Bochum. Viele Siege gab es im Jahr 2024 nicht zu feiern für den VfL Bochum. Emotionale Momente gab es dennoch einige für alle, die es mit dem VfL halten.
Verliebt fürs Leben. Der VfL Bochum hat als Werbung für die neuen Trikots zu dieser Saison eine neue Deutung für das VfL aufgelegt. VfL, das heißt „Verein für Leibesübungen“. Das wird auch so bleiben, auch wenn die nachwachsenden Generationen so gar nichts mehr mit dem Begriff „Leibesübungen“ anfangen können. Aufgrund des andauernden und scheinbar nie enden wollenden Abstiegskampfes der Bochumer, wurde und wird aus „VfL“ wahlweise gerne „Verein für Leidenschaft“ oder „Verein für Leidensfähigkeit“, beziehungsweise „Leidensübungen“. Das Fußballjahr 2024 hatte einige emotionale VfL-Momente.
Der erste Sieg in der Saison 2024/2025: Deutlich war zu hören, wie gut den Fans des VfL das 2:0 gegen den 1. FC Heidenheim im letzten Heimspiel des Jahres tat. Sie sangen, sie reuten sich lautstark, feierten eine Mannschaft, die ihnen im Kalenderjahr 2024 nicht oft die Gelegenheit gab, Siege zu feiern. 2024 gab es in 33 Partien 20 Niederlagen, acht Unentschieden und nur fünf Siege. 34 Spiele hat eine Saison. Wäre das Jahr 2024 eine Saison gewesen, hätte der VfL Bochum 23 Punkte gesammelt. Das würde niemals für den Klassenerhalt reichen. Mit dem 2:0 gegen Heidenheim am letzten Spieltag des Jahres kehrte dennoch die Hoffnung zurück an die Castroper Straße.
Das Team von Trainer Dieter Hecking gewann völlig verdient, dominierte den Gegner, hätte sogar noch höher gewinnen können. Am Ende war das den Fans egal. Das „Oh wie ist das schön“ und auch das „So ein Tag, so wunderschön wie heute . . .“ hallte noch lange durch das Ruhrstadion und begleitete die endlich mal wieder lächelnden Fans auf ihren Wegen nach Hause.
VfL Bochum steht ohne Geschäftsführer Sport da
Die Verabschiedung von Patrick Fabian: Schon vor dem ersten Heimspiel des VfL Bochum in der neuen Saison Ende August gegen Borussia Mönchengladbach wurde es im Vonovia Ruhrstadion mächtig emotional. Gleich mehrere verdiente Akteure wurden geehrt. So zum Beispiel Heiko Butscher und Marc Andre Kruska, die den VfL zum Klassenerhalt geführt hatten. Zudem wurde Patrick Fabian verabschiedet.
Über die Leinwand flatterten Bilder der Vergangenheit und aus einer Zeit, in der er den VfL Bochum vor allem als Spieler prägte. Vor dem Spiel gegen Gladbach stand er nun vor der Ostkurve, hatte Tränen in den Augen. „Wir verabschieden dich heute gebührend“, sagte Stadionsprecher Michael Wurst, bevor sich das gesamte Stadion erhob und ihm applaudierte. „Patrick Fabian“, schallte es im Anschluss durch das Ruhrstadion.
Fabian ist einer, der in Bochum und beim VfL Spuren hinterlassen hat. Das würdigten auch die Fans mit einer Choreografie zu Anpfiff. „Danke Patti“, stand neben einem ikonischen Jubelbild von Fabian geschrieben. Als Spieler war er von 2002 bis 2020 aktiv, er spielte als Profi nur für den VfL Bochum. Danach arbeitete er zunächst unter Geschäftsführer Sport Sebastian Schindzielorz in der Geschäftsführung mit, um dann später selbst Geschäftsführer Sport beim VfL zu werden. Nach der erfolgreichen Relegation trat er dann als Geschäftsführer Sport des VfL Bochum zurück.
Die Tür für eine Rückkehr, so hieß es unlängst vom VfL Bochum, sei für ihn aber immer offen.
Riemann-Rückkehr spaltet das Fan-Lager des VfL Bochum
Die Riemann-Rückkehr: Knapper ging es kaum. Für den 19. November, einen Dienstag, sollte es vor dem Arbeitsgericht Bochum heißen: Manuel Riemann gegen den VfL Bochum. Am Sonntag davor gab es dann die Mitteilung des Bundesligisten, dass er sich mit Riemann auf eine Rückkehr ins Mannschaftstraining geeinigt habe. Am entsprechende Montag wirkte es dann so, als wäre der streitbare Torwart nie wirklich weggewesen. Er schien fit, die individuellen Einheiten mit Torwarttrainer Christofer Heimeroth schienen gefruchtet zu haben. Kurz nach 15 Uhr betrat er den Fitnessraum an der Castroper Straße umringt von seinen Kumpels in der Mannschaft, mit denen er auch während seiner Abberufung vom Profikader stets Kontakt hielt. Kapitän Anthony Losilla, Philipp Hofmann und Maximilian Wittek, die auch während der Feierlichkeiten rund um den sensationellen Klassenerhalt in der Relegation bei Fortuna Düsseldorf sein Trikot trugen, waren auch am Montag an seiner Seite.
Trainer Dieter Hecking, zu diesem Zeitpunkt erst wenige Tage da, ordnete alles sehr sachlich ein: „Man muss sehen, was gewesen ist. Einige gucken in den Rückspiegel rein und bei dem einen oder anderen bleibt mehr hängen.“ Es sei aber nicht an der Zeit, zurückzugucken, sondern nach vorn. „Wenn Manu seinen Teil dazu beiträgt, dass wir den Klassenerhalt schaffen, ist das in Ordnung“, sagte Hecking und sofort klar zu stellen: „Patrick Drewes ist unsere Nummer eins, daran gibt es nichts zu ändern. Timo Horn ist unsere Nummer zwei.“ Diese Reihenfolge ist seitdem unverändert.
Der VfL Bochum und das „Wunder“ von Düsseldorf
Die Relegation gegen Fortuna Düsseldorf: Der Abstieg des VfL Bochum stand fest. Mit 0:3 hatte das Team das Relegations-Hinspiel gegen Fortuna Düsseldorf verloren, war fast chancenlos untergegangen. Die Düsseldorfer feierten in Bochum und es sah alles danach aus, als würden sie bereits den Aufstieg in die Bundesliga feiern. Zu klar hatten sie teilweise überfordert wirkende Bochumer dominiert.
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Und gefühlt war es zunächst nur einer, der noch nicht akzeptieren wollte, dass der VfL Bochum absteigt. „Lass die heute mal feiern“, sagte VfL-Abwehrspieler Keven Schlotterbeck. „Am Montag schlagen wir zurück.“
Dass es dann genauso kam, machte aus dem Schlotterbeck-Zitat erst ein richtig gutes. Dass Schlotterbeck die sich immer mehr steigenden Feierlichkeiten der Bochumer bis in den frühen Morgenstunden des Dienstags nach dem glücklichen Ausgang der Relegation anführte, war umso verständlicher.
Nach 18 Minuten hatte Philipp Hofmann das 1:0 erzielt. Nach 66 Minuten erhöhte er auf 2:0. Mit dem 3:0 durch einen verwandelten Elfmeter durch Kevin Stöger war das Hinspiel egalisiert.
Im Elfmeterschießen fiel die Entscheidung mit Takashi Uchino, dem 14. Schützen. Er schoss über das von Andreas Luthe gehütete Tor des VfL Bochum. Der Rest war zunächst etwas ungläubiger, dann komplett ausgelassener Jubel aller Menschen, die es mit dem VfL Bochum halten.
Und die Feier, die in Düsseldorf nach dem verschossenen Elfmeter begann, ging dann im Bermuda-Dreieck in Bochum weiter und endete bei vielen auch viele Stunden später noch nicht. Man munkelt, einige Fans des VfL Bochum hätten bis heute nicht aufgehört zu feiern.