Bochum. Der neue Intendant hat inhaltlich und ästhetisch präzise Pläne fürs Bochumer Theater. Mit seinem Team arbeitet Johan Simons schon länger zusammen.
Die ersten Infos sind an die Abonnenten verschickt, im Internet ist die Reaktion erfreulich, und auch die Medien haben es am Wochenende breit gestreut: Johan Simons steht für die Erneuerung des Schauspielhauses und kommt in seiner ersten Spielzeit, die im November startet, mit großen Namen für das zukünftige Bochumer Ensemble ‘rüber.
Kein Risiko wird gescheut
Der Intendant in spe hat klargemacht, dass demnächst an der Königsallee ein anderer Wind wehen wird. Die Welt der Internationalität zieht ins Schauspielhaus ein – mit all ihren verschiedenen Sprachen, Hautfarben, Ansichten und Befindlichkeiten. Damit tut Simons das, wofür er bekannt ist: Er denkt alles, was ihm begegnet, neu, scheut als Regisseur nicht das Risiko, und er bringt große Namen mit.
Hochkarätige Gäste
Das bezieht sich auf sein (fast) komplett neues Ensemble, in dem A-Schauspieler wie Sandra Hüller, Jens Harzer und Steven Scharf auftauchen, aber auch auf die Auswahl der Regisseure: Peter-Weiss-Preisträger Milo Rau inszeniert die antike „Oresteia“, Tausendsassa Herbert Fritsch wagt sich an ein Stück des Marquis de Sade, Simons selbst setzt sich mit „Hamlet“ auseinander.
Neue Namen, neue Gesichter
Zum Auftakt am 1. November gibt’s eine Theaterfassung von Feuchtwangers Roman „Die Jüdin von Toledo“. Es geht um die Gratwanderung von Menschen unterschiedlicher Herkunft zwischen religiöser Tradition und kosmopolitischem Aufbruch vor dem Hintergrund latenter Judenfeindlichkeit. Das Thema ist aktuell und steht exemplarisch für Simons’ Interesse an einer politischen Theaterarbeit. Und an einer universellen Kunst, die alle Religionen, Geschlechter und Nationalitäten in den Blickwinkel nimmt.
Kammerspiele bald „en suite“ bespielt
Ungewöhnliches verspricht auch die theaterinterne Neu-Organisation: In den Kammerspielen werden die Aufführungen demnächst nicht mehr im täglichen Wechsel gespielt, sondern en suite gezeigt. Soll heißen: Das Bühnenbild wird für Proben und Spielbetrieb aufgebaut und bleibt dann einige Wochen stehen, bis die Inszenierungen abgespielt sind. Simons verspricht sich davon eine Intensivierung der künstlerischen Ausdrucks- und Gestaltungskraft: „Die Schauspieler sind nach einigen Aufführungen in den Bühnenbildern wie in ihrem Wohnzimmern zu Hause.“
Kunst im „Oval Office“
Das Theater Unten wird als Theaterort aufgegeben, stattdessen wird die bunkerhafte Keller-Bühne zum „Oval Office“, das Kunstinstallationen zeigt. Über welche Zugkraft Simons verfügt, belegt die Liste der künstlerischen Gäste: Sie umfasst Namen wie den legendären Minimal-Music-Künstler Terry Riley oder die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller.
Kultur- und spartenübergreifende Arbeit
Zur Seite steht Johan Simons ein loyales Team, mit dem er bereits in seiner Zeit in München und bei der Ruhrtriennale zusammen gearbeitet hat, darunter die stellvertretende Intendantin Miriam Lüttgemann und Chefdramaturg Vasco Boenisch.
Tanz, Musik und Bildende Kunst sollen fest am Schauspielhaus verankert werden. So soll kulturelle Vielfalt in einem spartenübergreifenden Kanon erlebbar werden.