Bochum. . Zeitreise ins Jahr 1953: Vor 65 Jahren wurde der Neubau des Schauspielhauses eröffnet. Theatergänger erinnern sich an eine aufregende Zeit.
Der 23. September 1953 gilt als ein besonderes Datum in der Stadtgeschichte: Am Sonntag ist es genau 65 Jahre her, seit der Neubau das Schauspielhauses eröffnet wurde – und erstmals das Publikum in den Klinkerbau an der Königsallee strömen durfte.
Auch in unserer Lokalredaktion war die Eröffnung damals Thema Nummer eins: „Das Schauspielhaus ist einzigartig in Westeuropa“, so zitierten unsere Kollegen den damaligen Intendanten Hans Schalla.
Lebenslange Liebe
Mit dem Schauspielhaus verbinden viele Bochumer eine lebenslange Liebe. Nach einem Luftangriff 1944 bis auf die Grundmauern zerstört, wurde es zwischen 1951 und 1953 nach Entwürfen des Architekten Gerhard Graubner auf den alten Fundamenten neu gebaut. Die acht Jahre dazwischen verbrachten die Theatergänger im „Parkhaus“, einer Spielstätte im heutigen Stadtpark-Restaurant.
Graubners Haus – der Innenraum mit seinen 811 Sitzplätzen ist nach dem Vorbild eines antiken griechischen Theaters gestaltet – sollte den Stil des ganzen Viertels prägen. „Das Gebäude gegenüber, wo heute Apotheke und Sparkasse beheimatet sind, ist in einem ähnlichen roten Klinker gehalten wie das Finanzamt dahinter“, erzählt Hans Joachim Salmen, Vorsitzender des Freundeskreises. „Das sollte kein x-beliebiger Theaterbau werden. Das ganze Häuserensemble bis hinunter zum ehemaligen Bahnhof, wo heute die Rotunde ist, glich einer Prachtstraße.“
Festlich in Abendkleidern
Damals hautnah dabei war Anton Lohse. Der heute 87-Jährige ist Theatergänger der ersten Stunde. Für die Eröffnungspremiere des Neubaus (Hausherr Hans Schalla inszenierte „Richard III.“) hatte Lohse zwar keine Karte bekommen, doch kurz danach war er dabei. „Es war schon überwältigend, zum ersten Mal in diesem imposanten Saal zu sitzen“, erinnert er sich. „Jeder war festlich gekleidet. Die Herren in Anzügen, die Damen in Abendkleidern. Das gibt es heute zum Glück nicht mehr.“
Lohse ist bis heute treuer Abonnent, dem zu jeder „Romeo & Julia“-Inszenierung etwas einfällt. Von Schalla bis zu Marius von Mayenburg, der das Drama unlängst vor und hinter einer riesigen Mauer zeigte: Lohse hat sie alle gesehen. Die liebsten Titelhelden sind ihm aber die Schauspieler aus der Schalla-Ära: Gerhard Garbers und Hildegard Schmahl. „Ganz wundervoll damals.“
Theaterfieber kam früh
Straße wird nach Peter Zadek benannt
Bochum bekommt demnächst eine Peter-Zadek-Straße: Auf Initiative des Freundeskreises des Schauspielhauses soll eine Straße zu Ehren des ehemaligen Intendanten (1926-2009) benannt werden.
Diese soll parallel zur Hermannshöhe zu finden sein: Auf der ehemaligen Lueg-Fläche entstehen derzeit sieben Häuser mit 89 Wohnungen.
Auch Hans Joachim Salmen packte das Theaterfieber früh. Als fünfjähriger Bub’ nahm ihn seine Mutter im November 1953 erstmals mit: in „Peterchens Mondfahrt“. „Auf der Bühne gab es Blitz, Donner und Regen, da wurde richtig aus dem Vollen geschöpft. Ich war total fasziniert.“
Erstaunlich: Auch beim Kinderstück spielte die Crème de la Crème des Ensembles. Ältere erinnern sich an Schauspiel-Größen wie Sigrid Schleier und Liesel Alex.
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Dieser Artikel ist Teil des Projektes „70 Jahre WAZ – 70 Jahre Bochum“. Unser Zeitstrahl Bochum70.waz.de bietet zu Nachrichten und Ereignissen, die für Bochum(er) zwischen 1948 und 2018 wichtig waren, historische Filmaufnahmen, Fotos und die alten WAZ-Zeitungsseiten zum Durchblättern. Auf dem Spezial können Sie auch eigene Bochumer Stadtgeschichten und Fotos hochladen. Das erste Jahresthema der Multimedia-Chronik: die Gründung der WAZ in Bochum im Jahr 1948.