Oberhausen. Trotz enormer Entwicklungen in der Forschung: Die Zeit spielt bei jeder Krebserkrankung eine entscheidende Rolle. Warnsignale erkennen
- Es gibt Symptome, die auf Brustkrebs hinweisen und die stets von einem Arzt abgeklärt werden sollten.
- Dazu gehören Verhärtungen in der Brust wie ein kleiner Knubbel, der neu aufgetreten ist.
- Oder die Brust verändert sich plötzlich in ihrer Form und/oder Größe.
- Auch Hautveränderungen kommen vor. So kann es sein, dass sich die Haut an der Brust schuppt, dass sie juckt oder sich nach innen wölbt.
- Entzündungszeichen wie Rötungen oder warme Stellen sind ebenfalls Warnsignale.
- Außerdem auch Ausfluss aus der Brustwarze, egal ob klar oder blutig.
- Die Lymphknoten unter der Achsel oder am Schlüsselbein schwellen an.
- Achtung: Brustkrebs entsteht am häufigsten in dem Teil der Brust, der zwischen Achselhöhle und Schlüsselbein liegt.
Die Diagnose Brustkrebs war der erste Schock. Der zweite folgte sofort: „Eine Chemotherapie erhalten Sie nicht!“ Weshalb gerade dies aber eine wirklich gute Nachricht ist, kann Maria Jokhadze, Oberärztin am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen, erklären. Denn die Leiterin des Brustzentrums Mülheim-Oberhausen am EKO weiß: „Die jüngsten Entwicklungen in der Krebstherapie sind revolutionär.“
Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Rund 70.000 in Deutschland erkranken pro Jahr daran, über 17.000 versterben jährlich. Im Brustzentrum Mülheim-Oberhausen wurden 2022 insgesamt 328 Primärfälle behandelt, 191 davon in Oberhausen, 137 in Mülheim. „30 Prozent unserer Patientinnen sind zwischen 50 und 59 Jahren“, erläutert Jokhadze.
Doch es gibt Hoffnung: Dank intensiver Forschungen konnte in der Medizin eine Trendwende erzielt werden. Inzwischen gilt: „Rechtzeitig erkannt und behandelt, sind die meisten Brustkrebsarten heilbar.“ Auch die Prognose für spätere Stadien habe sich verbessert: „Die Überlebensrate über zehn Jahre liegt bei 80 Prozent.“ Eine erfreuliche Quote. Mut macht nach Ansicht der Oberärztin auch dies: Immer mehr Frauen nutzen die Vorsorgeuntersuchungen, gehen zur Mammografie. „Das Wichtigste aber bleiben monatliche Selbstuntersuchungen.“ Nur wer seinen Körper kenne, bemerke jede Veränderung.
Wichtig zu wissen: Es gibt auch viele gutartige Veränderungen
Wird bei einer der Untersuchungen etwas entdeckt, heißt es zunächst: „Ruhe bewahren!“ Nicht jeder Knubbel bedeute schließlich Krebs. „Es gibt auch viele gutartige Veränderungen“, betont Maria Jokhadze. Abgeklärt werden sollten aber alle Auffälligkeiten. Zuerst bei der Gynäkologin oder dem Gynäkologen. Dann in einem zertifizierten Brustzentrum. „Denn nur dort sitzen die Experten.“ Bleiben nach dem erneuten Abtasten und einer Ultraschalluntersuchung noch Zweifel, kann außerdem gleich vor Ort mit Hilfe einer kleinen Nadel eine Biopsie durchgeführt werden.
Der Pathologe untersucht die so entnommene Gewebeprobe und liefert innerhalb weniger Tage die wohl wichtigsten Erkenntnisse für die weitere Behandlung: „Gutartig oder bösartig, welcher Krebstyp, in welchem Stadium.“ Im Frühstadium sei im Gegensatz zu früher generell meist gar keine Chemotherapie mehr erforderlich. Auch auf das reihenweise Entfernen der Lymphknoten werde inzwischen verzichtet. „Meist reicht es, die nächstliegenden in der Achselhöhle zu entfernen und zu überprüfen.“ Für die Patientinnen bedeutet dies: weniger Spätfolgen wie störende Lymphknotenschwellungen und Bewegungseinschränkungen.
Immer passgenauere Medikamente, die sogar die Überlebenschancen im Spätstadium deutlich erhöhen können, machen es möglich. Ausgesprochen gute Erfolge selbst bei fortgeschrittenen Erkrankungen würden mit einem sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugat erzielt. „Dabei wird das Zytostatikum bei einer Chemotherapie an einen speziellen Antikörper gekoppelt, über das es direkt in die Tumorzellen geschleust wird.“ Schlägt die Behandlung an, kann die Patientin sicher sein: „Zumindest innerhalb der nächsten zwei Jahre ist sie vor einem Rückfall geschützt.“ Zytostatika seien Substanzen, die Körperzellen vernichten oder deren Vermehrung zumindest verhindern bzw. erheblich verzögern können.
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Keine Brustkrebserkrankung aber ist wie die andere. Die Behandlung erfolge immer individuell. „Bei manchen aggressiven Krebsarten ist unter Umständen zwar eine Chemotherapie notwendig, dafür können wir komplett auf eine Operation verzichten“, erläutert die Oberärztin. Das sei etwa der Fall, wenn ein Knoten allein durch die eingesetzten Medikamente wieder verschwindet. Aber selbst dann, wenn eine Operation nicht vermieden werden kann, gelte: „In 80 Prozent können wir Brust-erhaltend operieren.“
Sollte die Brust doch komplett entfernt werden müssen, werde in der plastischen Chirurgie des Evangelischen Krankenhauses Mülheim sofort mit dem kosmetischen Wiederaufbau begonnen. „Das ist für die Psyche unserer Patientinnen sehr wichtig.“
Selbst aktiv gegen Brustkrebs
Eine gute Methode zur Früherkennung von Brustkrebs ist das Abtasten der Brust, das Frauen problemlos selbst durchführen können. Die Breast-Care-Nurses beider Standorte des Brustzentrums Mülheim-Oberhausen (BZMO) zeigen anhand von Modellen, wie es funktioniert.
Die nächsten kostenfreien Kurse in Oberhausen finden statt am: Donnerstag, 10. August 2023, Donnerstag, 12. Oktober 2023 und Donnerstag, 14. Dezember 2023 – jeweils um 18 Uhr im EKO, Onkologische Tagesklinik, Haus E, Erdgeschoss, Virchowstraße 20. Eine Anmeldung ist erforderlich unter 0208 881-1343 oder per E-Mail an helga.steines@eko.de.
Bereits seit 2007 ist das BZMO wiederholt durch das Bundesland NRW zertifiziert worden. Das BZMO ist eine Kooperation der Evangelischen Krankenhäuser Mülheim und Oberhausen.