Bochum. „Kabale und Liebe“ ist ein Bühnen-Klassiker, dem man nicht entkommen kann. Das Schiller-Drama war nie aus den Spielplänen verschwunden, aber nun, da es auch Abitur-Stoff ist, werden an so gut wie allen Theater-Gestaden Neuinszenierungen angespült. Auch an jenen des Schauspielhauses.

Premiere ist am Samstag 22. November in der „Kammer“, Regie führt Intendant Anselm Weber, der nach eigener Aussage zunächst gar nichts von der Abitur-Dringlichkeit des Stückes wusste.

„Zunächst war ein neues Stück von Reto Finger vorgesehen“, so der Regisseur, „als das nicht zu Stande kam, musste ich für das bereits feststehende Ensemble einen anderen Stoff finden.“ Das sei „Kabale und Liebe“ gewesen, ein Stück, das Weber „schon immer“ machen wollte. „Ich habe Die Jungfrau von Orléans, Wallenstein und zweimal Don Carlos gemacht. Kabale und Liebe aber noch nie“, resümiert er seine Schiller-Erfahrungen.

Hinein also in den „Sturm und Drang“: Schiller war 25, als er sein Werk verfasste, ein zorniger junger Mann, der über die erste Liebe schrieb und eine verkommene Welt, in der diese Liebe nicht sein darf. 230 Jahre später lesen junge Menschen das Stück in den Schulen. Was sagt ihnen dieses Trauerspiel noch, das von der leidenschaftlichen Liebe der Musikertochter Luise Miller zum Adelssohn Ferdinand von Walter handelt, die durch niederträchtige Intrigen (Kabalen) zerstört wird?

Zorn der Jugend

„Eine verbotene Liebe zwischen Adel und Bürgertum ist kein Skandal mehr“, räumt Anselm Weber ein, aber der „Zorn der Jugend“ auf die einengende Welt der (erwachsenen) Gesellschaft, den gäbe es immer noch. „Korruption und Intrigen sind nach wie vor Mittel der Politik, und die Jungen wenden sich auch heute enttäuscht ab von ihren Vätern.“ Weber geht es nicht darum, ein zu feudalen Zeiten entstandenes Drama in die Gegenwart zu zerren. „Aber der Freiheitsbegriff, um den es bei Schiller geht, ist eben nicht selbstverständlich, nur weil der geschilderte Konflikt historisch ist. Er bleibt eine Herausforderung.“

„Kabale und Liebe“ stark gefragt

Die Premiere am 22.11. in den Kammerspielen war ausverkauft. Für die Vorstellungen am 27.11. sowie am 2., 5. und 15.12. gibt es nur noch Restkarten.

Die letzte Vorstellung in diesem Jahr findet am 2. Weihnachtstag (26.12.) statt, weitere Termine sind für 2015 in Planung. Tickets 0234/3333-5555.

Eingerichtet hat der Regisseur „Kabale“ in reduzierter Form auf fast kahler Bühne. Weber will Schiller „beim Wort nehmen“, also textgetreu spielen lassen, und also über die Sprache das Drama entwickeln. Friederike Becht ist als Luise zu sehen, Nils Kreutinger, neu im Ensemble, spielt Ferdinand. Als Gast ist Felix Vörtler dabei (Präsident von Walter), außerdem spielen Florian Lange, Bernd Rademacher, Roland Riebeling, Daniel Stock und Anke Zillich; Theaterpreisträgerin Kristina Peters debütiert als Lady Milford.

Mithin eine hochkarätige Besetzung für ein zeitlos gutes Bühnenstück.