Katalog. In zwei Bereiche gliedert sich heute die Produktion: in den Nassbereich, vornehmlich Schwimmbadausstattungen, aber auch „Exotisches“ wie Fallschutzmatten für eine künstliche Surfanlage in Dubai, und in den Industrie-Bereich, in dem Matten und Roste für Arbeitsplätze ebenso wie Kabelbrücken für Büros und Werkstätten hergestellt werden. Und auch für die „neue EHA“ gilt die Maxime der ständigen Entwicklung – immer am Kundenwunsch orientiert.

Mein Job: Assistent der Geschäftsführung

Er hat gelernt im Unternehmen. 1995 begann David Lipinski bei der EHA seinen Ausbildung zum Industrie-Kaufmann. Mittlerweile hat es der 29-Jährige zum Assistenten der Geschäftsführung und zum Handlungsbevollmächtigten gebracht. Gemeinsam mit Geschäftsführer Rolf Stiebel, der den technischen Teil der Unternehmensführung verantwortet, kümmert sich der gebürtige Bochumer um die Produktions- und Einkaufssteuerung.

Damit aber nicht genug. Seit vier Jahren studiert Lipinski außerdem noch an der Hochschule Bochum Wirtschafts-Ingenieurwesen. Das heißt für ihn, abends nach der Arbeit in die Bücher zu schauen und zu lernen, und am Wochenende Vorlesungen zu besuchen. In einem halben Jahr, „wenn alles gut geht“, möchte er mit seiner Bachelor-Abschlussarbeit beginnen.

Wie EHA tickt, lässt sich in seinen Augen auf folgenden Nennen bringen: „Wie eine Familie, mit allen Stärken und Schwächen, mit guten Tagen und auch schlechten Tagen.“

Zwei Bänker sitzen nun auf der anderen Seite des Schreibtisches 

Sie haben ein Problem gelöst, das geschätzt auf einige Zehntausend Familienunternehmen in den nächsten Jahren zukommt: Wer führt das Geschäft in der nächsten Generation weiter?

Da die Söhne der beiden EHA-Gründer die Firma nicht übernehmen wollten, war es ein Glücksfall für den Firmennamensgeber Ewald Hildebrandt und seinen Kompagnon Werner Gröne, dass Marcus Horsch und Rolf Stiebel auf der Suche nach einer Firma waren. Sie waren 2008 dem Nachfolgeclub der IHK beigetreten und kamen ein Jahr später mit den Eignern zusammen: „Nach drei Jahren hartem Kampf, wo man sich zwischenzeitlich auch mal ein schönes Leben gewünscht hat, haben wir uns geeinigt“, sagt Horsch.

Gelassen finanzielle Risiken eingehen

Die neuen Inhaber sind zwar nicht aus der Branche. „Wir sind von Haus aus Bänker und haben mittelständische Kunden betreut und beraten.“ Aber sie haben 20 Jahre lang gelernt, „als Unternehmer zu denken und zu handeln“. Der Unterschied zu früher liege darin, dass sie nun, wie sie sagen, auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzen.

Das tun sie trotz des finanziellen Risikos, das sie diesmal nicht anderen raten, sondern selbst eingehen, mit einer gewissen Gelassenheit. „Wir haben eine gute Firma übernommen mit sehr gutem Potenzial, mit gutem Kundenstamm. Der Vorteil ist der, dass wir aus einfachen Zutaten ein wertvolles Produkt machen. In Summe war es der richtige Schritt.“ Zumal sie auf eine eingespielte Belegschaft bauen können.

Ein "Genussmensch" und ein Jogger "mit Leidenschaft"

Motiviert hat sie vor allem, „selbst unternehmerische Verantwortung zu übernehmen“, sagt Industrie-Fachwirt-Rolf Stiebel. „Es ist schön, dass ich die Dinge jetzt auf meine Art erledigen kann.“ Mit der Bestätigung, dass sie funktionieren und andere motivieren.

Der 50-jährige gebürtige Wuppertaler kümmert sich vorwiegend um die Produktion, ist privat „ein Genussmensch“, wie er sagt, der gerne kocht, sich für französische Weißweine interessiert und sich offenbar mit seinem Geschäftspartner bestens ergänzt. Diplom-Ökonom Marcus Horsch (47), gebürtig aus Ratingen, erledigt vornehmlich den kaufmännischen Part des Geschäfts und geht mehrmals in der Woche „mit großer Leidenschaft“ Joggen. Das passt.