Bochum. Der VfL Bochum verlängert die Kooperation mit Hauptsponsor Vonovia langfristig. Vom Partner gibt es aber auch Kritik.
Vordergründig war es ein freudiger Anlass, weshalb die obligatorische Spieltagspressekonferenz des VfL Bochum am Freitagmittag vor dem Duell mit Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr, Sky) etwas anders begann als gedacht. Statt Cheftrainer Dieter Hecking nahm zunächst VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig auf dem Podium Platz, neben ihm Arnd Fittkau, Vorstandsmitglied des Dax-Unternehmens Vonovia. Zusammen verkündeten die beiden, dass das Wohnungsunternehmen aus Bochum bis mindestens 2028 die Trikotbrust des VfL Bochum zieren wird.
Ein Deal, an dem die Mitarbeiter der Marketingabteilung um Andreas Kluy und dem inzwischen zur TSG Hoffenheim abgewanderten Tim Jost in Zusammenarbeit mit Kaenzig intensiv gearbeitet hatten. Und ein Deal, der Planungssicherheit gibt, weil er für beide Ligen gilt. Entsprechend zufrieden war VfL-Geschäftsführer Kaenzig mit dem Abschluss. „Das ist für den VfL Bochum ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk und wichtig für unsere Kontinuität“, sagte er.
VfL Bochum: Arnd Fittkau moniert Umgang mit Manuel Riemann
Diese Kontinuität allerdings fehlte in den vergangenen Monaten beim VfL Bochum, was den Vonovia-Vertreter Fittkau auf dem Podium zu durchaus kritischen Worten in Richtung der Führungsetage des Vereins veranlasste, da das Unternehmen bei dem Sponsoring negative Schlagzeilen gern vermeiden möchte. Vor allem personell habe es seit der Freistellung des ehemaligen Cheftrainers Thomas Letsch im Frühjahr diesen Jahres zu viele Wechsel beim VfL Bochum gegeben.
Letsch, Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian, Sportdirektor Marc Lettau, Trainer Peter Zeidler und zuletzt auch der herausragend arbeitende Marketingdirektor Jost sind aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr für den Verein tätig. Überwiegend, weil das Präsidium sich gegen sie aussprach.
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Auch in der Personalie Manuel Riemann blockierten Mitglieder des Aufsichtsrates lange eine für den Verein gute Lösung. „Ich finde die Entwicklung dort sehr bedauerlich. Wir stehen im Ruhrgebiet dafür, dass wir Dissonanzen ausräumen oder einen vernünftigen Weg finden“, sagte Fittkau angesprochen auf den Umgang mit dem langjährigen Stammkeeper. Dies sei aus seiner Sicht zuletzt nicht der Fall gewesen. „Er ist ein toller Sportler, der Fans oder Nicht-Fans hat. Ich persönlich gehe wegen solcher Typen ins Stadion. Der Sommer war extrem unglücklich für Verein uns Spieler“, sagt er.
Vonovia-Boss kritisiert VfL-Führung
Es seien viele Dinge passiert, die nicht für Kontinuität stehen würden, sagte Fittkau daher am Freitagmittag. Er ist nicht nur Vorstandsmitglied des wichtigsten Sponsors des VfL Bochum, er ist auch Fan und Mitglied des Vereins, geht regelmäßig ins Stadion. „Dann überlegt man sich, was würden die Erdmännchen (Anmerkung der Redaktion: Ein Kinderchor, der für besondere VfL-Lieder bekannt ist) für einen Song singen. Manchmal hätte man gedacht, dass es „Es fährt ein Zug nach nirgendwo“ wäre“, sagte Fittkau.
Zwischen den Zeilen eine deutliche Kritik an der Führung des Vereins, die sich vor einigen Wochen zerstritt. Dieser Zwist gipfelte darin, dass der langjährige Vorsitzender Hans-Peter Villis sein Amt ruhen ließ. Offiziell, weil er krank sei. Recherchen dieser Redaktion und anderer Medien allerdings legen nahe, dass es vielmehr um Machtspiele im Hintergrund ging.
„Wir laden herzlich ein, auf Kontinuität und Nachvollziehbarkeit zu setzen“, sagte Fittkau nun am Freitag, als er im Ruhrstadion auf dem Podium saß. „Ich würde mir wünschen, wieder das gallische Dorf mit Lust und mit Galligkeit zu werden und mit Freude in die Zukunft zu gehen“, so der Vonovia-Vorstand. Ob das mit Villis passieren müsse, dessen Rückkehr sich nach Recherchen dieser Redaktion immer mehr Fans und auch Sponsoren wünschen? „Sicherlich war Hans-Peter Villis der Hauptansprechpartner, die Zusammenarbeit mit ihm war immer vertrauenswürdig und angenehm. Ich finde es persönlich bedauerlich, dass er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt ruhen lässt“, sagte Fittkau diplomatisch.
Grundsätzlich gehe es in erster Linie um den Verein, betonte das Vonovia-Vorstandsmitglied. Dieser müsse aber mit Kontinuität und Verlässlichkeit geführt werden. Zwei Attribute, die in den vergangenen Wochen und Monaten wohl nur die wenigsten Fans im Zusammenhang mit dem VfL Bochum verwendet hätten. Auch deshalb dürfte die Mitgliederversammlung am kommenden Donnerstag (12.12.) von großer Bedeutung für den gesamten Verein sein.