Bochum-Wattenscheid. . „Wattenscheid macht ein Fass auf. Endlich in der Fußball-Bundesliga“, titelte die WAZ am 12. Mai 1990. Wir haben Erinnerungen aufgeschrieben.
Mit dem 5:1-Heimsieg gegen Hertha BSC Berlin hatte die SG Wattenscheid 09 den Erstliga-Aufstieg perfekt gemacht. Auch im Lokalteil war der Aufstieg das Topthema: „Im Stadion und in den Kneipen tanzt der Bär.“
„Der Aufstieg war ein absoluter Höhepunkt meiner Trainerkarriere, für den Verein, ja für ganz Wattenscheid. Und natürlich für Klaus Steilmann“, schwärmt Hannes Bongartz noch heute von dem Glücksmoment.
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„Minuten vor dem Abpfiff gingen im Stadion die Tore auf und die Bierwagen fuhren in den Innenraum, die Fans stürmten den Platz. Dabei war das Spiel noch gar nicht zu Ende. Der Schiedsrichter hat die Partie noch einmal kurz angepfiffen und dann beendet.“ Es folgen vier Jahre in der Ersten Bundesliga, „obwohl viele gedacht hatten, wir steigen nach einem Jahr wieder ab“.
Triumphmarsch und Freibier
Nach dem 5:1-Sieg gegen den Tabellenführer am Donnerstagabend feiern das Team um Kapitän Uwe Tschiskale und die Fans eine Riesenparty. Zunächst im Lohrheidestadion, aus den Lautsprechern schallt der Triumphmarsch aus Verdis Aida, es gibt 2000 Liter Freibier. Dann geht es in den Gaststätten munter weiter. „Das war eine lange Nacht. Das Training am nächsten Tag fiel aus“, so Bongartz.
Aufstieg der SG Wattenscheid 09
Auch für Günter Ritter (84), damals 09-Vorsitzender, „ging mit dem Bundesliga-Aufstieg ein Traum in Erfüllung. Nach dem Spiel war hier die Hölle los“. Alfred Winter, 32 Jahre lang WAZ-Bildredakteur in Wattenscheid, fotografierte auch in den Kabinen weiter, wo die Sektkorken knallten. „Unvergessen“, betonen sie, war auch die große Aufstiegsfeier in der Stadt neun Tage später. Der Autokorso mit den Spielern und Verantwortlichen führte, bejubelt von den Fans an den Straßen, vom Lohrheidestadion durch die Innenstadt zur Aufstiegsfeier vor dem Rathaus.
Spiele gegen Bayern München zählten zu den Höhepunkten
Zum Bundesliga-Start feiert die SG 09 ein 2:0 gegen Werder Bremen. Bei Bayern München geht Wattenscheid mit 0:7 unter, gewinnt aber mit 3:2 das von vielen Fans als „legendär“ bezeichnete Rückspiel im Bochumer Ruhrstadion – und beendet damit Münchens letzte Hoffnungen auf den Meistertitel. Da in der Saison 1991/92 das heimische Lohrheidestadion umgebaut wird, muss 09 ins Ruhrstadion umziehen.
Eine Saison später feiern die Wattenscheider 2:0-Siege über Bayern München sowie den VfL Bochum – und sind nach dem Abstieg des VfL sportlich betrachtet ein Jahr lang die Nummer eins in der Stadt.
>> Multimedia-Chronik: Bochum von 1948 bis 2018
Dieser Artikel ist Teil des ProBO-Projektes „70 Jahre WAZ – 70 Jahre Bochum“. Unser Zeitstrahl Bochum70.waz.de bietet zu Nachrichten und Ereignissen, die für Bochum(er) zwischen 1948 und 2018 wichtig waren oder wurden, historische Filmaufnahmen, Fotos und die alten WAZ-Zeitungsseiten zum Durchblättern. Auf dem Spezial können Sie auch eigene Bochumer Stadtgeschichten und Fotos hochladen. Das erste Jahresthema der Multimedia-Chronik: die Gründung der WAZ in Bochum im Jahr 1948.