Oberhausen. Dieter Kalthoff war niedergeschmettert, als Ärzte bei ihm einen zehn Zentimeter großen Tumor fanden. Er fühlte sich kerngesund.
Es waren nur wenige Worte, die in Dieter Kalthoffs Leben einen Wendepunkt markierten – ein Satz wie dieser: „Sie haben einen Tumor.“ Im Sommer 2023 erfuhr der 67-Jährige, dass er Darmkrebs hat. Die Nachricht traf ihn mit voller Wucht. „Da bin ich erstmal in ein tiefes schwarzes Loch gefallen.“ Sein Leben lang sei er nie krank gewesen, sagt der Oberhausener. Und auch zum Zeitpunkt der Diagnose fühlte er sich eigentlich gesund.
Dass Dieter Kalthoffs Krebs überhaupt entdeckt wurde, verdankt er seiner Lebensgefährtin und seinem Hausarzt. Der riet ihm zur Darmkrebsvorsorge. Die Kosten dafür übernimmt bei Männern ab 50 und bei Frauen ab 55 Jahren die Krankenkasse. Doch Kalthoff hatte keine guten Erinnerungen an seine letzte Darmspiegelung vor rund 20 Jahren. Ohne Narkose lief die ab, erinnert sich der Oberhausener heute. Gefühlt literweise habe er Abführmittel trinken müssen.
Beim CT fanden Ärzte einen rund zehn Zentimeter großen Tumor im Darm
Und überhaupt: Ihm ging es doch gar nicht so schlecht. „Leichte Beschwerden hatte ich gehabt. Blähungen, nichts Dolles“, sagt Dieter Kalthoff über die Zeit vor der Diagnose. Etwas abgenommen hatte er auch – und sich darüber eigentlich gefreut. Niemals wäre ihm in den Sinn gekommen, dass der Grund dafür Krebs sein könnte. Doch seine Lebensgefährtin überzeugte ihn – zum Glück.
Bei der Darmspiegelung konnte Kalthoffs Arzt zwar nicht genug erkennen, beim darauf folgenden CT allerdings war dann ein rund zehn Zentimeter großer Tumor im Darm zu sehen. „Das hat mich vom Sockel gehauen“, sagt der Oberhausener. Zur weiteren Behandlung kam er ins Darmkrebszentrum des Ameos Klinikums St. Clemens in Oberhausen-Sterkrade. Und dann ging alles ganz schnell: „Ich war nach drei Tagen unterm Messer.“ Die Nächte davor waren schlimm, erinnert sich Dieter Kalthoff. Er lag wach, habe sich viele Gedanken gemacht. „Ich bin froh, dass alles so schnell gegangen ist.“
Schnelle Behandlung wichtig: „Schlimm sind Ungewissheit und Wartezeit“
Der Patient wurde direkt nach der Diagnose in ein Netzwerk eingeschleust, erklärt Dr. Axel Döhrmann, Leiter des Darmkrebszentrums bei Ameos, das Vorgehen. Niedergelassene Fachärztinnen und -ärzte arbeiteten eng mit den Medizinerinnen und Medizinern der Ameos Klinika zusammen. Das soll unter anderem verhindern, dass Menschen, die eine schlechte Diagnose erhalten haben, lange auf einen Termin bei einem oder einer Spezialistin warten müssen. „Schlimm sind Ungewissheit und Wartezeit“, weiß Dr. Döhrmann.
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Die Operation übersteht Dieter Kalthoff gut. Operiert wurde mithilfe der Schlüssellochchirurgie. Es sind also nur kleine Einschnitte in die Bauchdecke nötig. Zumindest theoretisch. „Ein Loch muss so groß sein, dass der Tumor und das Gewebe durchpassen“, schränkt Dr. Döhrmann ein.
Je nach Lage des Tumors schlagen die Ärztinnen und Ärzte unterschiedliche Therapien vor: Mal geht der Operation eine Chemotherapie voraus, die den Tumor verkleinern soll. Mal schließt sich an die Operation eine Bestrahlung an, um möglicherweise im Körper verbliebene Krebszellen zu zerstören. Bei Dieter Kalthoff waren weder Chemotherapie noch Bestrahlung nötig. Und das, obwohl sich sein Krebs im dritten von vier Stadien befand. Der Oberhausener muss keine Medikamente nehmen und auch seine Lebensumstände nicht verändern.
Oberhausener befindet sich auf dem Weg der Besserung
Kurz nach der Operation landet der 67-Jährige aber doch wieder im Krankenhaus: Verdacht auf Nierenversagen. „Herr Kalthoff hat über mehrere Tage nichts gegessen und getrunken“, erklärt Dr. Döhrmann die Ursache. „Ich konnte nicht“, sagt Dieter Kalthoff und gesteht: „Ich war sehr uneinsichtig.“ Seine Familie bat ihn eindringlich, noch einmal in die Klinik zu gehen. Das sei eine gute Entscheidung gewesen, betont Dr. Döhrmann: „Wenn irgendetwas komisch ist: nachkontrollieren!“
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Jetzt erholt sich Dieter Kalthoff von der Operation. Anfangs habe er mehrere Wochen im Bett gelegen, berichtet er. „Ich hatte keine Energie. Da war ich richtig platt.“ Bewegen konnte er sich nur „mit Rollator und Pampers“. Doch es klappte immer besser. Irgendwann konnte er alleine laufen, alleine duschen, Autofahren, Einkaufen gehen. Mittlerweile ist er wieder bei 70 bis 80 Prozent, schätzt der Oberhausener – und bleibt optimistisch: Mit einer Reha will er die noch fehlenden 20 Prozent aufholen.
>>>INFO:
Darmkrebs gilt als zweithäufigste Tumorerkrankung bei Frauen und dritthäufigste bei Männern in Deutschland. Dies belegen Daten des Robert Koch-Instituts. Dennoch nutzt auch in Oberhausen nur jeder fünfte Patient oder jede fünfte Patientin die von den Krankenkassen bezahlte Darmspiegelung (Koloskopie) zur Krebsvorsorge.
Dr. Axel Döhrmann erklärt, dass die Häufigkeit der Erkrankung ab einem Alter von 50 Jahren ansteigt. „Hier ist Vorsorge besonders wichtig. Denn wenn Darmkrebs früh genug erkannt und richtig behandelt wird, ist er in fast 90 Prozent der Fälle sehr gut heilbar.“