Zadek, Peymann, Steckel sind Namen von früheren Schauspielhaus-Intendanten, die nach wie vor stark präsent sind. Etwas in Vergessenheit geraten zu sein scheint darüber die Ära Hans Schalla, der das Theater von 1949 bis 1972 leitete, und seines Stellvertreters, des Bühnenbildners Max Fritzsche (1906-1999). Dessen Ehefrau Michaela hält die Erinnerung an eine große Künstlerpersönlichkeit wach.

In ihrem Haus in Wiemelhausen bewahrt Michaela Fritzsche einen umfänglichen Nachlass auf, unzählige Skizzen, Entwurfspläne, Dokumente, Briefe und Arbeitsutensilien aus den 1950er/60er Jahren. „Max war an sehr vielen Aufführungen beteiligt“, sagt Fritzsche. Und nicht nur das: Als 2. Mann hinter Schalla war er entscheidend an der Entwicklung dessen beteiligt, was später „Bochumer Stil“ genannt wurde. Damit gemeint ist eine entschlackte Bühnen- und Bildersprache und die Aneignung moderner Klassiker von Dürrenmatt bis Sartre; damals dringend geboten nach den Jahren der NS-Diktatur.

Künstlerische Autorität

Fritzsche war ein Theatermann, wie es sie heute nur noch selten gibt. „Max wirkte schon durch seine künstlerische Autorität“, erinnert sich seine Frau. Und er wurde geschätzt. Michaela Fritzsche zieht ein Blatt aus dem Konvolut der Erinnerungen, das Frank-Patrick Steckel 1988 an Fritzsche schrieb, als dieser längst pensioniert war. „Ich hoffe, Sie werden eine Vorstellung von ,Winterschlacht’ besuchen. Ihr Urteil interessiert mich wirklich“, schrieb Steckel.

Beim Durchsehen der Zeichenmappen, beim Blick auf all die Plakate, Programmhefte und Entwürfe lebt die alte Welt des Theaters wieder auf. Schnell wird klar, was Fritzsches Kunst ausmachte: Sie folgte bei aller ästhetischen Überformung streng den technischen Vorgabe der Bühne, mit sparsamsten Mitteln wurde eine möglichst konzentrierte Form der Aussage erzielt. „Es war eine klare, aber immer unmissverständliche Bühnensprache“, sagt Michaela Fritzsche.

Ihr Mann führte auch selbst Regie; „in manchen Spielzeiten zwei eigene Aufführungen, zusätzlich zu den Bühnenbildern“, erinnert sich Michaela Fritzsche an das enorme Arbeitspensum. Fritzsches Leistungen für die (Bochumer wie deutsche) Bühne wurden schon zu seinen Lebzeiten immer wieder betont. „Seine Bühnen waren nie bloßes Dekor oder pure Ortsbestimmung, sondern immer Versinnlichung der dramaturgischen Struktur eines Stücks“, schrieb die FAZ zu Max Fritzsches 80stem.

Dass Werk und Wirken ihres Gatten nicht in Vergessenheit gerate, dafür will sich Michaela Fritzsche einsetzen. „Besonders mit Blick auf den 100. Geburtstag des Theaters 2019 ist mir das wichtig“, sagt sie. Denn so maßgebend die Zadeks, Peymanns, Steckels für die Reputation des Schauspielhauses später waren – ohne Schallas Basisarbeit für die Bochumer Bühne wären sie vielleicht nicht zu dem geworden, was sie wurden. Und ohne den kongenialen Max Fritzsche wohl auch nicht.