Oberhausen. Kliniken in der Region bauen Kapazitäten ab, das Evangelische Krankenhaus Oberhausen dagegen investiert kräftig in die Kinder- und Jugendklinik.
Die Schließung des Marienhospitals im Essener Norden führt aktuell dazu, dass die Uniklinik Essen regelmäßig Hochschwangere abweisen und zu den anderen zwei verbliebenen Geburtskliniken der Stadt schicken muss. Noch enger ist die Versorgungslage im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin in der Region. In Mülheim gibt es keine einzige Klinik, die sich auf die Behandlung junger Patienten spezialisiert hat. Während also immer mehr Kliniken in der Umgebung ihre Kapazitäten abbauen, steckt das Evangelische Krankenhaus Oberhausen (EKO) stattliche 15 Millionen Euro in den Ausbau seiner Kinder- und Jugendklinik. Eine wichtige Investition. Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der von Fachleuten erwarteten Zunahme schwerer Krankheitsverläufe bei kleinen Patienten durch die noch höhere Ansteckungsrate der neuen Omikron-Variante.
Das EKO hat vom Land einen Förderbescheid in Höhe von rund 9,8 Millionen Euro erhalten. Mit dem Geld wird die Kinder- und Jugendklinik durch einen Neubau erweitert und das Zentrum „Kinderkrankenhaus und Geburtsklinik“ umgebaut. Weitere rund fünf Millionen Euro investiert das EKO selbst in den Aus- und Umbau. „Das ist für uns kein Problem, wir schreiben seit Jahren schwarze Zahlen“, gibt EKO-Geschäftsführer Dr. Peter Quaschner an.
Rund 2000 Geburten pro Jahr
Die Kinder- und Jugendklinik hat sich zwar weit über die Grenzen der Stadt hinaus einen guten medizinischen Ruf erworben, ist baulich aber in die Jahre gekommen. Es besteht Sanierungsbedarf: Angefangen bei den Rohrleitungen über die Ausstattung der Zimmer bis hin zur Dämmung der Decken.
Auch an der Belegung wird gefeilt: Höchstens zwei kleine Patientinnen und Patienten mit jeweils einem Elternteil sollen sich künftig einen Raum teilen. Bislang nutzen drei Kinder samt Familienanhang ein Krankenzimmer; Duschen und Bäder befinden sich größtenteils noch auf dem Flur. „Wir brauchen mehr Platz, aus Hygienegründen besonders wichtig ist auch, dass jedes Zimmer ein eigenes Bad erhält – all dies hat uns auch die Corona-Pandemie deutlich vor Augen geführt“, meint Dr. Hassan Issa, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik am EKO.
Kinderpflegekräfte dringend gesucht
Im Zuge des Umbaus plant das EKO außerdem einen Wahlleistungsbereich für Privatpatienten. Ermöglichen soll auch dies der Erweiterungsneubau, durch den insgesamt mehr Fläche für großzügigere Patientenzimmer und zusätzliche Familienzimmer entstehen.
Durch den Einbau von Kühldecken wird ein Aufheizen der Räume im Sommer künftig vermieden. Eine neue Außengestaltung soll das Bild abrunden: Mit dem Entfernen der Patina wird der originalen Klinkerfarbe zum Durchbruch verholfen. Dazu kommen neue Kinderspielanlagen.
Die Notfall-Ambulanz wird in den Eingangsbereich verlagert, auch der Notdienst der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte soll künftig wieder an die Kinder- und Jugendklinik angegliedert werden. Im Zuge des Ausbaus sucht das EKO dringend weitere Kinderpflegekräfte. Bewerbungen sind erwünscht.
Auch die Anzahl der Kreißsäle wird um zwei weitere auf insgesamt sechs aufgestockt. Alle Säle werden in direkter Nähe zur Intensivstation angesiedelt. „Damit wir im Notfall besonders kurze Wege haben“, erläutert Issa. Das Interesse werdender Mütter an einer Geburt im EKO ist groß, viele Schwangere reisten dafür auch während der Pandemie sogar aus der Region an. Mit rund 2000 Geburten pro Jahr übertrifft das Haus längst die Uniklinik Essen, die bei knapp 1500 Geburten pro Jahr liegt.
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Die gute Ausstattung dort hat sich gerade auch bei den an Covid teils schwer erkrankten Kindern bewährt. 13 wurden am EKO allein im vorletzten Vierteljahr behandelt. Alle hatten sich mit der Delta-Variante infiziert, beatmet werden musste aber keines von ihnen. Bislang haben die meisten Kinder einen Corona-Infekt, egal mit welcher Variante, gut überstanden, sagt Issa. Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) teilten dazu im September mit: Weniger als eines von 100 Kindern mit einer Covid-Infektion muss im Krankenhaus behandelt werden.
Neue Studien haben jetzt gezeigt, dass zwar auch die Omikron-Variante bei Kindern nicht schwerer verläuft. Da Omikron aber als deutlich ansteckender als Delta gilt, steigen durch die erwartbare wachsende Anzahl der infizierten Kinder eben auch die Fälle mit schweren Verläufen. Und genau diese neue Corona-Variante ist inzwischen auch in Oberhausen angekommen.
Umso wichtiger erscheinen die geplanten Maßnahmen am EKO, die allen Beteiligten allerdings auch einiges abverlangen dürften: Denn durchgeführt werden die Bauarbeiten im laufenden Betrieb. Im März 2022 soll es losgehen, das Bauende ist für Ende 2025 geplant.